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Schwere Vorwürfe Tennis-Revolte: Gewerkschaft klagt wegen „Kartell“

„Tennis ist kaputt“. Mit markigen Worten geht die von Novak Djokovic mitgegründete Spielergewerkschaft gegen die großen Tennis-Organisationen vor. Es bahnt sich ein aufsehenerregender Rechtsstreit an.

Von dpa 18.03.2025, 16:53
Initiierten gemeinsam die Spielergewerkschaft PTPA: Vasek Pospisil (l) und Novak Djokovic.
Initiierten gemeinsam die Spielergewerkschaft PTPA: Vasek Pospisil (l) und Novak Djokovic. Kelly Barnes/AP/dpa

New York - Die von Superstar Novak Djokovic mitgegründete Spielergewerkschaft PTPA äußert schwere Vorwürfe gegen die führenden Tennis-Organisationen und initiiert weltweit rechtliche Schritte. Die Gewerkschaft wirft den Profi-Organisationen ATP und WTA sowie dem Weltverband ITF in einer Mitteilung vor, ein „Kartell“ sowie ein „korruptes, illegales und missbräuchliches System“ zu bilden.

Beschwerden: hohe Belastungen, lange Saison

Man habe deshalb mit mehr als einem Dutzend Tennisprofis in den USA, im Vereinigten Königreich und in der Europäischen Union Klagen eingereicht. Im Zentrum der Beschwerden stehen unter anderem hohe Belastungen für Profis, eine zu lange Saison, Absprachen zur Verhinderung von Wettbewerben zwischen den Turnieren. Zudem könnten Spieler durch ein restriktives Ranglistensystem kaum an alternativen Veranstaltungen teilnehmen.

„Tennis ist kaputt“, sagte PTPA-Generaldirektor Ahmad Nassar. „Hinter der glamourösen Fassade, mit der die Angeklagten werben, sind die Spieler in einem unfairen System gefangen, das ihr Talent ausbeutet, ihre Einnahmen drückt und ihre Gesundheit und Sicherheit gefährdet.“

Alle Möglichkeiten für Reformen im Dialog mit den Verbänden seien ausgeschöpft, begründet die PTPA ihre Klagen. „Bei der Behebung dieser systemischen Mängel geht es nicht darum, den Tennissport zu zerstören – es geht darum, ihn für kommende Generationen von Spielern und Fans zu retten“, sagte Nassar.

ATP und WTA verteidigen sich

Die ATP wehrt sich gegen die Vorwürfe. „Wir weisen die Behauptungen der PTPA entschieden zurück, halten die Klage für völlig unbegründet und werden unsere Position energisch verteidigen“, teilte die Organisation in einer Stellungnahme mit und erhob ihrerseits schwere Vorwürfe gegen die Spielergewerkschaft, die „konsequent auf Spaltung und Ablenkung durch Fehlinformationen statt auf Fortschritt“ setze. Die WTA nannte das Vorgehen der PTPA „bedauerlich und fehlgeleitet“.

Die Schritte richten sich auch gegen die International Tennis Integrity Agency Itia, die sich unter anderem um die Aufarbeitung von Manipulation und Doping im Tennis kümmert. Man habe die Klage erhalten, bestätigte die Itia auf Anfrage der dpa. 

Pospisil: Es geht um Menschenwürde

Djokovic hatte gemeinsam mit dem kanadischen Profi Vasek Pospisil die PTPA initiiert, die Gewerkschaft wurde 2021 gegründet. Der serbische Grand-Slam-Rekordsieger wird namentlich zwar nicht in der Pressemitteilung genannt, er sitzt aber im Exekutivkomitee der PTPA. Seine Unterstützung in dieser Sache sei ausdrücklich vorhanden, sagte PTPA-Sprecher David Cooper.

„Es geht nicht ums Geld, es geht um Fairness, Sicherheit und grundlegende Menschenwürde“, sagte Mitgründer Pospisil. Auch er habe zu Beginn seiner Karriere noch in seinem Auto übernachtet, obwohl er einer der glücklicheren Spieler sei. „Kein anderer großer Sport behandelt seine Athleten auf diese Weise. Die organisierenden Verbände zwingen uns in unfaire Verträge, erstellen unmenschliche Spielpläne und bestrafen uns, wenn wir unsere Meinung äußern.“