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Fußballtrainer im Landkreis Wittenberg Fußballtrainer im Landkreis Wittenberg: Die Entscheider

Von Michael Hübner 16.03.2021, 12:25
Sascha Prüfer coacht die Spiele engagiert mit.
Sascha Prüfer coacht die Spiele engagiert mit. Bösener

Wittenberg - Joachim Löw - der Weltmeister und einstige Strahlemann hat in der vergangenen Woche selbst die Reißleine gezogen - gehört wie Werbe-Ikone Jürgen Klopp oder Huub Stevens zu den Trainern, die scheinbar immer im Rampenlicht stehen. Anders als der ewige Jogi sind Jürgen Klinsmann oder Lucien Favre arbeitslos. Parallelen gibt es auch an der Basis.

Aber die Aufgaben - egal ob im Profi- oder Amateursport - der Fußballtrainer sind identisch. Sie müssen den Schlüssel zum Spiel finden, strategisch denken und taktisch agieren. Fallen die Tore und gelingen Siege, werden sie umjubelt. Verbleiben sie aber im Abstiegskampf, folgen schnell die Daumen nach unten, die Buhrufe, der Rausschmiss. Daumen hoch oder vom Platz gejagt - das gibt es auch bis hinunter in die Kreisliga. Trainer können spannende Storys erzählen. Doch was treibt sie an?

Das Feuern gehört dazu

„Ich bin gern ein Entscheider“, sagt Sascha Prüfer, „ich muss täglich Fragen beantworten, was mache ich heute im Training oder wen stelle ich auf.“ Der Übungsleiter findet dabei offensichtlich oft die richtigen Antworten. Prüfer brachte 2020 den FC Grün-Weiß Piesteritz zurück in die Verbandsliga und ist jetzt verantwortlich für die U 19 bei Lok Leipzig.

„Und wenn ich Bock habe, spiele ich bei einem Trainingsmatch mit“, erzählt der ehemalige Kicker, der schon in seiner aktiven Zeit Nachwuchsteams betreute. 2004 in Guben ging es los. Zehn Jahre später macht Prüfer C- und hat inzwischen die A-Lizenz. Jetzt fehlt nur noch der Fußball-Lehrer. „Ein richtiger Trainer ist man aber erst, wenn man einmal gefeuert worden ist. So gesehen bin ich noch kein richtiger Trainer“, erzählt Prüfer.

Dagegen ist der Möhlauer Olaf Schaller ein echter Coach. Der Ex-Gräfenhainichener wird mit Grün-Weiß Wolfen Landesmeister und prompt entlassen. So etwas stimmt traurig. „Nein. Der Titelgewinn war ein großer Erfolg“, erzählt Schaller.

„Aber der Verein wollte den zweiten Schritt vor dem ersten gehen, plante schon für die Regionalliga und wollte ein neues Stadion bauen. Da passte ich den Verantwortlichen nicht ins Konzept“, erzählt der bodenständige Schaller, dem die Oberliga-Zeit verwehrt blieb. Der Club schlitterte in die Insolvenz und ist inzwischen aus dem Vereinsregister gestrichen. Schaller möchte seine Trainerzeit nicht missen.

„Die Arbeit mit der Mannschaft, mit der Jugend macht Spaß“, sagt Schaller. Und so etwas halte selbst jung. Voraussetzung für so eine verantwortungsvolle Aufgabe sei aber, dass man selbst gesund bleibe und über eine intakte Familie verfüge. Schaller plant gegenwärtig - zumindest für eine Begegnung - ein Comeback. Bei einer Benefizaktion im Sommer stehen sich das Team Schaller und das Team Jenichen gegenüber. Ralf Jenichen und sein sportlicher Rivale kennen sich aus gemeinsamen Spielertagen in Gräfenhainichen.

„Wenn man aus Verletzungsgründen mit dem Fußball aufgehört hat, möchte man doch trotzdem noch am Ball bleiben“, sagt Ralf Jenichen. Der Coach von Hellas 09 Oranienbaum schätzt vor allem die „sozialen Kontakte“, das Bierchen danach. Der Barockstädter hat auch keine Angst vor den Schattenseiten. „Es ist wie im privaten Leben. Es gibt auch Tage, die sind nicht so schön. Aber die schönen überwiegen“, sagt Jenichen, der für die Benefizpartie sein Comeback als Spieler plant.

Auch Tobias Klier hat einst erfolgreich in Piesteritz gekickt. „Ich möchte meine Erfahrungen weitergeben, und es macht mir auch Freude mit den Jungs und den jungen Mädels zu arbeiten“, erzählt der Übungsleiter, der gleich für zwei Teams Verantwortung trägt: für die Verbandsliga-Männer-Elf von Elster und für das Jessener Frauenteam in der Landesliga. Die Arbeit in Jessen sei einfacher. „Die Mädels spielen aus Spaß, wollen aber auch erfolgreich sein. Die Arbeit mit den Männern ist deutlich komplexer, da wird 20 Mal von den Kickern nachgefragt zum Warum und Wieso“, so Klier, der mit beiden Teams erfolgreich ist.

Aber natürlich ist Elster, das ab Samstag wieder mit Training startet, das Aushängeschild im Fußball im Kreis. Der Verein bekennt sich inzwischen zum Aufstieg in die Oberliga. Klier ist auf diese große Herausforderung schon bestens vorbereitet. Er hat die erforderliche B-Lizenz und kennt die Liga aus seiner aktiven Zeit in Piesteritz.

Ambitioniert sind die Verantwortlichen auch in Trebitz. Der Verein möchte sich in der Landesliga in der Spitzengruppe etablieren. „Ich habe Bock darauf“, sagt Trainer Matthias Kleffe zu seiner Tätigkeit. „Es ist total spannend, aus verschiedenen Charakteren eine Mannschaft zu formen, die gemeinsam Erfolg haben möchte. Ich gebe was vor, und das Team versucht, das umzusetzen. Das ist sehr reizvoll“, sagt der 40-Jährige, der schon 18 Jahre Coach ist.

Relativ neu in der Branche - zumindest im Männerbereich - ist Philipp Scopp. „Ich war 13 Jahre im Nachwuchs aktiv und wollte jetzt mal was anderes machen“, begründet er den Sprung in den Herrenbereich. Mit Rene Wiesegart bildet er in Abtsdorf das Cheftrainer-Duo. „Es macht Spaß, gemeinsam einem Hobby nachzugehen“, sagt er.

Corona sorgt für Aufgabe

In Bergwitz hat der vielzitierte Spaß ein Ende. Mario Göttert - der Mann stellt selbst den ewigen Jogi in den Schatten - hat nach 32 Jahren als Trainer beim ESV aufgehört. Seinen Rücktritt erklärt er mit dem ganzen Corona-Hickhack. Er kümmert sich jetzt als Schatzmeister um die Finanzen. (mz)