Leichtathletik St. Moritz statt Marrakesch: Klosterhalfen kämpft um Form
Zwei Jahre nach ihrem EM-Triumph ist Konstanze Klosterhalfen noch nicht in der gewünschten Verfassung. Statt in die Diamond League geht's deshalb ins Trainingslager. Ein „bisschen Unruhe“ gab's auch.
St. Moritz/München - Statt an den Start des Diamond-League-Meetings in Marrakesch ging's für Europameisterin Konstanze Klosterhalfen nochmal ins Trainingslager. Die deutsche Ausnahmeläuferin arbeitet in der Höhe von St. Moritz weiter am Formaufbau für EM und Olympia und lässt daher das Rennen am Wochenende aus. „Mein Fokus liegt jetzt erstmal auf der EM. Das ist ein ganz dankbarer Zwischenschritt in einer super langen Saison“, sagte die 27-Jährige. „Ich werde die EM auch nutzen, um mich für Olympia gut aufzustellen.“
Als Titelverteidigerin ist Klosterhalfen für die Leichtathletik-EM gesetzt - in Medaillen-Tempo ist sie drei Wochen vor den Titelkämpfen vom 7. bis 12. Juni in Rom nicht unterwegs. Das muss sie aber in einer langen Saison mit gleich zwei Höhepunkten auch noch nicht sein.
Trainerwechsel bei Klosterhalfen
Doch die Bundestrainerin würde gerne schon eine schnellere Klosterhalfen sehen. „Es wäre sehr wichtig, dass Koko rechtzeitig in Form kommt. Sie ist eine absolute Leistungsträgerin. Sie ist extrem professionell. Man kann sich darauf verlassen, dass sie alles dafür macht, um in Form zu kommen“, sagte Isabelle Baumann der Deutschen Presse-Agentur. „Auch deswegen ist sie nochmal in ein Trainingslager nach St. Moritz gereist.“
Kosterhalfen sprach Anfang des Monats davon, dass es zuletzt „ein bisschen Unruhe“ gegeben habe. „Jetzt kommt alles wieder ein bisschen runter“, sagte die WM-Dritte von 2019. Die mehrfache deutsche Rekordhalterin spielte damit auf den erneuten Trainerwechsel an. Die Wege von Klosterhalfen und Coach Gary Lough, dem Ehemann der einstigen Marathon-Weltrekordlerin Paula Radcliffe, trennten sich nach nur wenigen Monaten wieder.
Klosterhalfen blickt auf schwieriges Jahr 2023 zurück
„Bei Konstanze Klosterhalfen muss man sehen, wie sie nach ihrer Verletzung und den Trainerwechseln zurückkommt“, sagte Jörg Bügner, Sportvorstand im Deutschen Leichtathletik-Verband, der dpa. „Sicherlich eine schwierige Situation, doch ich weiß, dass sie und ihr Umfeld professionell damit umgehen.“
Nach einem schwierigen Jahr 2023, in dem sie wegen einer Fußverletzung ihren Start bei den deutschen Meisterschaften absagte und dann auch bei der WM in Budapest fehlte, arbeitet Klosterhalfen akribisch daran, dass das Jahr 2024 wieder ein besseres für sie wird.
EM-Sommermärchen macht „irgendwie süchtig“
Vielleicht eines wie 2022, als die für Bayer Leverkusen startende Leichtathletin bei der EM ihren größten Sieg feierte. Bei ohrenbetäubendem Lärm kürte sie sich im Münchner Olympiastadion zur Europameisterin über 5000 Meter. „Das war so emotional“, erinnerte sich Klosterhalfen dieser Tage, „und klar ist man irgendwie süchtig, das wieder erleben zu dürfen. Aber jetzt gerade versuche ich, das komplett auszublenden.“
Aktuell ist harte Trainingsarbeit angesagt. Das fast zwei Monate lange Trainingslager auf 2700 Metern Höhe in Äthiopien, wo sie auch den dreimaligen Olympiasieger Kenenisa Bekele traf, habe ihr „superviel“ Zuversicht gegeben.
Kampf um die Olympia-Norm
Wie es auch ihr erst drittes 10-Kilometer-Rennen auf der Straße Anfang des Jahres im spanischen Laredo getan haben dürfte. Dort war sie in 31:07 Minuten schneller als je zuvor auf der Straße. Für die Olympia-Norm von 30:40 Minuten reichte es da aber ebenso nicht wie bei den Versuchen in Regensburg und Paderborn. Auch über 5000 Meter ist sie noch nicht für die Sommerspiele qualifiziert. Die Normen dürfte sie bei der EM oder bei den deutschen Meisterschaften Ende Juni in Braunschweig ins Visier nehmen.
„Sie läuft im Moment ihrer Form hinterher. Woran das genau liegt, kann ich nicht beurteilen, weil ich nicht nah genug dran bin, auch wenn wir im stetigen Austausch stehen“, sagte Baumann. Die Ehefrau von 5000-Meter-Olympiasieger Dieter Baumann war Anfang des Monats in Pliezhausen dabei, als Klosterhalfen die für sie ungewöhnlich kurze Distanz von 1000 Meter und beim Start aus dem Training heraus Neunte wurde. Aber auch ohne Sieg waren Autogramme und Selfies von „Koko“ bei den jungen Fans gefragt. „Es ist schön, dass die Kinder immer da sind, egal, ob es super gut läuft oder nicht super gut“, sagte sie.