Kanu Kanute Brendel mit unverhoffter WM-Chance auf Paradestrecke
Sebastian Brendel ist topfit und kehrt daher in seine Spezialdisziplin zurück. Der Kanute will es noch einmal wissen, auch wenn er nach dem Halbfinal-Aus bei Olympia in Tokio noch „verunsichert“ ist.
Duisburg - Seinen ersten Glücksmoment erlebte Deutschlands Vorzeige-Kanute Sebastian Brendel schon vor den Weltmeisterschaften in Duisburg. Der dreimalige Olympiasieger aus Potsdam darf anders als geplant nun doch in seiner olympischen Paradedisziplin über 1000 Meter starten.
„Es kam sehr unverhofft, ich hatte mich eigentlich schon auf andere Rennen eingestellt“, sagte der 35 Jahre alte Canadierspezialist, der sich vor dem Start der Wettbewerbe topfit fühlt. „Die Testergebnisse waren sehr gut, die besten, die ich jemals gemacht habe“, sagte Brendel der Deutschen Presse-Agentur.
Brendel sieht sich in bester Verfassung
Conrad Scheibner geht nun über die nicht-olympische Distanz über 500 Meter an den Start und bekommt den Platz von Brendel im Vierer-Canadier. „Das sind rein sportliche Gründe. Sebastian ist topfit, die Werte und Trainingsleistungen sprachen für ihn“, sagte Sportdirektor Jens Kahl. Der Chefplaner des Deutschen Kanu-Verbands wollte den olympischen Quotenplatz auf dieser Strecke, die schon seit Jahrzehnten von den Deutschen dominiert wird, nicht gefährden. Brendel dankte seinen Trainern „für das Vertrauen“.
Der Potsdamer selbst, der im Frühjahr Teil zwei der internen Nominierung wegen einer Corona-Erkrankung verpasste, sieht sich in bester Verfassung. „Ich bin ohne Folgeschäden davongekommen, es hat mich nicht lange gebremst“, erklärte der 1,92 Meter große Modellathlet, der sich erst auf den Zweier-Canadier konzentrierte, weil es mit „einem Partner mehr Spaß macht“. Das Ausscheidungsrennen verlor er aber mit Nico Pickert gegen Peter Kretschmer und seinem ehemaligen Partner Tim Hecker.
Nun ist er zurück in seiner Paradedisziplin. „Ich bin noch etwas verunsichert. Mein letztes Rennen war in Tokio, was ja nicht so erfolgreich war“, meinte er zum Halbfinal-Aus bei Olympia. Nun entschied er in Duisburg den WM-Vorlauf mit einem Endspurt, der an beste Zeiten erinnerte. Das große Ziel ist Olympia 2024. Den Angriff der jungen Garde sieht er - wieder einmal - gelassen. Er könne „mehr als nur mithalten, nach zuletzt starken Trainingseinheiten sogar dominieren“, versicherte er.
Scheibner ist hingegen enttäuscht
Bitter für den acht Jahre jüngere Scheibner, der mit den WM-Titeln 2021 in Kopenhagen über 500 und 1000 Meter den Generationswechsel quasi schon eingeleitet hatte. Der Berliner reagierte enttäuscht auf die Entscheidung der Trainer. „Ehrlich gesagt ist das nicht einfach, damit umzugehen“, meinte Scheibner.
Für Brendel könnte sich in Duisburg ein Kreis schließen. Seinen ersten von mittlerweile elf WM-Titeln holte er 2013 auf der Wedau über die 5000-Meter-Distanz. Seitdem gewann er 45 Medaillen bei Olympia, WM und EM.
Neben dem Potsdamer ruhen die DKV-Medaillenhoffnungen vor allem auf dem Kajak-Vierer. Max Lemke, Jacob Schopf, Max Rendschmidt und Tom Liebscher-Lucz kommen immer besser in Fahrt. Die Umbesetzung von Chef-Bundestrainer Arndt Hanisch mit Power-Paket Lemke auf Position zwei „funktioniert gut“, meinte der Coach. So können Schopf und Liebscher-Lucz dahinter sitzend im Finish richtig Schubkraft auf der kurzen 500-Meter-Distanz geben. „Wir wollen aufs Podium, den Spaniern Paroli bieten und einen Quotenplatz für Paris“, sagte der Dresdner Liebscher-Lucz.