Karriereende steht bevor „Noch haben wir ihn“: Wann sagt Rafael Nadal adiós?
Rätselraten um Rafael Nadals Zukunft. Wie lange spielt der Sandplatzkönig noch Tennis? Der Davis Cup im November wäre die perfekte Bühne für ein Karriereende.
Berlin - Diesmal sollte Rafael Nadal den perfekten Moment nutzen. Ein letztes „Vamos“ vor Heimpublikum und Fans aus aller Welt. Ein letzter aufopferungsvoller Kampf für das eigene Land, bevor der 38-Jährige den Staffelstab endgültig an die neue Generation übergibt. Wenn Spanien Ende November in Málaga um den Titel im Davis Cup spielt, scheint die Zeit für das endgültige adiós des Sandplatzkönigs gekommen.
Nadal steht im fünfköpfigen spanischen Aufgebot für die Finalrunde. Mal gucken, wie lange noch. „Es ist möglich, dass er im November bei uns sein wird“, hatte Teamchef David Ferrer schon vor der Nominierung vorsichtig optimistisch gesagt. Der frühere Profi weiß aber auch, dass Nadals von Verletzungen geplagter Körper entscheidet, an welchen Turnieren der frühere Weltranglisten-Erste teilnimmt - beziehungsweise nicht teilnimmt. „Ich habe die letzten zwei Jahre viel gelitten“, sagte Nadal zuletzt.
Schon einmal bot sich für den Mallorquiner die perfekte Gelegenheit, sich würdig zu verabschieden. Nadal könnte schon längst mit Ehefrau Xisca und Sohnemann Rafael junior das Leben als Tennis-Rentner genießen. Doch der 14-malige French-Open-Sieger nahm die Chance nicht wahr, als er 2022 in seinem Wohnzimmer in Paris triumphierte.
In den Geschichtsbüchern wäre als sein letztes Match auf seinem geliebten Court Philippe-Chatrier sein Finalsieg gestanden. Stattdessen quält sich Nadal Richtung Rücktritt und hangelt sich von einer Absage zur nächsten.
„Jeder will es wissen“
Fast niemand glaubt daran, dass Nadal seine ruhmreichen Tennisjahre um eine weitere Saison verlängert. Zu schwach waren die Auftritte in diesem Jahr. Wo Nadal antritt, will er Titel holen. Duelle mit Alexander Zverev in Roland Garros oder mit Novak Djokovic bei Olympia verdeutlichten aber, dass Nadal längst nicht mehr in Titelform ist.
Spekulationen um sein Karriereende begleiten den Spanier daher das ganze Jahr. „Ich komme hierher, und man fragt mich jeden Tag dasselbe, und am Ende ist es sehr schwierig, wieder zu meiner Bestform zurückzufinden, wenn ich darüber nachdenke, ob ich mich zurückziehen werde oder nicht“, reagierte er zuletzt gereizt auf eine Reporterfrage.
Nadals Zukunftsfrage beschäftigt auch die Konkurrenz. „Jeder will's wissen. Wir warten alle, was jetzt passiert und wir fiebern irgendwie alle mit“, sagte Landsmann Carlos Alcaraz. Sollte Nadal überhaupt nicht mehr auf die Tour zurückkehren, könnte Alcaraz immerhin behaupten, beim letzten Auftritt seines Idols hautnah dabei gewesen zu sein. Im Viertelfinale von Olympia schieden die Spanier im Doppel aus.
Zuvor hatte der 38-Jährige in diesem Jahr schon die Australian Open, Wimbledon und die US Open verpasst. Lediglich an seinen geliebten French Open, die er 14 Mal gewinnen konnte, nahm Nadal teil - und verlor in der ersten Runde gegen Zverev. „Jeder vermisst Rafa“, sagte der Deutsche und hoffte auf eine weitere Saison mit dem Spanier.
Federers Ratschlag an Nadal
Sein einstiger Dauerrivale Roger Federer ermutigte Nadal hingegen, den Rücktritt nicht ewig hinauszuzögern. „Die Zeit nagt an einem. Am Schluss ist es dann vielleicht auch hilfreich, eine Entscheidung irgendwann mal zu treffen. Und dann, wenn es dann mal vorbei wäre, bist du auch einfach mal entspannt wieder und sagst: Ach, zum Glück kein Training, zum Glück keine Matches mehr“, sagte der Schweizer, der seine Karriere 2022 beendet hatte.
Neben seinen 14 Siegen bei den French Open triumphierte Nadal auch viermal bei den US Open sowie je zweimal in Wimbledon und bei den Australian Open. Er war insgesamt 209 Wochen die Nummer eins der Weltrangliste und kassierte mehr als 134 Millionen Euro allein an Preisgeld. Gemeinsam mit Federer und Djokovic bildete Nadal die „Big Three“, die das Herren-Tennis fast zwei Jahrzehnte dominierten. „Es gibt nur einen Rafael Nadal. Noch haben wir ihn“, sagte Tennis-Legende Boris Becker wehmütig.
Doch Nadals kräftezehrender Spielstil forderte seinen Tribut und Verletzungen warfen den Mallorquiner immer wieder zurück. Vor allem das Müller-Weiss-Syndrom, eine seltene Erkrankung, bei der Knochengewebe des Kahnbeins am Fußskelett abstirbt, machte ihm zu schaffen. Mitte Oktober will Nadal am lukrativen Showturnier in Saudi-Arabien teilnehmen. Sofern ihn sein Körper lässt.