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Schwimmen Schwimmen: Schreiber tritt erstmals als Sportsoldatin an

Von Petra Szag 06.12.2013, 22:04
Passt wie angegossen: Daniela Schreiber probiert extra fürs Foto das Barett ihrer Bundeswehruniform.
Passt wie angegossen: Daniela Schreiber probiert extra fürs Foto das Barett ihrer Bundeswehruniform. Schulz Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Soldaten müssen ganze Kerle sein. Ein Vorurteil, das Daniela Schreiber mit ihrem charmantesten Lächeln entwaffnet. Im Biwak schlafen, durch Schlammlöcher robben, mit Marschgepäck durch die Nacht hetzen - das alles scheint der aparten Hallenserin mit ihren mannequinverdächtigen 67 Kilo wohlverteilt auf 1,84 Meter wesensfremd. Und doch sagt sie nach sechs Wochen harter Grundausbildung völlig entspannt: „Ich denke, es war die richtige Entscheidung, zur Sportfördergruppe der Bundeswehr zu gehen.“ Als sogenannte Freiwillige Wehrdienstleistende hat die Schwimmerin die erste und wohl auch schwierigste Etappe ihres ersten Jahres beim Bund mit Bravour gemeistert.

Nun heißt ihr Befehl, sich auf Meisterschaften vorzubereiten. Ab Donnerstag bei der Kurzbahn-EM in Dänemark greift sie zum ersten Mal international mit dem Bundeswehrlogo auf der Brust an. Auch wenn ihre Erwartungen nicht allzu hoch gesteckt sind. Schließlich „fehlen mir 300 Trainingskilometer im Wasser, dazu viele Einheiten im Kraftraum“, sagt die 24-Jährige.

Harte Aufgaben eins Frischlings

Sicher, auch die ersten Wochen in Uniform waren an enorme Belastungen gekoppelt, mit denen einer Hochleistungsschwimmerin sind diese aber nicht zu vergleichen. „Im Wasser wiege ich ein Zehntel meines Körpergewichts“, erklärt die deutsche Meisterin über 200 Meter Freistil. Dort viele Kilometer runterzuspulen ist etwas anderes, als schwer bepackt durch den Wald zu rennen.

Doch selbst den für sie ungewöhnlich harten Aufgaben eines „Frischlings“ kann sie Positives abgewinnen. „Die Zeit hat uns zusammengeschweißt, da entwickelt sich ein Teamgefühl, das kenne ich sonst nur bei der Staffel.“ Um zu verhindern, dass andere ihr Gepäck mitschleppen müssen, habe sie die Zähne zusammengebissen. „In schwierigen Situationen haben wir uns gegenseitig motiviert“, das habe ihr sehr geholfen.

Trotzdem hatte die starke, selbstbewusste junge Frau anfangs natürlich auch leise Bedenken. Sie spricht offen über die Angst vom Verlust ihrer Leistungsfähigkeit. Ganz abgesehen von den fürsorglichen Eltern oder ihrem Freund, der aus eigenen Erfahrungen weiß, was einem da abverlangt wird. Doch insgesamt hat sie alles gut weggesteckt. „Ich finde es nicht schlimm, sich mal die Fingernägel dreckig zu machen und die Tarnfarbe sogar im Ohr wiederzufinden“, sagt Daniela Schreiber augenzwinkernd. Sogar ihr Immunsystem scheint von dieser Zeit zu profitieren, „ich war lange nicht so fit wie jetzt“.

Nun bleibt mehr Zeit für Regeneration

Bei den deutschen Kurzbahn-Meisterschaften zuletzt lief es trotz des Trainingsrückstandes erstaunlich gut, wohl auch, weil ihr nun mehr Zeit für Regeneration bleibt. Als schwimmende Studentin war ihr Leben eine einzige Terminhatz.

Vielen anderen Sportsoldaten ist es wahrscheinlich ähnlich ergangen. Mit einigen hat Halles Top-Schwimmerin während des Lehrgangs Freundschaft geschlossen. Mit zwei sächsischen Kanutinnen und einer Rugbyspielerin aus Köln beispielsweise, mit der sie sich in der Kaserne eine Stube teilte. Querbeet aus allen Sportarten waren Athleten dabei. „Das war interessant, wann hat man das schon Mal, höchstens bei Olympia“, sagt Daniela Schreiber. Bei den Spielen 2016 in Rio hofft sie einige von ihnen wiederzutreffen. Dann wird man sich viel zu erzählen haben.