Vor Saisonstart der Fußball-Landesklasse Trainer sieht Oberröblingens Zukunft in der eigenen Jugend: „Spieler müssen Verein lieben, nicht das Geld“
Nach einem soliden ersten Jahr als Aufsteiger in der Landesklasse will der VfB Oberröblingen nun Fuß fassen. Auf welche Tugenden und Mittel Trainer Torsten Wenske für den Erfolg setzt.
Oberröblingen/MZ. - Torsten Wenske, Trainer des VfB Oberröblingen, hat eine klare Vereinsphilosophie und das schon seit Jahren. Er ist kein gewöhnlicher Übungsleiter, er lebt für den Verein. Warum er so geschätzt ist, beweist er im Gespräch und haut eine Aussage heraus, bei dem das Herz eines Fußballromantikers schmelzen würde: „Wer bei uns spielen will, muss den Verein lieben, nicht das Geld.“
Eine allgemein wahrlich pathetische Aussage, doch der Blick in Wenskes Gesicht während des Gesprächs ist ernst. Denn er weiß, wovon er spricht, kennt den Verein wie seine Westentasche. Seitdem Wenske den Verein 2021 in der Kreisoberliga übernommen hat, ging es nachweislich nur bergauf. 2023 folgte mit dem Meistertitel in der Kreisoberliga und dem damit verbundenen Landesklasse-Aufstieg der bis heute andauernde Höhepunkt.
Nach einer guten ersten Saison in der Landesklasse mit Platz sieben streben die Oberröblinger nun danach, Fuß zu fassen. Zudem sind sie trotz Kreispokalniederlage gegen Sangerhausens Zweitvertretung (0:4) dazu berechtigt, am diesjährigen Landespokal teilzunehmen.
Für Trainer Wenske geht es vor allem darum, die Werte des Vereins weiter zu fördern. „Wir brauchen nicht jede Saison neue Spieler einzukaufen und werfen mit Geld um uns. Wir bevorzugen es, Spieler aus der eigenen Jugend hochzuholen.“
Nachwuchs am Start
Eine der Nachwuchshoffnungen ist Stürmer Gino Altenburg, der sich in der kommenden Spielzeit beweisen und sich durch gute Leistungen einen Stammplatz sichern will. Schlechter sieht es bei Leon Ernst aus, der sich in der Vorbereitung schwer verletzt hat. Der zwei Meter große Hüne zog sich im Alter von 19 Jahren bereits seinen zweiten Kreuzbandriss zu. Eine Rückkehr ist erst für September 2025 angedacht. In der kommenden Spielzeit müssen die Oberröblinger also auf ihn verzichten. Und Ernst schließt auch nicht aus, ganz aufzuhören, wie er im Gespräch verrät: „Ich habe jetzt in beiden Knien einen Kreuzbandriss erlitten und ich weiß nicht, ob ich das Risiko eingehen soll, mir eventuell noch einen dritten Kreuzbandriss zu holen. Meine Gesundheit geht vor.“
Positiv dagegen ist, dass Oberröblingen mit einem Ass im Ärmel daherkommt, welches die gegnerischen Teams schon aus der vergangenen Spielzeit kennen. Denn mit den Fans im Rücken setzen die Oberröblinger eine starke Marke. Nicht umsonst waren sie in der vergangenen Saison Spitzenreiter in der Landesklasse, was den Zuschauerdurchschnitt angeht. Diesen Fakt weiß Trainer Wenske zu schätzen: „Wenn wir viele Fans zu den Spielen dabeihaben, spielen wir automatisch auch viel selbstbewusster. Da werden dann noch mal zwei bis drei Prozent mehr bei jedem Spieler rausgeholt. Die Fans tragen uns.“
Dass der VfB Oberröblingen gänzlich ohne Zugänge in die kommende Spielzeit geht, hat seine Gründe, wie der Coach erklärt: „Wir hatten zwar Gespräche mit potenziellen Kandidaten, aber keiner davon hat in unser Konstrukt gepasst.“ Mit dem Konstrukt meint Wenske, dass die Spieler den familiären Touch und die unabdingbare Bindung zum Verein mitbringen und sich leidenschaftlich aufopfern sollen.
Hinzu kommt, dass der VfB Oberröblingen seine kommenden Spieler für die erste Mannschaft aus der eigenen Jugend hochziehen möchte. Das Konstrukt der eigenen Jugend trägt schon jetzt erste Früchte und soll sich noch verbessern. Wenske untermauert diesbezüglich, wie wichtig der eigene Nachwuchs ist: „ Es wäre ja völlig kontraproduktiv, wenn wir Spieler finanziell verpflichten und dafür unseren Nachwuchs vernachlässigen würden. Im nächsten Jahr rechne ich damit, dass wir einige Spieler aus der A-Jugend in die erste Mannschaft holen und ihnen somit eine gute Karrierechance ermöglichen.“
Kaum Regenerationszeit
Bis zum Saisonstart am Samstag bei der Zweitvertretung von Germania Halberstadt, Anstoß 14 Uhr, möchte Trainer Wenske aber noch an ein paar Stellschrauben drehen. Vor allem die taktischen Feinheiten möchte er bei seinen Jungs noch koordinieren. Er sagt aber auch: „Die Vorbereitung war sehr kurz, die Spieler hatten wenig Zeit, sich zu generieren. Wir werden vier bis fünf Spiele brauchen, um uns zu finden.“