Tennis Tennis: Erschöpfte Petkovic kämpft sich ins Finale

Nürnberg/SID. - Nach dem Kraftakt und dem Finaleinzug von Nürnberg musste Andrea Petkovic noch einmal richtig Gas geben. Auf dem Bobbycar gingen der Darmstädterin in einem Rennen gegen einen Steppke auf dem Sandcourt dann aber schnell die Kräfte aus. Grund zum Strahlen hatte Petkovic trotzdem. Die Wildcard-Inhaberin setzte im Halbfinale des Nürnberger Versicherungscups mit dem neunten Sieg in elf Tagen ihre beeindruckende Erfolgsserie fort und bezwang die topgesetzte Jelena Jankovic (Serbien) mit 6:4, 6:3. Nach 1:30 Stunden verwandelte Petkovic den ersten Matchball, schrie ihre Freude heraus und ließ sich feiern. „Ich habe gehofft, dass es nicht so lange dauert, weil ich müde war. Andererseits wollte ich nicht, dass es aufhört, weil es so schön war“, sagte die Fed-Cup-Spielerin.
„Nichts-zu-verlieren“-Einstellung
Am vergangenen Wochenende hatte die 25-jährige Petkovic das ITF-Turnier in Marseille gewonnen. Im Endspiel von Nürnberg greift sie am Samstag gegen Lucie Safarova (Tschechien/Nr. 5) oder die Rumänin Simona Halep (Nr. 7) nach ihrem dritten Turniersieg auf der WTA-Tour. 2011 hatte die einstige Nummer neun der Welt in Straßburg gewonnen, zwei Jahre zuvor in Bad Gastein. Es wäre der erste große Coup von Petkovic nach ihrer verletzungsbedingten Leidenszeit, die sie allein im vergangenen Jahr zu einer insgesamt über siebenmonatigen Pause gezwungen hatte. Trotzdem war sie nicht mit einer „Nichts-zu-verlieren“-Einstellung in das Match gegen die ehemalige Nummer eins der Welt gegangen. „Wenn ich dieses Gefühl kennen würde, hätte ich es vielleicht einfacher im Leben“, hatte „Petko“ gesagt.
Lockeres Spiel
Vor knapp 2000 Zuschauern am Valznerweiher waren Petkovic die Strapazen der vergangenen anderthalb Wochen nicht anzumerken. Mit einem raffinierten Winkelspiel entnervte sie die favorisierte French-Open-Viertelfinalistin Jankovic immer wieder und entschied viele lange Grundlinienduelle für sich. Nach 44 Minuten gelang Publikumsliebling Petkovic, die in den Runden zuvor ihre Fed-Cup-Kolleginnen Annika Beck (Bonn) und Julia Görges (Bad Oldesloe) bezwungen hatte, das entscheidende Break zum Satzgewinn mit einem direkten Gewinnschlag. „Andrea hatte ihre Nerven gut im Griff und war die aktivere Spielerin. Es sah alles sehr locker aus“, lobte die wie immer in der Box der Hessin sitzende Bundestrainerin Barbara Rittner. Auch in der Folge ließ Petkovic, die nach ihrem Marathonmatch gegen Beck in einem Eisbad regeneriert hatte, nicht nach. Die auf Nummer 103 des Rankings abgefallene Hessin sorgte immer wieder dafür, dass sich die entnervte Jankovic lautstark bei ihrem Trainer und Bruder Marko beschwerte.
Coach lacht über Rücktrittsgedanken
In einem von fünf Breaks geprägten zweiten Durchgang nahm Petkovic der früheren Weltranglistenersten den Aufschlag zur eigenen 5:3-Führung ab und brachte das Match anschließend nach Hause. Dabei ist es keine drei Wochen her, da hatte das Scheitern in der Qualifikation für die French Open bei „Petko“ sogar Rücktrittsabsichten geweckt. Während des Frusttrainings nach dem Aus von Paris reichten drei nacheinander verschlagene Rückhandbälle, um die gesamte Karriere in Frage zu stellen. „Ich saß auf der Bank und habe zu meinem Trainer gesagt, „ich höre auf'“, berichtete sie. Doch ihr Coach Petar Popovic lachte damals nur laut. Weil er genau wusste, dass sein Schützling noch mit ganzem Herzen am Tennis hängt und bereit ist, alles für die Rückkehr in die Weltspitze zu geben. Und Popovic sollte Recht behalten. „Das Kapitel Tennis ist für mich noch nicht abgeschlossen. Ich merke, dass noch etwas in mir steckt“, sagte Petkovic dem SID. Sie will nach all den Zweifeln zurück in die Top Ten: „Dahin, wo ich schon mal war. Das ist mein Anspruch. Auch wenn ich weiß, dass es hart wird.“
