Leichtathletik-EM Kauls EM-Ziel: Wieder wie beim „Gänsehaut“-Coup
Zehnkampf-Europameister Niklas Kaul freut sich auf den EM-Start. Die Titelkämpfe sollen ein wichtiger Schritt Richtung Paris sein. Nach dem tragischen Aus in Tokio hat er dort Großes vor.
Rom - Die Erinnerungen an den magischen Münchner EM-Abend sind bei Zehnkämpfer Niklas Kaul vor dem Startschuss zur Titelverteidigung immer noch extrem präsent. „Beim Gedanken an die EM in München bekomme ich Gänsehaut. Das war für mich der schönste Wettkampf, den ich bestreiten durfte“, sagte der 26-Jährige der Deutschen Presse-Agentur.
„Das war wahnsinnig schön“
„Oh, wie ist das schön“, sangen 40.000 Leichtathletik-Fans im August 2022 beim beeindruckenden Speerwurf-Auftritt von Kaul. Den veredelte der Mainzer mit einem mitreißenden 1500-Meter-Sieg und riesigem Vorsprung zu EM-Gold.
„Das war wahnsinnig schön“, sagte der Student. Nach dem deutschen Zehnkampf-Rekord von Leo Neugebauer in den USA rückt Kaul mit den Kollegen von Montag an in Rom in den Fokus. Und dort will er wieder Gold gewinnen.
„Niklas kann man die erfolgreiche Titelverteidigung auf jeden Fall zutrauen. Die Konkurrenz ist stark und gewillt, das zu verhindern“, sagte Bundestrainer Christopher Hallmann der Deutschen Presse-Agentur. „Aber wenn einer Meisterschaften kann, dann ist das Niklas.“ Manuel Eitel (Ulm), Tim Nowak (Ulm) und Felix Wolter (Gräfelfing) sind die weiteren deutschen Starter.
Kaul strebt nach Olympia-Glück
Während sich Eitel das Olympia-Ticket für Paris bei den Leichtathletik-Europameisterschaften sichern möchte, ist Kaul für die Sommerspiele bereits gesetzt. Nach dem WM-Titel von 2019, als er sich zum jüngsten Zehnkampf-Weltmeister überhaupt kürte, und dem EM-Gold von München strebt der 26-Jährige auch sein olympisches Glück an.
„Ich hätte natürlich ganz gerne eine der drei Medaillen. Aber dafür muss ich meine Bestleistung liefern, sonst kann ich es knicken“, sagte Kaul, der in seinem in diesem Monat erschienen Buch „Die Magie des Zehnkampfs“ die Faszination seiner Sportart beschreibt.
Tragisches Aus in Tokio
Eine Medaille in Paris wäre ein perfektes Kapitel in Kauls ergreifender Olympia-Vita. Herzzerreißend waren die Bilder, als er verletzt den Wettkampf in Tokio 2021 abbrechen musste. Die Hände vor das Gesicht geschlagen, wurde er in einem Rollstuhl davon geschoben.
„Das war schon nicht ganz einfach. Das spukt einem natürlich im Kopf herum. Es hat natürlich gedauert, das zu verarbeiten“, sagte Kaul. Aber so verrückt es klingt: Genau dieser Wettkampf machte Kaul bis zum schmerzhaften Aus so viel Spaß, dass er „die Grundlage für die tolle Saison im Jahr 2022 mit dem Europameistertitel in München als Highlight“ war.
Nach WM-Abbruch gesund an den Saisonstart
Kaul, der die WM im Vorjahr in Budapest ebenfalls vorzeitig beenden musste, kam gesund durch den Winter und startete auch ohne Handicaps in die Saison. Das will er im Montag und Dienstag im Stadio Olimpico nach guten Trainingsleistungen und guten Wettkämpfe in Einzeldisziplinen in ein erfreuliches EM-Resultat ummünzen. „Das ist das erste große Ziel Richtung Paris“, sagte der angehende Sport- und Physiklehrer.
Und wenn es nach Kaul geht, soll Paris nicht der Schlusspunkt der Olympia-Karriere sein. „Bei den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles wäre ich gerne dabei. Dann bin ich 30 Jahre alt – das passt“, sagte Kaul.