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Schwimmen Schwimmen: Hallenserin erhält Stipendium für USA

Von Petra Szag 25.11.2013, 21:26
Freude über den deutschen Rekord: Theresa Michalak
Freude über den deutschen Rekord: Theresa Michalak dpa Lizenz

Halle (Saale)/MZ - Die Freude war unbändig. Ganz so, als wüsste Bruno, dass er sein Frauchen in der nächsten Zeit nicht so oft zu sehen kriegen wird, forderte der Hund am Montag - auch wenn er ihr nur zur Hälfte gehört - deren ungeteilte Aufmerksamkeit. „Ich teile mir Bruno praktisch mit meinem Bruder“, erklärt Theresa Michalak scherzhaft. Und weil beide so viel unterwegs sind, wohnt ihr kleiner Schatz bei Oma und Opa in Salzmünde vor den Toren von Halle.

Die Großeltern - samt Bruno - haben es sich nicht nehmen lassen, der Enkelin am Montag einen Besuch abzustatten - um ihr zu gratulieren zu ihrem fantastischen deutschen Rekord tags zuvor sowie den drei gewonnenen Titeln. Ihre Thea war die überragende Schwimmerin der deutschen Kurzbahn-Meisterschaften letzte Woche in Wuppertal.

Und es gab auch sonst eine Menge Gesprächsbedarf. Denn Theresa Michalak zieht es in die Ferne. Am 29. Dezember sitzt Deutschlands beste Lagenschwimmerin im Flieger, der sie nach Florida bringt. In Gainesville, der Heimatstadt von US-Superstar Ryan Lochte, will die 21-Jährige in den nächsten vier Jahren Sportwissenschaften studieren. Vor allem aber will sie in einer starken internationalen Trainingsgruppe auch im Wasser weiter dazulernen. „Ich weiß noch nicht, was genau die anders machen. Ich weiß nur, dass sie besser sind als ich, und ich will auch besser werden“, erklärt die SV-Athletin, was sie antreibt.

Zeit ist reif

Trotz aller Vorfreude: Der Abschied von Halle fällt ihr nicht leicht. In der Stadt wohnt ihre Familie, hat sie viele Freunde, eine neue Liebe. Und ihren Trainer Frank Embacher. „Er hat mich bis zu Olympia geführt. Ohne ihn wäre ich heute nicht das, was ich bin“, sagt die Allrounderin.

Und doch hat sie das Gefühl, dass die Zeit reif ist für Veränderungen. Denn in den letzten Monaten ging es nicht mehr so voran, wie sie es sich erhofft hatte. Nicht immer schwamm sie mit ihrem Coach auf einer Wellenlänge. So hätte sie sich gern selbst mehr mit eingebracht in den Trainingsprozess. Theresa Michalak: „Vor der WM wäre ich lieber noch einmal ins Höhentrainingslager gefahren.“ Doch das wurde ihr nicht ermöglicht.

Ob es daran gelegen hatte, dass der Saisonhöhepunkt im Juli in Barcelona dann eine einzige Enttäuschung war, sei dahingestellt. „Danach habe ich es immer mal gemacht, wie ich es für richtig halte“, sagt die Schwimmerin. Den Weltcup-Marathon in den letzten Wochen mit Wettkämpfen nonstop hat sie sich selbst organisiert. „Ich bin überzeugt, das hat mich weiter gebracht.“

Schon länger beobachtet

Etwas Neues zu versuchen - der Gedanke beschäftigt Theresa Michalak schon lange. Seit sie die Sportschule verlassen und ein Praktikum bei den Stadtwerken im Maya Mare aufgenommen hat. Mit Marietta Uhle stellte ihr eine ehemalige Schwimmerin, die einst den gleichen Weg gegangen war, den Kontakt zur Uni her und klärte die Formalitäten für den Eignungstest Anfang Oktober in Berlin.

Schon bei den deutschen Langbahn-Meisterschaften im Mai war mit Martyn Wilby ein Coach von den Gators der University of Florida da, um sich von der Deutschen ein Bild zu machen. Und bei der WM, erzählt sie, sei mit Elizabeth Beisel die Topschwimmerin der Gruppe dort auf sie zugekommen und habe gesagt: ,Ich habe gehört, du kommst zu uns. Ich freue mich’. Die Weltmeisterin von 2011 über 400 Meter Lagen wusste da offenbar schon mehr als Michalak.

Viel zu erledigen

Sie selbst kennt zwar schon länger das Punkteergebnis ihrer Aufnahmeprüfung in Mathe und Physik, dass es aber gereicht hat für ein Vollstipendium, weiß sie erst seit kurzem. In Wuppertal nun hat sie dies auch ihrem Coach mitgeteilt. „Natürlich war er nicht erfreut“, gibt die Athletin zu. „Reden wollte er aber nicht darüber.“

Jetzt heißt es schnell einen Schlachtplan entwerfen. Ein Visum beantragen, den Flug buchen, die Wohnung an eine ihrer Freundinnen übergeben und überlegen, was sie von ihren Sachen alles mitnehmen will. Und nebenbei läuft ja auch noch die Vorbereitung auf die Kurzbahn-EM ab 12. Dezember in Dänemark sowie ein großes Meeting in St. Petersburg. Wenn das alles vorbei ist, gibt es noch den Abschiedsbesuch bei all ihren Lieben. Inklusive Bruno.