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Rennen in Abu Dhabi Leben in den Zeitzonen: Formel-1-Finale wird zum Stresstest

Angst vor Sekundenschlaf dürften sie nicht haben. Der Trip von Las Vegas nach Abu Dhabi zum Saisonabschluss hat dem Formel-1-Personal aber zu schaffen gemacht. Es könnte 2024 noch heftiger werden.

Von Jens Marx, dpa Aktualisiert: 23.11.2023, 12:43
Weltmeister Max Verstappen hadert mit der Formel-1-Kalenderplanung.
Weltmeister Max Verstappen hadert mit der Formel-1-Kalenderplanung. Andre Penner/AP/dpa

Abu Dhabi - Die Fahrer ächzen auf der Suche nach dem verlorenen halben Tag, das gesamte Formel-1-Personal rafft sich für das Finale noch mal auf.

Vor der Winterpause und der danach anstehenden Rekordsaison mit gleich 24 Rennwochenenden bringt der letzte Grand Prix der Saison 2023 mit einer Zwölf-Stunden-Zeitverschiebung von Las Vegas in der Wüste von Nevada nach Abu Dhabi in den Vereinigten Arabischen Emiraten alle an ihre Belastungsgrenzen - körperlich wie logistisch. „Es ist ein bisschen hart zu verstehen, in welcher Zeitzone man gerade ist“, sagte Weltmeister Max Verstappen von Red Bull: „Es ist auch nicht besonders nachhaltig. Auch nicht für den Körper.“

Russells Reise endet im 24-Stunden-Restaurant

„Das ist ziemlich brutal für alle“, befand am Donnerstag George Russell von Mercedes und berichtete noch von seinen Reiseerlebnissen, die in einem 24-Stunden-Restaurant ihren Höhepunkt gefunden hatten. „Eine Augen öffnende Erfahrung“, meinte der Brite von Mercedes schmunzelnd bei der offiziellen Pressekonferenz auf dem Yas Marina Circuit. Kollege Esteban Ocon von Alpine musste seine Pk-Teilnahme indes ausfallen lassen - der Franzose fühlte sich nicht gut. Ob das mit dem Reisestress zusammenhing, war offen. 

Der Unterschied könnte jedenfalls krasser kaum sein: Zwölf Stunden Zeitunterschied liegen zwischen Las Vegas und Abu Dhabi. Recht frisch war's in der Wüste von Nevada in den Abend und Nachtstunden, einstellige Temperaturen. 

Auf Yas Island in unmittelbarer Nähe zu einer riesigen Wasserwelt mit unzähligen Rutschen wird es tagsüber an die 30 Grad heiß, das Rennen startet um 17.00 Uhr Ortszeit und damit noch im Hellen, Rennende ist unter Flutlicht. Deutlich über 20 Grad wird es dann immer noch warm sein. 

„Wir werden zerstört sein“

Einmal noch durchhalten, dann ist es geschafft, die Aussicht aufs kommende Jahr lässt das Strapazenpegel aber noch mal höher ausschlagen. 24 Rennen sind geplant, mit drei Rennen an drei Wochenenden nacheinander zum Schluss: Las Vegas, Katar, Abu Dhabi.  

„Meiner Stimme bekommt das nicht. Wir werden zerstört sein“, prophezeite bereits Alpha Tauris Routinier Daniel Ricciardo. Wie sie sich allein schon in Las Vegas nach dem nächtlichen Training fühlten, formulierte der 34-Jährige für seine flotten Sprüche und gute Laune bekannte Australier auf seine Weise: „Ich glaube, wir haben alle ein bisschen fantasiert und halluziniert.“

Geschlafen „wie in Baby“

Doch sind es bei Weitem nicht nur die Fahrer, die sich der finalen Stresswoche stellen müssen. Sie verdienen viel Geld, reisen mitunter im Privatflieger und logieren nicht selten in Wohlfühloasen. Dass das beispielsweise auch bei allen Mechanikern so ist, darf mehr als bezweifelt werden. Alle seien ziemlich fertig, berichtete Ferrari-Pilot Charles Leclerc nach Gesprächen mit dem Ferrari-Personal im Fahrerlager. Er selbst habe nach einem 16-Stunden-Flug erstmal geschlafen „wie ein Baby“.

Logistik-Herausforderung Formel 1: Dreimal der Eiffelturm

Eigentlich hatten es in diesem Jahr sogar 23 Rennen werden sollen, wegen der damaligen Unwetter-Katastrophe in Italien war der Große Preis der Emilia-Romagna im Mai abgesagt worden. Für die Logistik der Formel 1 spielte das aber fast keine Rolle. Die Fracht sei damals bereits vor Ort gewesen, erklärte DHL. Der offizielle Formel-1-Partner transportiert bis zu 1400 Tonnen pro Rennen. Hochgerechnet bedeuten das 32.200 Tonnen für diese Saison - das ist sogar mehr als dreimal das Gewicht des Eiffelturms in Paris, der es auf 10.100 Tonnen bringt. 

Fracht von Singapur, Mexiko und Las Vegas

Doch auch für DHL mit insgesamt 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Formel-1-Team wurde die finale Woche zur Herausforderung. Die Schiffsfracht wurde direkt nach dem Rennen in Singapur Mitte September von dort aus nach Abu Dhabi gebracht. Per Flieger wurde weiteres Material von Mexiko aus Ende Oktober in die Vereinigten Arabischen Emirate transportiert. Die restliche Fracht ging am Montag und Dienstag von Las Vegas auf die Reise, hieß es von DHL.

Und am Donnerstag stand praktisch schon alles. Der Kurs auf Yas Island wurde noch weiter aufgehübscht. Fürs letzte Rennen einer sportlich schon lange entschiedenen Saison mit dem überragenden Verstappen im überragenden Red Bull soll alles perfekt sein. Für Müdigkeit und Jetlag ist da kein Platz.