Vor Spiel auf Schalke Schalke 04 gegen RB Leipzig: Die unvergessene Schwalbe des Timo Werner
Leipzig - Wenn Timo Werner mal nicht seiner Profession nachgehen darf, dem Toreschießen, ist das für den Stürmer derzeit nur schwer erträglich. Als der 21-Jährige beim Training am Mittwoch bei einer Spielform mal für ein paar Minuten nicht stürmen durfte, sondern an der Seitenlinie für Flanken zuständig war, monierte das Werner scherzhaft. Warum denn der beste Mann vom Platz müsse, flachste Werner mit Trainer Ralph Hasenhüttl.
Timo Werner: 16 Tore und acht Torvorlagen für RB Leipzig in der laufenden Bundesligasaison
Keine Frage: Der derzeit erfolgreichste deutsche Stürmer der Fußball-Bundesliga strotzt dieser Tage vor Selbstbewusstsein. Mit nunmehr 16 Toren und acht Torvorlagen ist der gebürtige Stuttgarter einer der Sieggaranten von Rasenballsport. Nach seiner Länderspiel-Premiere für die deutsche Nationalmannschaft und dem dabei zugezogenen Muskelfaserriss ist Werner im Bundesliga-Endspurt auch physisch wieder topfit. Gegen den SC Freiburg vollendete er erst einen Bilderbuch-Konter zum 2:0 und legte Diego Demme, der nun einen neuen Schneidezahn besitzt, den Treffer zum 4:0-Endstand auf.
Doch kann der Torjäger seine Topverfassung auch beim Gastspiel von RBL auf Schalke an diesem Sonntag zeigen? Schließlich ist davon auszugehen, dass bei seinem ersten Auftritt gegen Schalke nach seiner Schwalbe beim 2:1 gegen die „Königsblauen“ Anfang Dezember jeder Ballkontakt von Werner von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet wird. Werner Fokus.
Die Verantwortlichen von RB versuchen freilich, das Thema nicht überzubetonen. „Ich bin froh, dass ich Timo wieder an Bord habe. Er wird versuchen, für uns Tore zu erzielen. Das ist das Wichtigste für ihn“, sagt Hasenhüttl. „Es soll einfach die Leistung zählen. Wir stellen uns der Herausforderung und er sich auch“, deswegen werde der Auftritt für Werner „ein ganz normales Spiel wie jedes andere“.
Ein Spiel wie jedes andere? Das mag Hasenhüttls Hoffnung sein, dürfte aber nicht der Realität entsprechen. Auf Nachfrage ergänzte der Leipziger Chefcoach: „Mit Jubelstürmen sind wir noch nirgends empfangen worden, dementsprechend wird das sicher auch auf Schalke nicht so sein. Aber ich hatte auch noch nie das Gefühl, dass uns das daran gehindert hätte, eine gute Leistung zu bringen. Also stört uns das nicht.“
Nach Schwalbe: Timo Werner hat sich mittlerweile einen starken Panzer zugelegt
Das stimmt nur zum Teil. Im ersten Spiel nach der Schwalbe war Werner von den Pfiffen in Ingolstadt sichtlich beeindruckt, brachte wie das gesamte Team nicht viel zustande. Doch der in Leipzig Verehrte und andernorts Geschmähte hat sich mittlerweile einen starken Panzer zugelegt, an dem die überzogenen Anfeindungen abprallen. In einem Interview in der aktuellen Ausgabe von „Dein Spiegel“ sagt der einmalige A-Nationalspieler reflektiert und reuig: „Ich würde es wirklich gern rückgängig machen. Weil es nicht richtig war.“ Er „habe einen Fehler gemacht und gelernt, damit umzugehen. Jetzt kann man das auch wieder abhaken. Weiter geht’s im Leben“, sagt Werner. Man darf ihm das ehrliche Bedauern tatsächlich abnehmen.
Dass er auf Schalke trotz Entschuldigung nicht zu den beliebtesten Fußballern gehört, weiß der Shootingstar. „Am ehesten Grund, sich über mich aufzuregen, haben noch die Schalke-Fans. Da verstehe ich den Ärger auch ein bisschen“, sagt er. „Ansonsten ist mir bei diesem Thema aber eindeutig zu viel Aufregung drin.“ Und wie beeinflussen die Sprechchöre und Pfiffe während der Partien? „Im Spiel blende ich das eh alles aus und es stört mich nicht“, sagt Leipzigs Toptorschütze.
Rangnick glaubt an die derzeitige mentale und körperliche Verfassung von Timo Werner
Dennoch wäre es RB-Sportdirektor Ralf Rangnick wohl nicht unlieb gewesen, wenn Werner auf Schalke wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt gewesen wäre. „Wenn er sie gekriegt hätte, dann wäre es passiert“, sagte Rangnick nach dem 4:0 gegen Freiburg, „aber ich wollte nicht, dass er sie sich abholt“. Auch Rangnick glaubt an die derzeitige mentale und körperliche Verfassung seines Toptransfers. „Wenn Timo so auftritt wie gegen Freiburg“, sagte der 58-Jährige, „dann hat er auch auf Schalke die Möglichkeit, Zählbares zu erreichen.“ (mz)