Zu viel Druck? Geher Linke findet Medaille bei WM „krasses Ziel“
Das deutsche Leichtathletik-Team ist bei der WM vor den letzten drei Tagen weiter ohne Medaille. Co-Kapitän Christopher Linke stellt sich nach seinen fünften Plätzen vor die Kolleginnen und Kollegen.
Budapest - Angesichts bislang ausgebliebener deutscher Medaillen bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften hat Geher Christopher Linke für eine realistische Einordnung der bisherigen Leistungen geworben.
Man solle von dem Druck einer Medaille als Ziel wegkommen, sagte der zweimalige WM-Fünfte nach dem 35-Kilometer-Rennen, in dem er wie zuvor über 20 Kilometer einen deutschen Rekord aufgestellt hatte.
Der 34-Jährige ist auch Co-Kapitän des deutschen Teams, das in Budapest an den letzten drei Tagen vor allem auf die Zehnkämpfer Leo Neugebauer und Niklas Kaul sowie Speerwerfer Julian Weber hofft. Vor einem Jahr in Eugene hatte es am Ende Gold durch Weitspringerin Malaika Mihambo und Bronze durch die Sprint-Staffel der Frauen gegeben.
„Man soll sich Ziele setzen, die realistisch sind. Wenn man zu einer Weltmeisterschaft fährt und man sagt, man muss jetzt unter die ersten Drei kommen - das ist so ein krasses Ziel“, sagte Linke. „Die Leute, die potenziell Medaillen hätten gewinnen sollen, die haben Top-Leistung gebracht und andere waren besser. Vielleicht sollte man darauf gucken, wie gut die anderen waren und nicht, wie schlecht wir sind“, fügte der EM-Zweite hinzu. Jeder, der da sei, gebe sein Bestes. Im Nachwuchsbereich kämen gute Athleten nach, einen Werfer wie Diskus-Olympiasieger und Weltmeister Robert Harting gebe es derzeit einfach nicht.
Man müsse auch darauf schauen, wie sich die Welt zu Deutschland entwickelt habe. „Und da haben wir irgendwas verpasst“, räumte Linke ein. Das sei etwas für Trainingswissenschaftler. Diskuswerferin Kristin Pudenz hatte nach ihrem sechsten Platz darauf hingewiesen, sie habe es noch nie erlebt, dass die ersten beiden über 69 Meter weit geworfen hätten.
An der Förderung liege es nicht, betonte Linke, auch wenn er fragte, ob 400 Euro von der Sporthilfe ein Anreiz seien, das gesamte Leben dem Sport unterzuordnen. Er selbst habe nicht so professionelle Trainingsbedingungen wie andere Nationen im Gehen. „Ich arbeite teilweise mit amateurhaften Mitteln. Ich habe mein Hitzetraining vor der offenen Sauna-Tür gemacht“, sagte er nach dem Rennen bei großer Wärme und hoher Luftfeuchtigkeit in Budapest.