Leichtathletik-WM Nach Halbzeitführung: Zehnkämpfer Neugebauer ohne Medaille
Das sollte sie eigentlich sein, die erste deutsche Medaille bei dieser Leichtathletik-WM: Doch Zehnkämpfer Leo Neugebauer ist am zweiten Tag nicht mehr so locker und die Konkurrenz stärker.
Budapest - Im Ziel hob Leo Neugebauer die Arme - doch auch das Zehnkampf-Ass hat das deutsche Leichtathletik-Team in Budapest nicht erlösen können und die erste Medaille bei diesen Weltmeisterschaften verpasst.
Nach Rang fünf für den am ersten Tag noch auf Gold-Kurs liegenden Aufsteiger lastet nun der gesamte Druck auf Speerwerfer Julian Weber. Der Europameister möchte zum Ende der Wettkämpfe an diesem Sonntag (20.15 Uhr/ZDF/Eurosport) auch bei Weltmeisterschaften erstmals Edelmetall holen und trägt die letzten deutschen Hoffnungen.
„Es hätte besser laufen können, aber es war jetzt der erste Höhepunkt, wo ich einer der Topfavoriten war. Fünfter Platz, kann ich sicher zufrieden sein“, sagte Neugebauer. Ein Jahr nach Gold und Bronze bei der WM in Eugene - dem bislang schlechtesten Abschneiden einer deutschen Auswahl - erlebte der als Führender in den Samstag gegangene Neugebauer eine Schwächephase zum Auftakt der zweiten Hälfte. Davon erholte sich der 23-Jährige zwar, mit 8645 Punkten schaffte es der in Texas studierende Weltjahresbeste aber nicht auf das Podest und blieb auch fast 200 Punkte unter seinem deutschen Rekord vom Juni.
Lepage holt Gold
Der Vorjahreszweite Pierce Lepage aus Kanada sammelte 8909 Punkte zum Sieg, Landsmann und Olympiasieger Damian Warner wurde Zweiter mit 8804 Zählern. Lindon Victor aus Grenada holte Bronze mit 8756 Punkten. Der Ulmer Manuel Eitel (8191) kam bei seinem WM-Debüt auf Platz elf. Europameister Niklas Kaul war vier Jahre nach seinem WM-Titel am Freitag wegen Fußproblemen ausgestiegen.
Nach schwächeren Leistungen über 110 Meter Hürden und im Diskuswurf zu Beginn des zweiten Tages fiel der am Freitag noch unbefangen aufgetretene Neugebauer nach dem Diskuswerfen aus den Medaillenrängen. „Er ist wie ausgewechselt. Gestern hat er so eine Leichtigkeit dabei gehabt und wurde von Disziplin zu Disziplin mit super Leistungen belohnt. Jetzt wirkt er wie gelähmt“, sagte ARD-Experte Frank Busemann, 1996 Olympia-Zweiter.
Mit 5,10 Metern im Stabhochsprung meldete sich Neugebauer in sengender Mittagshitze um die 35 Grad zurück und verbesserte sich auf Platz zwei. Trotz einer weiteren persönlichen Bestleistung im Speerwurf mit 57,95 Metern fiel er am Abend erneut zurück, weil die Konkurrenten - allen voran Victor - teilweise deutlich weiter warfen.
Vorletzter Platz über 1500 Meter
Der vorletzte Platz über die abschließenden 1500 Meter war endgültig zu wenig für einen sehnlichst erwarteten deutschen Silberstreif am Ende des vorletzten Tages. Das von einigen schmerzlichen Ausfällen betroffene Team könnte als erste DLV-Mannschaft seit 20 Jahren ohne Titel von einer WM zurückkehren.
Begonnen hatte der heiße und feuchte Tag mit Platz elf für Marathonläuferin Melat Kejeta und einer Überraschung durch Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye. Die Mannheimerin belegte mit persönlicher Bestleistung von 19,44 Metern Platz drei in der Qualifikation und zog wie Sara Gambetta ins Finale am Samstagabend ein. Dort reihte sich Ogunleye mit 18,97 Metern auf Platz zehn ein, Gambetta (18,71) kam auf Rang zwölf. Den Sieg holte sich wie im Vorjahr die Amerikanerin Chase Ealey (20,43).
Ein Jahr nach WM-Bronze erreichte die nach einem Protest wegen Behinderung noch nachträglich ins Finale gerutschte deutsche Sprintstaffel der Frauen immerhin Platz sechs. Das ersatzgeschwächte Quartett um Gina Lückenkemper lief 42,98 Sekunden, Gold holte die US-Staffel in 41,03 Sekunden. „Wir sind mega happy damit“, sagte Lückenkemper, „das Rennen war aller Ehren wert nach dieser Achterbahn der Gefühle.“
Bei den Männern siegten ebenfalls die USA in 37,38 Sekunden. Noah Lyles avancierte mit seinem dritten Titel nach den Einzelerfolgen über 100 und 200 Meter damit zum Star dieser WM.
Staffeln verpassen Endläufe
Die deutschen Staffeln über 4x400 Meter verpassten jeweils die Endläufe zum WM-Abschluss am Sonntagabend. Die Titelverteidigerinnen aus den USA wurden nach einem regelwidrigen letzten Wechsel disqualifiziert.
Stabhochsprung-Überflieger Armand „Mondo“ Duplantis aus Schweden verteidigte seinen Titel vom Vorjahr erfolgreich. Der Olympiasieger und Weltkordhalter aus Schweden gewann eine hochklassige Konkurrenz mit 6,10 Metern und scheiterte zweimal nur knapp an der Weltrekordhöhe von 6,23 Metern. Kenias Lauf-Star Faith Kipyegon holte über 5000 Meter ihren zweiten Titel nach dem Sieg über 1500 Meter. Europameisterin Konstanze Klosterhalfen fehlte in Budapest wegen ihrer Fußprobleme. Über 800 Meter setzte sich der im Sudan geborene Vorjahresdritte Marco Arop aus Kanada durch.