Fußball Fußball : Traktor hält am Ziel fest

Westdorf - Waren das noch Zeiten, als Westdorfs Zweite den Aschersleber Kreispokal gewann und Traktors Erste in der Landesklasse spielte. Gut 30 Jahre ist das jetzt her. Delf Umlauf schoss damals nicht nur auf Tore, sondern in Aschersleben auch auf Tontauben in der Disziplin Trap.
Aber dann zog es ihn doch endgültig zu den Fußballern. Kein Wunder, gehört doch der Name Umlauf zu Westdorf wie in Stein gemeißelt. Der Großvater war zu DDR-Zeiten Bürgermeister, die Mutter nach der Wende. Umlaufs Vater führte den Verein bis zu seinem Tod.
„Ich habe dann das Amt von ihm übernommen“
„Ich habe dann das Amt von ihm übernommen. Es sollte eigentlich vorübergehend sein. Aber wie das so ist“, sagt Delf Umlauf. Wäre also nur noch sein Vorname zu klären. Hat da die Standesbeamtin vergessen, etwas aufzuschreiben. „Nein, Delf war so gewollt. Meine Mutter wollte etwas Außergewöhnliches.“ Dass er mit 43 Jahren selbst noch die Fußballschuhe anzieht, wenn Not am Mann ist, geht dagegen fast schon als Normalität durch.
„Wir sind nur ein kleines Dorf und ein kleiner Verein. Da ist das Reservoir an Spielern begrenzt“, so Umlauf. Und die Corona-Pandemie habe Traktor zwar nicht den Rest gegeben, aber das Vereinsleben auch nicht gerade beflügelt.
„Wir suchen noch Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren“
Dennoch halten die Westdorfer an ihrem Vorhaben fest, in diesem Jahr seit langer Zeit mal wieder eine Nachwuchsmannschaft in den Kampf um Punkte zu schicken. „Wir suchen noch Kinder im Alter zwischen neun und elf Jahren. Der Grundstein für das Team ist zwar gelegt, aber Verstärkungen sind willkommen“, sagt Umlauf.
Auch bei den Männern. Dort finden sich zwar in der aktuellen Statistik 24 eingesetzte Spieler und sechs weitere, aber neben Umlauf sind da eben auch einige alte Hasen dabei, die am Wochenende bei aller Liebe zum Fußball wohl auch gern mal mehr Zeit für ihre Familien hätten.
„Von dort sind immer mal gute Spieler hierher gekommen“
Einer davon ist Ronny Wiele (39), der noch die guten alten Zeiten beim 1. FC Aschersleben miterlebt hat. Und vom Aschersleber Fußball hat auch immer mal der Stadtteil Westdorf profitiert. „Von dort sind immer mal gute Spieler hierher gekommen“, erinnert sich Umlauf. Jetzt aber, wo Lok und Rotation ebenfalls um jeden Kicker kämpfen müssen, sind die „fetten Jahre“ schon lange vorbei.
Keine Punktspiele in der Landesklasse mehr, kein Viertelfinale im Landespokal gegen Staßfurt. Stattdessen Spiele der 2. Kreisklasse gegen Beesenlaublingens Zweite, die Spielgemeinschaft aus Könnern, Edlau und Bebitz oder Börde Hakel. Doch Umlauf klagt nicht. „Der Zusammenhalt ist gut im Dorf.“ Und zum Heimatverein habe man ein gutes Verhältnis.
Wenn Dorffest gefeiert werde, schnüre man die Fußballschuhe zu einem Match gegeneinander. Das sei zwar keine Feinkost, aber es mache Spaß. Viel Spaß. Und den vermissen die Westdorfer derzeit am meisten. Wie andere Vereine auch. Sechs Spiele haben die Westdorfer absolviert, fünf müssten sie noch, um wenigstens die Hinrunde zu Ende zu bringen. Doch so recht dran glauben mag auch Umlauf, der in der Qualitätssicherung bei der Firma Schiess in Aschersleben arbeitet, nicht. „Aber bald beginnt ja die neue Saison“, sagt er. (mz)