Sportpolitik Kampf gegen Antisemitismus im Sport: Meldebutton vorgestellt
Antisemitische Vorfälle gibt es auch im Sport, werden in den meisten Fällen jedoch nicht gemeldet. Das soll sich ändern.
Dortmund - Antisemitische Vorfälle im Sport sollen künftig besser erfasst werden. Zu diesem Zweck wurde ein Meldebutton entwickelt, der den Vereinen, Verbänden und Fanorganisationen den Hinweis auf entsprechende Vorgänge vereinfacht.
Das vom Bundesverband Rias (Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus) in Zusammenarbeit mit Makkabi Deutschland ins Leben gerufene Projekt soll laut Initiatoren „Licht ins Dunkel bringen“ und dem „Missstand im Umgang mit Diskriminierungserfahrungen im Sport begegnen“.
„Der Meldebutton im Sport ist ein Meilenstein im Kampf gegen Antisemitismus“, sagte Rias-Geschäftsführer Benjamin Steinitz bei der Vorstellung des Buttons im Stadion des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund. Er verwies auf eine „spürbare Zunahme antisemitischer Vorfälle als Reaktion auf die Angriffe der Hamas“ am 7. Oktober. Terroristen der im Gazastreifen herrschenden Hamas hatten in Israel ein Massaker angerichtet. Israel hat seitdem mehr als 1400 Tote zu beklagen.
Viele Vorfälle werden nicht gemeldet
Trotz des noch immer weitverbreiteten Antisemitismus in der Gesellschaft und im Sport seien Melde- und Unterstützungsstrukturen oft nicht bekannt genug. Deshalb würden viele Vorfälle erst gar nicht gemeldet. So verwiesen die Meldebutton-Schöpfer auf eine Studie von 2021, wonach 83 Prozent der Vorfälle noch im privaten Umfeld besprochen werden, aber nur 54 Prozent an den eigenen Verein gemeldet werden. 38 Prozent der Fälle erreichen die Stellen des organisierten Sports und lediglich 24 Prozent die außersportliche Meldestellen.
Diesen Missstand soll der Button beheben und es erleichtern, die Meldefunktion laut Initiatoren „niedrigschwellig auf allen Webseiten einzubinden“. Mit dem Aufrufen des Buttons können User Meldungen anonym abgeben, die dann automatisch und sicher an Rias zur Bearbeitung und Auswertung weitergeleitet werden.
„Erst wenn die Problematik von Antisemitismus auf unseren Sportplätzen vollständig erkannt wird, kann effektiv darauf reagiert werden“, sagte Alon Meyer. Der Makkabi-Präsident beklagte, dass einige Makkabi-Sportvereine in Deutschland „ihren Spielbetrieb teilweise oder gänzlich eingestellt“ hätten: „Das ist eine untragbare Situation und eine Niederlage für unsere Gesellschaft.“