Zuschauer-Entwicklung Zuschauer-Entwicklung: Wie RB Leipzig in die Region ausstrahlt

Leipzig - Eine neue Studie hat nach dem Ende der Vorsaison wieder einmal die Imagewerte der 18 Bundesligisten untersucht. Man muss kein Astrophysiker sein, um zu erahnen, dass auch die des Vizemeisters RB Leipzig, der an diesem Donnerstag offiziell ins Training einsteigt, gestiegen sind. Das ergibt sich per se, wenn man Zweiter wird und alsbald Champions League spielt.
Am Cottaweg wurde das natürlich mit Wohlgefallen aufgenommen, denn Image und RB, das ist eine Sache für sich. Der Klub gehört Red Bull und wurde von dem Getränkeunternehmen vor acht Jahren aus der Taufe gehoben, was teils noch immer Schnappatmung hervorruft.
Die Vorgänge in Leipzig stehen symbolisch für die seelenlose Kommerzialisierung des Fußballs. Doch es gibt auch den anderen Teil der Fans. Der zuckt bei RB maximal mit den Schultern. Oder er mag den Rasenball e.V..
RB Leipzig verbessert sich bei Sympathie und Leidenschaft
Eine ganze Reihe Attribute jedenfalls hat das Marktforschungsunternehmen IRIS bei Fußballfans deutschlandweit abgefragt: sympathisch, bodenständig, glaubhaft, innovativ, Leidenschaft, Innovation, Kompetenz. RB hat bei allen Werten gegenüber dem Winter zugelegt, vor allem bei Verwurzelung, Glaubhaftigkeit, Sympathie und Leidenschaft machte der Klub Sprünge von bis zu 20 Prozent.
Man könnte einwenden, dass man aus der Hocke formal immer mehr Spanne hinbekommt als aus dem Stand. Von der Hand zu weisen ist das nicht, wenn man bedenkt, dass RB laut einer anderen Untersuchung der Marktforscher von Mafo vor einem Jahr noch Image-Schlusslicht der Liga gewesen ist. Auch jetzt sind manche Werte unterdurchschnittlich im Vergleich mit anderen Klubs. Bei innovativ, kompetent und ambitioniert rangieren die Sachsen allerdings weit über Schnitt.
Wie sich RB Leipzig auf den Halleschen FC auswirkt
RB sitzt in einem Ländereck und strahlt in vier Bundesländer: nach Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und mindestens in den Süden Brandenburgs. Für die Anrainer-Klubs ist das aber durchaus ein Problem. Auch für den Halleschen FC, der keine 30 Kilometer von Leipzig entfernt zu Hause ist.
Der Drittligist merkt das vor allem an den schwindenden Zuschauerzahlen. Der HFC hatte vergangene Saison nur noch einen Schnitt von rund 6 500 Zuschauern pro Heimpartie - das ist der niedrigste Wert seit dem Aufstieg in die dritte Liga vor fünf Jahren. Der Klub merkt es auch beim Verkauf der Dauerkarten diesen Sommer: Vor einem Jahr waren knapp 2 100 Sitzplatz-Abos zum jetzigen Zeitpunkt abgesetzt. Aktuell sind es 1 910.
Der Unterschied ist nicht von kosmischer Dimension. Er bedeutet für den HFC aber Einnahmenverluste im unteren sechsstelligen Bereich, mit denen man durchaus zwei Profis bezahlen könnte.
Woher die Fans von RB Leipzig kommen
Dass sich Sachsen-Anhalter von RB angezogen fühlen, ist bekannt. Jetzt hat RB Leipzig erstmals Zahlen dazu herausgegeben, die das bestätigen. In der vergangenen Saison kamen zehn Prozent der RB-Dauerkartenbesitzer aus Sachsen-Anhalt. Damit waren bei insgesamt 705 121 Heimspielzuschauern etwa 70 000 aus dem Nachbar-Bundesland. Bei 17 Heimspielen macht das einen Schnitt von knapp 4 000.
Das ist verglichen mit den 80 Prozent Dauerkartensachsen weit weniger, als man aufgrund der Nähe zu Leipzig hätte annehmen können. Aber mehr als die drei Prozent aus Thüringen und die ein Prozent aus Brandenburg. Um zu behaupten, dass von den 4 000 Sachsen-Anhaltern ein paar dem HFC flöten gegangen sind, dafür braucht man allerdings keine Studie aufzusetzen.
(mz)