Vorbereitung in Grassau Vorbereitung in Grassau: Diese Familie hegt den Trainingsrasen von RB Leipzig

Grassau - Martin Kroiß steht am Rande der Fußballplätze des ASV Grassau im tiefsten Bayern und nickt zufrieden. Der kernige 55-Jährige ist der Platzwart des ASV Grassau. Gemeinsam mit seinen Söhnen Andreas (36) und Michael (33) sorgt er hier seit sechs Jahren für perfekte Bedingungen in dem idyllisch zwischen zwei Bergrücken gelegenen Sportpark im Achental.
Auf den Plätzen trainiert derzeit allerdings nicht der lokale Kreisligist, sondern die Profis von RB Leipzig. Der Bundesligaaufsteiger ist vorerst der letzte Gast in diesem Sommer, der die Anlage nutzt. Seit fünf Wochen, berichtet Martin Kroiß, sei der Rasen beinahe ununterbrochen unter Dauerbelastung. Vor RBL war der VfB Stuttgart hier zu Gast, davor der 1. FC Nürnberg, die A-Nationalmannschaft der Frauen, die deutschen Schiedsrichter und zum Ende der vergangenen Saison bereits der VfL Wolfsburg.
Mit bis zu acht Mitarbeitern 250 Arbeitsstunden pro Woche
Grassau ist in den vergangenen Jahren zu einer der angesagtesten Trainingslager-Optionen für Profiklubs geworden. Nicht nur in Deutschland. Im vergangenen Jahr waren auch die englischen Klubs Norwich und Swansea City hier.
Als einer der ersten Klubs nutzte vor zehn Jahren die SpVgg Unterhaching die Plätze zur Vorbereitung; mit dabei war auch der heutige RBL-Trainer Ralph Hasenhüttl. Den Grundstein für den Traumrasen legte der frühere Platzwart Albert Sollacher. Daraufhin entdeckten die U-Nationalmannschaften und schließlich Profiklubs den Geheimtipp. Als der FC Schalke vor drei Jahren zu Gast war, nahmen ein paar Hundert blau-weiße Fans den 6700-Einwohner-Ort ein. Seitdem der ASV mit einem professionellen Firma für Trainingslager zusammenarbeitet, sagt die Familie Kroiß’, boome Grassau als Vorbereitungsort für Erst- und Zweitligisten.
Eigentlich betreibt Geschäftsführer Andreas Kroiß mit seinem Vater und seinem Bruder eine Gartenbaufirma, die Vorgärten herrichtet und auch die Straßenreinigung für die Kommune macht. Doch da alle einst beim ASV Grassau kickten, ist ihnen der Rasen hier heilig. Zwischen der Abreise der Stuttgarter und der Anreise der Leipziger investierte die Firma 250 Arbeitsstunden in einer Woche in die Rasenpflege, sagt Martin Kroiß. Teilweise präparieren die Spezialisten das Grün am frühen Morgen mit acht Leuten für die Kicker.
„Rasen hat Bundesliga-Qualität”
Zwar bezieht die Firma für die Pflege auch Geld vom ASV Grassau. Doch das decke höchstens 50 Prozent des Aufwandes ab, sagt Andreas Kroiß. Der Rest ist ehrenamtlich. „Das liegt uns hier am Herzen”, sagt er. Sein Know-how als Greenkeeper hat er sich eigens in Fortbildungsseminaren angeeignet, unter anderem bei RB-Schwesterklub Red Bull Salzburg. Inzwischen will ihn sogar der Deutsche Fußball-Bund abwerben. Doch dafür hängt er zu sehr an seiner Firma und dem Ort
„Der Rasen hat Bundesliga-Qualität”, sagt er. Das Geläuf sei schön weich, ideal für die Vorbereitung, um Muskelverletzungen zu vermeiden. Noch kein Klub habe sich beschwert, die meisten wollen wiederkommen. Auch RB-Greenkeeper Maik Müller, der mit vor Ort ist, lobt die gute Qualität des Rasens.
Seit 32 Jahren der gleiche Rasen
Stolz weist Vater Martin Kroiß darauf hin, dass auf dem ersten Platz seit 32 Jahren der gleiche Rasen liege. Rasenwechsel wie in der Bundesliga, wo das Grün aller paar Monate ausgetauscht wird, ist beim ASV Grassau nicht nötig. Damals, als der Sportpark eingeweiht wurde, war der große FC Bayern zu Gast. Vater Kroiß schwärmt noch immer davon, wie er einst Karlheinz Rummenigge deckte.
Organisiert hat das Eröffnungsspiel damals Willi Otto Hoffmann, unter dem Spitznamen „Champagner-Willi” bekannter Ex-Präsident des FCB, der direkt neben der Anlage ein Sporthotel eröffnete. Heute heißt das Golfresort Achental und beherbergt auch RB Leipzig. (mz)