Wintersport Aufbruch ohne Trainer: Was bei den Skispringerinnen los ist
Bald eine Vierschanzentournee und immer öfter Fliegen: Die Skispringerinnen haben noch viel vor. In Deutschland gibt es vor dem Saisonstart aber teamintern Themen zu klären.
Lillehammer - Auf dem Weg zur seit Jahren ersehnten Schanzengleichheit haben die Skispringerinnen ambitionierte Ziele. Immer größere Weiten sollen her, dazu häufiger Wettbewerbe im Skifliegen, eine weiter wachsende mediale Präsenz und die Einführung einer Vierschanzentournee.
Vor Beginn des kommenden Winters bekamen zumindest die deutschen Athletinnen um Dreifach-Weltmeisterin Katharina Schmid (früher Althaus) eine andere - für die Öffentlichkeit sehr unerwartete - Schlagzeile zu lesen: nämlich die des plötzlichen Rücktritts ihres Chefcoachs Maximilian Mechler. Auf ihn folgt nun interimsmäßig sein vormaliger Co-Trainer Thomas Juffinger.
Vergleicht man den Skisprung-Sport mit dem Fußball, hat Ex-Profi Mechler sein Team nach der Sommerpause umfassend auf die anstehende Saison vorbereitet und sich dann wenige Tage vor dem ersten Pflichtspiel verabschiedet. Er habe das Team „nicht mehr so erreicht, wie es notwendig wäre“, um auch in Zukunft die bisher erreichten Erfolge zu erreichen, ließ Mechler vor zwei Wochen über den Deutschen Skiverband (DSV) mitteilen.
Viele kleine Dinge passten nicht
Vorzeige-Athletin Schmid, die unter Mechler immerhin Olympia-Silber und dreimal WM-Gold gewann, bestätigt diesen Eindruck. „Das ist schon so, dass wir das auch gemerkt haben. Es war nicht von heute auf morgen. Es war nicht ein Problem, sondern viele kleine Dinge, die sich angehäuft haben“, sagte Schmid der Deutschen Presse-Agentur. Erklärend fügte die 27-Jährige an: „Er hat gemerkt, dass es nicht mehr so zusammenpasst und er uns nicht mehr so abholen kann.“
Der Verband will Mechler zwar halten, musste auf der zentralen Position des Frauen-Bundestrainers aber kurzfristig mit einer so nicht geplanten Notlösung umdisponieren. Noch im Oktober hatte der 39 Jahre alte Mechler seine Vorfreude auf den anstehenden Winter sowie die Springen in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen betont. „Die Tour wird unser Highlight in diesem Jahr“, hatte Mechler gesagt - die Wettbewerbe am 30. Januar und an Neujahr werden nun ohne ihn stattfinden.
„Lösung mit Charme“
Vorgänger Andreas Bauer war für ein kurzfristiges und zeitlich begrenztes Comeback im Gespräch, doch das Engagement kam nicht zustande. Nun starten die Skispringerinnen mit einer Übergangslösung in den nächsten Winter des Aufbruchs. Ex-Assistent Juffinger soll das Trainerteam über den kompletten Winter leiten, wie Sportdirektor Horst Hüttel bestätigte. „Da wird es keine Änderung mehr geben. Das ist eher eine Teamlösung. Wir rücken momentan zusammen. Weitere Trainer werden punktuell dabei sein“, sagte Hüttel.
Bauer selbst gilt als enger Vertrauter von Schmid. Die Athletin und ihr früherer Trainer telefonieren weiter regelmäßig oder treffen sich in der gemeinsamen Heimat Oberstdorf. Das vom Skiverband gewählte Konstrukt für den anstehenden Winter hält der 59-Jährige für absolut tragfähig. „Diese Interimslösung hat Charme, weil man jemanden beobachten kann in dieser neuen Rolle“, sagte Bauer.
Der plötzliche Wechsel mitten im November überraschte aber auch den Routinier. „Wenn ein Trainer sich immer seinen Abgang wünschen könnte - das kann man nicht oft“, sagte Bauer. Er selbst hatte im Rahmen der WM 2021 in seiner Heimat Oberstdorf angekündigt, zum Saisonende aufzuhören.