Rennwagen schleudert in Menschenmenge Rennwagen schleudert in Menschenmenge: Ein toter Zuschauer bei Unfall auf dem Nürburgring

Nürburg - Nürburg. Der Deutsche Motorsport-Bund (DMSB) hat nach dem tödlichen Unfall auf der Nordschleife den Start für einige Klassen auf dem legendären Kurs in der Eifel vorläufig untersagt. Davon betroffen ist auch die Kategorie, in der der Brite Jann Mardenborough mit seinem Nissan GT-R Nismo GT3 angetreten war. Er hatte beim ersten Lauf der VLN-Langstreckenmeisterschaft am Samstag im Strecken-Abschnitt „Flugplatz“ die Kontrolle über den 550-PS-Boliden verloren. Youtube-Videos zeigen, wie das Auto mit der Nummer 23 kurz vor einer Rechtskurve abhebt, sich in der Luft senkrecht aufstellt, gegen einen Reifenstapel rast und über den Sicherheitszaun in die Zuschauer fliegt. Ein 49-jähriger Niederländer kam ums Leben, zwei weitere Zuschauer wurden bei dem beängstigenden Unfall verletzt. Auch Mardenborough musste im Krankenhaus behandelt werden. Die auf vier Stunden angesetzte 61. ADAC-Westfalenfahrt wurde sofort abgebrochen und nicht wieder gestartet. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft Koblenz begannen mithilfe eines Gutachters mit den Ermittlungen zum genauen Unfallhergang. Der Unfallwagen wurde sichergestellt.
„Wir können und wollen nach einem Unfall dieser Art nicht zur Tagesordnung übergehen“, sagte DMSB-Generalsekretär Christian Schacht in einer Pressemitteilung am Sonntag. Die Sicherheit der Teilnehmer und insbesondere der Zuschauer müsse oberste Priorität haben. „Daher müssen wir die Details zum Unfallhergang analysieren, über notwendige Konsequenzen beraten und diese dann umsetzen. Erst danach können Fahrzeuge mit ähnlichen Leistungsdaten wie das Unfallfahrzeug wieder auf der Nordschleife zum Einsatz kommen“, betonte Schacht.
Betroffen sind von dieser Entscheidung auch die werksunterstützten Autos von Aston Martin, Audi, Bentley, BMW, Mercedes und Nissan, die eigentlich beim Qualifikationsrennen für das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring am 12. April fahren sollen. Ihr Start ist bei diesem Rennen ebenso wie beim eigentlichen 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring (16./17. Mai) nun mehr als fraglich.
Mardenborough gilt als talentierter Rennfahrer
Die Motorsport-Welt reagierte bestürzt. Der Nissan-Rennstall sprach von einer „Tragödie“. Es sei „unfassbar traurig, dass heute ein Zuschauer sein Leben bei unserer Leidenschaft verloren hat“, schrieb Mercedes-Fahrer Jan Seyffarth, der bei dem Rennen von der Pole Position gestartet war. „Mir fehlen immer noch die Worte“, bekannte DTM-Champion Marco Wittmann von BMW. Der frühere Formel-1-Weltmeister Jenson Button twitterte aus dem fernen Malaysia: „Motorsport ist großartig, aber kann so grausam sein.“
Mardenborough (23) gilt als talentierter Rennfahrer; er startete seine Karriere dank der GT Academy von Nissan, bei der über virtuelle Autorennen auf der Spielekonsole die Fähigkeiten junger Fahrer getestet wurden. Mardenborough setzte sich dabei gegen tausende Gegner durch und durfte danach bei Langstreckenrennen mitfahren. Für diese Saison erhielt er bei Nissan einen Vertrag als Werksfahrer in der Langstrecken-Weltmeisterschaft und wurde von seinem Arbeitgeber auch für das 24-Stunden-Rennen in Le Mans Mitte Juni gemeldet.
Mardenborough habe alle notwendigen Lizenzen und Zulassungen gehabt, hieß es. Nach dem Eindruck der Unfallvideos habe er wohl nicht mehr eingreifen können, als sein Auto Unterluft bekam und dadurch abhob. (dpa, sid)
