Formel 1 Aufbauhelfer Hülkenberg: Wie in einer neuen Beziehung
Er soll Audi den Weg bereiten. Nico Hülkenberg kennt die Aufgabe. Er verbesserte schon andere Teams. Doch diesmal spielt auch Zeit eine große Rolle.

Melbourne - Nico Hülkenberg geht im fernen Australien wieder unter die Entdecker. „Alles ist neu“, sagt er. Mit 37 Jahren hat er es noch mal gewagt. „Es ist wie in einer neuen Beziehung“, sagt der Sauber-Fahrer. Privat ist der gebürtige Rheinländer schon lange vergeben, mit seiner Frau hat er eine Tochter. In der Formel 1 ist bei ihm dagegen vor allem eins beständig: Die Unbeständigkeit seiner Karriere.
Seit diesem Jahr startet er wieder für Sauber - deswegen ist alles neu. Zumindest ein bisschen. Denn Hülkenberg kennt das Team noch. 2013 fuhr er schon mal eine Saison für den Rennstall aus Hinwil in der Schweiz.
Doch der Reihe nach: Vor 15 Jahren stieg der gebürtige Rheinländer 2010 mit großen Erwartungen von ihm und an ihn in die Formel 1 ein - zuvor hatte er unter anderem die damals noch GP2 genannte Formel 2 gewonnen.
Schneller als Schumacher, Vettel oder Hamilton
In seinem ersten Jahr in der Motorsport-Königsklasse raste er im vorletzten Grand Prix der Saison im Regen von São Paulo auf die Pole. Und es waren Fahrer wie Michael Schumacher, Sebastian Vettel, der mit über einer Sekunde Rückstand Zweiter in der Qualifikation wurde, Lewis Hamilton oder auch Fernando Alonso dabei.
Williams (2010), Force India (2011 als Ersatzfahrer, 2012 als Stammfahrer sowie von 2014 bis 2016 als Einsatzpilot), Renault (von 2017 bis 2019), danach Einsätze als Aushilfe bei den Force-India-Nachfolgern Racing Point und Aston Martin. 2023 löst er Mick Schumacher bei Haas ab. Nach zwei Jahren und viel Aufbauarbeit ist dort Schluss. Nun soll er dem designierten Audi-Werkstrennstall mit seiner Erfahrung und seinen Qualitäten helfen.
Auch nach über 250 Grand Prix noch ohne Podestplatz?
2030 hoffen die jetzigen Teamverantwortlichen, um Siege mitfahren zu können. 2030 wird Hülkenberg im August 43 Jahre alt. Sein aktueller Teamkollege, Neuling Gabriel Bortoleto aus Brasilien ist 17 Jahre jünger als der routinierte Deutsche.
Es wird erstmal ein Kampf von ganz hinten. In der vergangenen Saison war kein Team schlechter als Sauber. Es sei der Beginn einer gemeinsamen Reise, ein fortlaufender Prozess, sagt Hülkenberg: „Aber genau das macht mir Spaß.“ Was soll er auch anderes sagen.
Wenn alles gutgeht, wird Hülkenberg am Ende dieses Jahres an über 250 Grand Prix teilgenommen haben. Wenn kein Wunder passiert, wird er dann noch immer auf seinen ersten Sieg und auch auf seinen ersten Podestplatz warten.
Ob er mit Audi, dessen Engagement seit der Verkündung auch mit reichlich Schlagzeilen begleitet wurde, ab 2026 größere Chancen hat, bleibt abzuwarten bis eher sehr zweifelhaft - trotz großer Motorenreform. Vermutlich wird Aufbauhelfer Hülkenberg auch dann noch im Entdecker-Modus unterwegs sein.

