Olympia in Tokio offiziell Eröffnet
„Wer denkt sich das aus?“ Athleten lästern über deutsches Outfit bei Eröffnungsfeier

Tokio/dpa/MZ - Mit einer unspektakulären Party und begleitet von Protesten sind die wohl außergewöhnlichsten Olympischen Spiele der Neuzeit eröffnet worden. Lediglich knapp 1000 Ehrengäste - unter ihnen Japans Kaiser Naruhito - wohnten am Freitag in Tokio der weitgehend trostlosen Zeremonie bei.
IOC-Präsident Thomas Bach sprach trotz der umfangreichen Corona-Einschränkungen in der Olympia-Stadt von einem wichtigen Zeichen in Zeiten der weltweiten Pandemie. „Heute ist ein Tag der Hoffnung. Ja, es ist ganz anders, als wir es uns vorgestellt hatten. Aber lasst uns diesen Moment wertschätzen, weil wir endlich alle zusammen hier sind“, sagte Bach.
Olympia-Eröffnungsfeier: Deutschland läuft als 115. Nation ins Stadion ein
Um 23.13 Uhr Ortszeit erklärte der Tenno die XXXII. Olympischen Spiele für offiziell eröffnet. Zuvor waren die 205 Nationen und das Flüchtlingsteam unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln in das fast leere Olympiastadion einmarschiert.
Die deutsche Mannschaft, die wegen der phonetischen Reihenfolge im japanischen Alphabet erstmals erst an 115. Stelle an der Reihe war, wurde angeführt von Beachvolleyball-Olympiasiegerin Laura Ludwig und Wasserspringer Patrick Hausding.
Radfahrer Simon Geschke ist der erste Coronafall im deutschen Team
Das Duo, das sich in einer Wahl unter Sportfans und der Olympia-Mannschaft durchgesetzt hatte, trug als Zeichen der Gleichstellung gemeinsam die Fahne. Das hatte es zuvor noch nie gegeben. „Es ist cool, dass wir das zusammen machen konnten“, sagte Ludwig.
Derweil gab es im deutschen Olympia-Team einen ersten Coronafall. Der Radsportler Simon Geschke sei positiv auf das Virus getestet worden und werde daher nicht am Straßenrennen am Samstag teilnehmen können, teilte der Deutsche Olympische Sportbund mit.
Spott und Häme für deutsches Olympia-Outfit
Mit ihrer Bekleidung bei der Olympia-Eröffnungsfeier in Tokio waren modisch offenbar nicht alle deutschen Athleten ganz zufrieden. „Wer ist verantwortlich für dieses Outfit?“, schrieb Basketball-Nationalspieler Maodo Lo am Freitag in seiner Instagram-Story und zeigte sich in einem kurzen Video wenig begeistert von seiner Kleidung.
Teamkollege Niels Giffey legte nach: „Wer denkt sich das aus?“ Lo richtete seine Frage im sozialen Netzwerk dabei direkt an Hersteller Adidas und das Team Deutschland.
Das mintgrüne Outfit mit einer eigenwilligen Weste und neonfarbenen Schuhen sorgte auch im Netz schnell für Diskussionen. „Die Goldmedaille für die hässlichsten Outfits kann uns schonmal niemand nehmen“, schrieb eine Userin bei Twitter. Ein weiterer meinte: „Wow, auf die Geschmacklosigkeit der Outfits der Deutschen bei den Olympischen Spielen kann man sich immer verlassen!“
Adidas verteidigt deutsche Olympia-Bekleidung gegen Kritik
Sportartikelhersteller Adidas hat die Einlauf-Bekleidung gegen Kritik verteidigt. „Die Bekleidung für die Olympischen- und Paralympischen Spiele in Tokio wurde bereits Anfang Mai vorgestellt und hat sehr viel positive Rückmeldung erhalten“, sagte ein Firmensprecher am Freitag auf dpa-Anfrage.
Die Kollektion sei in enger Abstimmung mit der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes entwickelt worden. „Die Einbindung der Sportlerinnen und Sportler ist uns sehr wichtig und war zu jedem Zeitpunkt des Designprozesses gewährleistet“, betonte der Adidas-Sprecher.
In den nächsten 16 Tagen kämpfen rund 11.000 Sportlerinnen und Sportler vor leeren Rängen um Gold, Silber und Bronze. In 33 Sportarten gibt es die Rekordzahl von 339 Olympia-Entscheidungen. Bei der Zeremonie bekamen die Sportlerinnen und Sportler aus aller Welt bereits einen Vorgeschmack auf die ersten Olympischen Spiele ohne Zuschauer.
In seiner Rede sprach Bach allen Mut zu. „Ihr habt vor großen Herausforderungen bei eurer olympischen Reise gestanden“, sagte der IOC-Chef an die Adresse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Ihr habt gekämpft, durchgehalten und niemals aufgegeben. Und heute lasst ihr euren Olympia-Traum wahr werden.“ Zu diesem Zeitpunkt hatten etliche Athletinnen und Athleten wegen der großen Hitze und aus Gründen der Risikominimierung das Stadion aber bereits schon wieder verlassen.
Olympia-Gegner protestieren vor dem Stadion
Die Show, in deren Vorfeld es mehrere Skandale und Rücktritte im Kreis der Organisatoren gegeben hatte, war wegen der besonderen Umstände stark auf das Fernsehen zugeschnitten und verlief ohne Höhepunkte. Eingerahmt wurden die landestypischen Darbietungen der Künstler von einem Feuerwerk, das in der japanischen Metropole weithin sichtbar war.
Keinen Blick dafür hatten Hunderte japanische Olympia-Gegner, die vor der Arena lautstark gegen die Sommerspiele protestierten. Rufe wie „Stoppt die Spiele“ oder „Brecht die Eröffnungsfeier ab“ drangen über Megafone bis ins Olympiastadion. Zu ähnlichen Aktionen war es zuvor schon in der Stadt rund um das Rathaus gekommen. Auf Bannern stand „Löscht die Olympische Fackel“ und „Keine Olympiade“ sowie „Globales Verbrechen gegen Japan“.