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Nach Johnson-Tod Mit Halsschutz sicherer: Unfall verändert das Eishockey

Der tragische Tod von Eishockey-Spieler Adam Johnson hat für schnelle Nachbesserungen im Regelwerk gesorgt. Der Weltverband und der Deutsche Eishockey-Bund lassen sich etwas länger Zeit.

Von Tobias Brinkmann, dpa Aktualisiert: 21.11.2023, 10:21
Einige Nationalspieler trugen bereits beim Deutschland Cup einen Halsschutz.
Einige Nationalspieler trugen bereits beim Deutschland Cup einen Halsschutz. Christian Kolbert/dpa

München/Neuss - Beim Halsschutz von Eishockey-Nationalspieler Tobias Rieder staunte Christian Künast nur. Der Sportdirektor des Deutschen Eishockey-Bundes war sichtlich überrascht über die perfekt integrierte Schutzkleidung des in der schwedischen Liga spielenden Stürmers.

„Das habe ich so noch nie gesehen“, erklärte der frühere Torhüter beim Deutschland Cup jüngst in Landshut. Rieder ist bereits bestens geschützt. In der Deutschen Eishockey Liga (DEL) kommt die Halsschutz-Pflicht zum 1. Januar 2024. Der Weltverband IIHF und auch der DEB lassen sich dagegen noch etwas Zeit.

Der Unfalltod des Profis Adam Johnson Ende Oktober hat die Eishockey-Welt zum schnellen Handeln veranlasst. Der US-Amerikaner war Ende Oktober während eines Spiels seiner Nottingham Panthers bei den Sheffield Steelers vom Schnitt einer Schlittschuhkufe an seinem Hals getötet worden. Schnell wurden die Regeln verändert. „Es ist ein trauriger Anlass, aber die Diskussion hat ein gutes Resultat ergeben“, sagte DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Klare Richtlinien

Fast im Rekordtempo müssen die 14 Clubs aus der DEL reagieren. Ab Januar ist es vorgeschrieben, dass alle DEL-Spieler und die Schiedsrichter einen schnittsicheren Halsschutz tragen. Für den Halsschutz gibt es klare Richtlinien. So muss er zum Beispiel über ISO-Zertifizierungen verfügen. Das schnittfeste Modell über Hals und Nacken muss zudem aus Kevlar-Fasern bestehen.

Axel Alavaara, Manager der Adler Mannheim, hatte bereits kurz nach dem tragischen Unfall für alle Adler-Profis einen Halsschutz besorgt. Zahlreiche DEL-Akteure tragen bereits einen Schutz, auch wenn er den Bewegungskreislauf etwas einschränkt. „Letztendlich sind das alles Gewöhnungssachen. Wenn man den ein paar Mal trägt, dann denke ich, ist das auch kein Problem und gewöhnt man sich auch sehr schnell daran“, sagte Oliver Mebus von der Düsseldorfer EG dem „Deutschlandfunk“. „Es ist so ein kleines Ding, das unsere Spieler schützen kann. Wir wollen so etwas nicht nochmal im Eishockey erleben“, ergänzte der Schwede Alavaara.

In Schweden ist der Halsschutz seit Jahren vorgeschrieben. Ein ähnlicher Vorfall vor über 20 Jahren sorgte in der Eishockey-Nation für ein Umdenken. Rieder profitiert davon und trägt bei den Växjö Lakers eine seit Jahren weiterentwickelte Schutzkleidung. Auch Finnland hatte bereits zuvor nachgezogen. In Deutschland ist im Jugendbereich der Halsschutz in allen Altersklassen bereits seit mehreren Jahren verpflichtend. Jetzt folgen die Senioren-Ligen.

Noch nicht überall Pflicht

Der Weltverband lässt sich allerdings noch etwas Zeit. „Bei der nächsten WM sollen alle sicher sein“, betonte IIHF-Präsident Luc Tardif. Die findet im kommenden Mai in Tschechien statt. Tardif will einen Schnellschuss vermeiden. So gab es bereits ein Treffen mit Medizin-Experten und Schiedsrichtern. „Wir haben versucht, schnell Entscheidungen zu treffen. Wir wollen das nicht in Eile machen. Denn man braucht einen guten Schutz“, betonte er. „Wir müssen also sicherstellen, dass dieser Schutz eine Garantie hat. Dann müssen wir die Regeln organisieren.“

So argumentiert auch der DEB. Erst zum Start der Saison 2024/25 wird das Tragen von Hals- und Nackenschutz in den vom DEB geführten Ligen wie beispielsweise der DEL2 zur Pflicht. „Somit sollte sichergestellt sein, dass mögliche Lieferengpässe vermieden werden“, sagte Sportdirektor Künast. Derzeit spricht der Verband bezüglich der Schutzkleidung eine „Empfehlung“ aus.

Selbst die NHL denkt über Modifizierungen des Regelwerks nach. „Ob es etwas ist, das direkt vorgeschrieben wird oder schrittweise eingeführt wird, darüber werden wir mit der Spielergewerkschaft sprechen“, kündigte NHL-Chef Gary Bettman an.