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Familie lebte im Jerichower Land „Es war schockierend“: Alfred Gislason spricht über den Tod seiner Frau Kara

Trotz einer schwierigen persönlichen Situation reist Alfred Gislason zu den Olympischen Spielen, bei denen die deutsche Mannschaft im Viertelfinale scheitert. Von künftigen Veränderungen hängt auch die Vertragsverlängerung des 61-Jährigen ab.

Aktualisiert: 01.09.2021, 11:07
Alfred Gislason, hier 2019 mit seiner Ehefrau Kara-Gudrun.
Alfred Gislason, hier 2019 mit seiner Ehefrau Kara-Gudrun. (Foto: imago images/Holsteinoffice)

Magdeburg/dpa/MZ - Handball-Bundestrainer Alfred Gislason hat erstmals öffentlich über den Tod seiner Frau Kara-Gudrun gesprochen. „Es war schockierend, wie schnell alles ging“, sagte der Isländer in der „Sport Bild“ über die Krebserkrankung seiner Frau, an der sie bereits am 31. Mai starb. Die Familie lebte in der Nähe von Magdeburg im Jerichower Land.

Als die Ärzte Anfang Mai die Diagnose gestellt hatten, habe der 61-Jährige über seinen Rücktritt nachgedacht und überlegt, den Sportvorstand des Deutschen Handballbundes (DHB) darüber zu informieren. „Meine erste Reaktion war, ich rufe Axel Kromer an, kündige - und wir gehen dann nach Island und verbringen die Zeit, die Kara noch bleibt, gemeinsam in Island“, sagte Gislason.

Seine Frau habe ihn aber von dem Gedanken abgebracht. Dem DHB sei er dafür dankbar, „dass sie mich den ganzen Mai in Ruhe gelassen haben“.

Alfred Gislason: DHB-Team wusste von Krebserkrankung seiner Frau Kara-Gudrun

Nach dem Schicksalsschlag reiste der Isländer mit der deutschen Nationalmannschaft zu den Olympischen Spielen nach Tokio. „Die Spieler wussten, dass Kara krank war. Mit der Zeit hörten sie auch, dass es ihr schlechter ging“, sagte Gislason.

In Japan scheiterte die Auswahl des Deutschen Handballbundes dann im Viertelfinale an Ägypten. „Unterm Strich hatten die Ägypter das, was uns fehlte - Zeit für die Vorbereitung“, lautet Gislasons Analyse für das enttäuschende Abschneiden. Seine Forderung: „Wenn wir realistisch um Titel mitspielen wollen, müssen wir mehr Vorbereitungszeit bekommen.“

Von Veränderungen werde auch eine Verlängerung seines Vertrags abhängen, der nach der Europameisterschaft im Januar in Ungarn und der Slowakei ausläuft. „Ich arbeite sehr, sehr gern für Deutschland. Ich lebe auch in Deutschland. Ich will hier Erfolg haben. Aber wenn ich die Mannschaft kaum sehe, sehe ich wenig Sinn, den Job zu machen“, sagte Gislason.

Alfred Gislason fordert Veränderungen im deutschen Handball-Nationalteam

Eine Möglichkeit wären Kurzlehrgänge, betonte der Erfolgstrainer, der siebenmal die deutsche Meisterschaft, sechsmal den nationalen Pokal und dreimal die Champions League gewann. Er wisse, wie man arbeiten müsse, um Erfolg zu haben. Nur: „Ohne Training habe ich es noch nie geschafft, das ist unmöglich. Ein deutscher Nationalspieler wird nicht super, nur weil er sich das Nationaltrikot überzieht.“ Auch eine Reduzierung der Bundesliga von 18 auf 16 Clubs kann sich der Bundestrainer vorstellen.

Gislason hofft, dass der zurückgetretene Steffen Weinhold und sein Kieler Clubkamerad Hendrik Pekeler, der sich eine längere Pause verordnet hat, doch weiter für das Nationalteam spielen: „Ich habe beide nicht aufgegeben.“

Für den 38-jährigen Hamburger Johannes Bitter, der nur noch in Notfällen bereitstehen will, hat der Bundestrainer Verständnis. Und zum Rücktritt von Ex-Kapitän Uwe Gensheimer von den Rhein-Neckar Löwen sagte der Bundestrainer: „Uwe war sicher auch nicht mit sich zufrieden. Das hat seine Entscheidung sicher forciert.“