Stefan Henze Stefan Henze: Toter Kanutrainer aus Halle war Organspender

Rio de Janeiro/Halle (Saale) - Der tragische Unfalltod des halleschen Kanu-Trainers Stefan Henze in Rio rückt schlagartig ein Thema in den Blick, das zuletzt eher mit Skandalen verbunden war - die Organspende
Der am Montag an den Folgen eines Autounfalls gestorbenen Henze hatte nach seinem Tod Herz, Leber und Nieren gespendet und damit vier Menschen das Leben gerettet. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), Stefan Rahmel, spricht von einer „großherzigen Geste der Menschlichkeit und des Mitgefühls“.
Die DSO koordiniert die Organspenden zwischen Krankenhäusern, Transplantationszentren und Patienten. Nach ihren Angaben warten in Deutschland mehr als 10.000 Menschen auf ein Spenderorgan. In Sachsen-Anhalt sind es 423 Patienten.
Toter Kanu-Trainer Stefan Henze war Organspender: Zahl der Spender rapide gesunken
Doch die Zahl der Spender ist in den vergangenen Jahren rapide gesunken - von knapp 1300 im Jahr 2010 auf unter 900 im vorigen Jahr. Regional fällt die Entwicklung allerdings sehr unterschiedlich aus, wie ein Blick auf die Zahlen aus Sachsen-Anhalt zeigt, die im genannten Zeitraum nahezu konstant geblieben sind.
Ein Grund für den massiven Rückgang: Die Manipulationen an Wartelisten für Organtransplantationen an verschiedenen Kliniken, darunter in Leipzig und Göttingen. Patienten waren mit falschen Angaben auf den Listen nach oben gehievt worden, um so schneller ein neues Organ zu erhalten.
Schon 2013 hatte die DSO eingeräumt, die Manipulationen hätten das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Transplantationsmedizin geschwächt - ablesbar an der gesunkenen Spendenbereitschaft.
In Umfragen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erfährt die Organspende regelmäßig hohe Zustimmungsraten um 80 Prozent. Auch verfüge mittlerweile fast jeder dritte Deutsche über einen Spenderausweis, so die Bundeszentrale; vor vier Jahren war es noch nicht mal jeder vierte.
Doch diese Zahlen täuschen. DSO-Vorstand Rahmel beklagt: „Nur wenige Menschen dokumentieren ihre Entscheidung“, etwa per Ausweis oder Patientenverfügung. Zudem wird nicht jeder Spenderausweis-Träger auch zum Spender: Laut der BZgA sterben in Deutschland jährlich 400 000 Menschen in Krankenhäusern. Nur bei einem Prozent davon werde der Hirntod ärztlich festgestellt, sagt BZgA-Sprecherin Marita Völker-Albert. Das aber ist eine wesentliche Voraussetzung für eine Organspende.
Prominenter Organspender wie Kanu-Trainer Stefan Henze könnte das Thema stärken
Ein prominenter Fall wie der Tod Stefan Henzes, so tragisch dieser auch sei, könne das Thema Organspende wieder stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen, sagt Hans Wilhelm Gäb.
Der frühere Tischtennis-Nationalspieler setzt sich mit seinem Verein „Sportler für Organspende“ seit Jahren für eine höhere Spendenbereitschaft ein. „Es ist bemerkenswert“, sagt Gäb, „dass man in der Stunde des Todes noch Leben retten kann.“ (mz)
