Formel 1 Ricciardos Abschiedsworte: „Ich bin mit mir im Reinen“
Für Daniel Ricciardo war's das. Danach klingen jedenfalls seine letzten Interviews im Fahrerlager von Singapur. In der Formel 1 dürfte erstmal kein Platz mehr für den „Honigdachs“ sein.
Singapur - Die Worte des stets gut gelaunten Daniel Ricciardo (35) klangen eindeutig nach Abschied. „Ich muss darauf vorbereitet sein, dass es vorbei sein könnte. Sagen wir mal, ich bin mit mir im Reinen“, erzählte der ehemalige Formel-1-Teamkollege von Sebastian Vettel nach dem Grand Prix von Singapur. Das 257. Karriererennen dürfte sein letztes für die Racing Bulls gewesen, vielleicht sogar sein allerletztes in der Motorsport-Königsklasse.
„Ich muss auch anerkennen, warum ich nach der McLaren-Zeit zurückgekommen bin: Ich habe immer gesagt, dass ich nicht nur zurückkommen will, um in der Startaufstellung zu stehen. Ich will versuchen, wieder an der Spitze zu kämpfen und wieder mit Red Bull zusammenzuarbeiten“, sagte Ricciardo, der beim Red-Bull-Schwesterteam schon seit Monaten auf Bewährung fährt. „Offensichtlich hat das nicht geklappt, also muss ich mir auch die Frage stellen, was ich sonst noch erreichen kann und was ich noch anstreben kann.“
Ricciardo soll Platz machen für Lawson
Wahrscheinlich ist, dass der achtmalige Grand-Prix-Gewinner für die restlichen sechs Saisonrennen vom Neuseeländer Liam Lawson (22) abgelöst wird. Es ist eine Chance für die Jugend unter Zwang. Denn angeblich hat der Red-Bull-Nachwuchsmann Lawson eine Klausel in seinem Vertrag, wonach er die Organisation verlassen können soll, wenn er bis Ende September kein festes Cockpit für 2025 bekommt.
„Ich habe mein Bestes gegeben, aber das märchenhafte Happy End ist nicht eingetreten“, erklärte Ricciardo im Fahrerlager auf dem Marina Bay Street Circuit und klang schon wie jemand, der sein endgültiges Formel-1-Aus vor Augen hat. „Ich muss aber auch auf das zurückblicken, was ich erreicht habe in dreizehn Jahren und ich bin stolz darauf.“ Nur noch Audi hat neben den Racing Bulls für 2025 einen Stammplatz frei.
Die Rückkehr ins Red-Bull-Cockpit blieb Ricciardo verwehrt
Der „Honigdachs“, so der Spitzname Ricciardos, feierte 2011 sein Formel-1-Debüt. Er fuhr 2014 an der Seite des viermaligen Weltmeisters Vettel. Nach seinem Aus bei McLaren Ende 2022 ersetzte er im Sommer 2023 den Niederländer Nyck De Vries beim Schwesterteam, das damals noch Alpha Tauri hieß, und hoffte auf den Aufstieg zurück in den Red Bull.
Ein Handbruch bremste Ricciardo aber erstmal vorübergehend aus, ihn vertrat in fünf Rennen Lawson und machte Werbung in eigener Sache. So wurde der Nachwuchsmann in Singapur völlig überraschend Neunter und holte zwei WM-Punkte.
Seelenbalsam für Ricciardo von den Fans
Ricciardo stellte sich nun nochmals in den Dienst der Red-Bull-Mannschaft, in dem er McLaren-Pilot Lando Norris die schnellste Runde abluchste. Somit konnte der Engländer keinen weiteren Punkt bei seiner WM-Aufholjagd nach Max Verstappen verbuchen. Der kleine Lohn des beliebten Ricciardo: Er wurde von Fans zum Fahrer des Tages gewählt.
„Normalerweise ist das nicht etwas, worauf wir Fahrer zu viel Wert legen, aber heute kann ich sagen, dass es etwas ist, wofür ich sehr dankbar bin“, sagte Ricciardo. „Die Auszeichnung bedeutet mir etwas.“