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SV Halle Lions SV Halle Lions: Das Gefühlsbarometer bei Noémie Rouault steigt

Von Christoph Karpe 24.11.2015, 20:42
Bei Physiotherapeut Patrick Buschmann weiß Noémie Rouault ihr Knie in guten Experten-Händen.
Bei Physiotherapeut Patrick Buschmann weiß Noémie Rouault ihr Knie in guten Experten-Händen. Eckehard Schulz Lizenz

Halle (Saale) - Behutsam umfasst Patrick Buschmann das rechte Knie mit den punktförmigen Narben seiner Patientin. Langsam dehnt der Physiotherapeut die Muskeln darüber und darunter, sondiert eventuell schmerzende Stellen. Noèmie Rouault nimmt das recht gelassen hin. Die Basketballerin der SV Halle Lions kennt das Prozedere inzwischen bestens, das vonnöten ist, um das lädierte Bein, wieder in Schwung zu bringen. Seit mittlerweile fast sieben Wochen bestimmt die Therapie in der halleschen „Rehaflex“-Klinik maßgeblich ihren Alltag. Selbst Vorlesungen an der Uni muss sie bei manchmal fünf Stunden Behandlung am Tag ab und zu sausen lassen. Alles nur für ein Ziel: Künftig wieder auf Bundesliga-Top-Niveau Basketball spielen zu können.

Doch inzwischen ist sie guter Dinge: „Wann ich zurückkomme, das steht zwar noch in den Sternen, da setze ich mich auch nicht unter Druck. Doch ich habe ein gutes Gefühl“, sagt die 20-Jährige und freut sich darauf, dass sie nun wieder joggen darf.

Wochen zuvor plagten Noémie Rouault noch arge Zweifel. Sie erinnert sich noch genau an den fatalen 7. Juli. „Bei einem Spiel der U-20-Europameisterschaft bin ich einfach auf dem Parkett zusammengebrochen“, erzählt sie. Tage zuvor war sie noch mit einer Gegnerin zusammengekracht. Seit dem schmerzte das Knie zwar, aber die Kämpferin wollte einfach wieder mitmischen. Wird schon nicht so schlimm sein, dachte sie. Deshalb ließ sie sich nach einer Spielpause erneut aufstellen. Doch nachdem dann das Knie jeglichen Halt verlor, folgte die niederschmetternde Diagnose: Kreuzbandriss. Am 27. August wurde sie im Uniklinikum operiert.

Nun ist diese OP mit fester Handwerker-Arbeit bestimmt nichts für zart besaitete Zuschauer. Noémie Rouault wollte aber trotzdem wissen, was mit ihr passiert. Also schaute sie sich vorab ganz tapfer sogar ein Youtube-Video von einer derartigen Operation an, bei der Sehnenstücke aus dem Oberschenkel entnommen und dann ins Knie eingeschraubt werden. „Einzig nicht geheuer war mir wegen der Vollnarkose und dem damit verbundenen Kontrollverlust“, erinnert sie sich heute und erzählt das sie sich hinterher ganz taff vom Arzt Rüdiger Neef, der gleichzeitig der Teamarzt der Lions ist, Bilder von ihrer Operation zeigen ließ.

Nach der ersten Heilphase begann die Reha. Physiotherapie, Sporttherapie an diversen Geräten und Aquajogging sollen das Gelenk auf sportlich belastbar trimmen. Nicht nur das: „In der Zwischenzeit ohne Training hatte ich am Oberschenkel sieben Zentimeter Umfang verloren, weil sich Muskeln abgebaut haben.“ Was ganz normal ist.

Doch gleichzeitig setzt ihr eine Sache mental zu. Sie leidet mit Laura Hebecker, die letzte Woche das gleiche Schicksal im Training der Nationalmannschaft erlitten hat - Kreuzbandriss, nur im linken Knie. „Laura hat wie ich auch fast nichts gespürt und zunächst nie gedacht, dass die Auswirkungen so gravierend sein könnten“, erzählt Noémie Rouault. Beide haben abends zusammen gesessen und über ihr Verletzungs-Schicksal geredet. Dabei leistete Noémie Rouault mentale Aufbau-Arbeit für die am Boden zerstörte Kollegin. Sie gab ihr aus ihrer Erfahrung heraus Mut für die anstehende Operation und Tipps für die Reha danach.

Noémie Rouault tastet sich inzwischen schon wieder vorsichtig an ihren Lieblingssport heran. Mit Trainer René Spandauw wirft sie abends, nach dem Training der fitten Löwinnen, schon wieder Basketbälle durch die Reuse. Um einfach das Gefühl nicht zu verlieren. Wird es vielleicht doch noch etwas mit einem Comeback in dieser Saison? „Das wäre ein Traum“, sagt die gebürtige Berlinerin. (mz)

Beim Aquajogging
Beim Aquajogging
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