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Erster Gesamtweltcupsieg? Preuß vor Krönung in Oslo: So lohnt sich Biathlon finanziell

Vor acht Jahren gewann die bislang letzte deutsche Biathletin den Gesamtweltcup. Am Wochenende könnte Franziska Preuß diese Durststrecke beenden.

Von Thomas Wolfer, dpa Aktualisiert: 19.03.2025, 12:00
Franziska Preuß kann erstmals den Gesamtweltcup gewinnen.
Franziska Preuß kann erstmals den Gesamtweltcup gewinnen. Martin Schutt/dpa

Oslo - Das Übergepäck für die Trophäenkoffer im Flugzeug könnte sich Franziska Preuß mittlerweile problemlos leisten. Mehr als eine Viertelmillion Euro hat die Biathlon-Weltmeisterin im besten Winter ihrer Karriere alleine durch Preisgelder schon verdient. Mit einem erfolgreichen letzten Wochenende am Holmenkollen in Oslo und dem erstmaligen Triumph im Gesamtweltcup würde sich die Summe noch deutlich erhöhen. Auch wenn es der 31-Jährigen selbst überhaupt nicht um Geld geht, sind Erfolge im beliebtesten TV-Wintersport der Deutschen auch finanziell vergleichsweise lukrativ.

Die Ausgangslage ist allerdings denkbar schwierig. Mit nur 20 Punkten führt Preuß vor dem Sprint am Freitag (16.15 Uhr/ARD und Eurosport) im Kampf um die große Kristallkugel noch vor der Französin Lou Jeanmonnot. Seit Mitte Dezember liegt die Bayerin ohne Unterbrechung vorn. Es steht 1048 zu 1028. Maximal 270 Zähler gibt es am Holmenkollen über Norwegens Hauptstadt pro Athletin noch zu gewinnen, 90 für jeden Sieg.

Keine andere Biathletin trifft so sicher

Nach dem Auftakt über 7,5 Kilometer folgen bis Sonntag in der Wiege des Nordischen Skisports noch Verfolgung und Massenstart. „Noch habe ich den kleinen Vorteil“, sagte Preuß, die vor der Anreise einen kurzen Heimatbesuch in Ruhpolding zur Entspannung einlegte: „Ich gebe einfach mein Bestes, mehr kann man ohnehin nicht machen.“

Vier WM-Medaillen sammelte Preuß im Februar in Lenzerheide und bekam alleine dafür 55.000 Euro, der Höhepunkt war Gold in der Verfolgung dank eines perfekten Rennens ohne Schießfehler. Überhaupt ist sie mit der Waffe die Beste im Feld: 92 Prozent Trefferleistung sind herausragend. Gepaart mit starken Laufleistungen führt das dazu, dass Preuß in der Lage ist, auch am Schluss ganz vorn zu sein. Es ist längst ihr großes Ziel.

Mehr Preisgeld als die meisten Skispringer

Der Gesamtsieg würde 40.000 Euro einbringen, Platz zwei immer noch 32.000 Euro - natürlich vor Steuern. Für einen normalen Weltcupsieg werden vom Weltverband IBU 15.000 Euro ausgeschüttet. Die Preisgelder wurden in den vergangenen Jahren immer weiter gesteigert.

Zum Vergleich: Preuß ist derzeit die deutsche Top-Verdienerin im Wintersport und hat mit gut 260.000 Euro insgesamt sogar mehr Preisgeld erhalten als die meisten männlichen Skispringer. Laut offizieller Statistik ist Andreas Wellinger mit gut 155.000 Euro derzeit der finanziell erfolgreichste Deutsche, bei den Frauen ist es Selina Freitag mit etwas mehr als 80.000 Euro.

Im Alpin-Bereich ist Emma Aicher mit gut 160.000 Euro als Zehnte die einzige Deutsche in den Preisgeld-Top-Ten. Die Alpin-Stars verdienen insgesamt deutlich mehr als Biathletinnen und Biathleten. Bei der Alpin-WM in Saalbach gab es für Gold 61.000 Euro, Preuß kassierte für ihren WM-Sieg 25.000 Euro und kann nun sechste deutsche Gesamtweltcupsiegerin werden. Zuletzt trug Laura Dahlmeier das Gelbe Trikot 2017 bis zum Schluss.

Die Zeit der vielen Krankheiten ist vorbei

Noch vor einem Jahr wäre es für Preuß fast schon absurd gewesen, überhaupt nur an diesen Erfolg zu denken. Zweimal musste sie eine Saison vorzeitig beenden, weil sie von Infekten und Krankheiten geplagt war. Auch während eines Winters musste sie mehrfach aussetzen, bei Weltmeisterschaften auf wichtige Rennen verzichten. Erst eine Operation der Nasennebenhöhlen brachte im vergangenen Frühjahr endlich Linderung.

„Ich merke einfach, dass es im Körper keinen Herd mehr gibt, der mich limitiert“, sagte Preuß: „So konnte ich insgesamt besser trainieren, mit deutlich höheren Umfängen, und ich fühle mich belastbarer.“ Das war seit November deutlich zu sehen. In 18 Weltcuprennen stand sie elfmal auf dem Podest, hatte kaum schlechte Auftritte und verdiente sich den Respekt der Konkurrenz. „Sie scheint unantastbar“, hatte Jeanmonnot vor der WM gesagt.

Konkurrentin Jeanmonnot siegte deutlich öfter

Die 26-Jährige ist die größte Widersacherin von Preuß, im Vorjahr wurde sie hinter der Italienerin Lisa Vittozzi Gesamt-Zweite. Jeanmonnot gewann dann in dieser Weltcup-Saison siebenmal, Preuß zweimal. Die Ergebnisse der WM in der Schweiz werden für die Rechnung ja nicht mehr berücksichtigt. „Wir machen beide eine super gute Saison“, sagte Preuß. „Egal, wie es ausgeht, wir können stolz auf das sein, was wir geschafft haben.“

Und Preuß kann noch mehr schaffen, als nur eine Trophäe mit auf die Rückreise zu nehmen. Auch in zwei Disziplinwertungen liegt sie vor dem Finale am Holmenkollen noch vorn. Im Sprint sieben Punkte vor der Französin Justine Braisaz-Bouchet, im Massenstart mit 41 Zählern vor Elvira Öberg aus Schweden. 12.000 Euro zahlt die IBU jeweils der Disziplin-Siegerin, die Zweite geht komplett leer aus. Nur im Kampf um die kleine Kugel in der Verfolgung hat sie mit 79 Punkten Rückstand auf Jeanmonnot wohl keine Chance mehr.