Red-Bull-Arena Red-Bull-Arena: So geht es bei Stadion-Kauf und -Umbau weiter

Leipzig - Eines der ungeschriebenen Gesetze des Red Bull-Konzerns lautet: Weitreichende Entscheidungen werden lange überlegt, dann aber in Windeseile umgesetzt. Wenn Firmenboss Dietrich Mateschitz mit seinen Fachleuten einmal einen Entschluss gefasst hat, wird die Umsetzung mit aller Kraft vorangetrieben. So war es bei der Klubgründung von RB Leipzig 2009. Und so ist es auch aktuell mit der geplanten Erweiterung des Leipziger Stadions von derzeit knapp 43.000 auf 57.000 Zuschauer.
Die plötzliche Einigung in der Stadionfrage zwischen Stadionbesitzer Michael Kölmel und dem Klub am Morgen nach dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München hatte nicht nur mitgereisten Journalisten überrascht, sondern auch die Lokalpolitiker der Stadt Leipzig. Erst kurz vor der Pressekonferenz hatte RB-Boss Oliver Mintzlaff Oberbürgermeister Burkhard Jung informiert, dass Investor und RB Leipzig die Arena zu kaufen gedenken und sich gegen einen Neubau in Nähe des Flughafens beziehungsweise der Neuen Messe entschieden haben.
Stadt Leipzig war in den Stadiondeal nicht involviert
„Die Stadt Leipzig wusste, dass Gespräche geführt werden. Aber involviert sind wir nicht gewesen. Nachdem es eine Einigung gab, sind wir nun im nächsten Schritt direkt beteiligt”, sagt Heiko Rosenthal. Der Politiker der Linkspartei ist Leipzigs Bürgermeister für Umwelt, Ordnung und Sport. Gemeinsam mit OB Jung hatte er seit das Stadionthema 2015 auf den Tisch kam, für den Verbleib in der Innenstadt geworben. Nun sagt er gelassen: „Ich habe die Botschaft, dass man sich geeinigt hat, sehr wohlwollend zur Kenntnis genommen.”
Inoffiziell hat der 42-Jährige im Rathaus noch einen weiteren Titel: RB-Beauftragter der Stadt Leipzig. Der neu geschaffene Posten ist auch nach der Entscheidung notwendig, denn es wird auch in den kommenden Monaten jede Menge Austausch zwischen Stadt und Bundesligaklub nötig sein. Derzeit wichtigstes Thema: Der zwischen Kölmel und Mintzlaff ausgehandelte Millionendeal kommt nur zustande, wenn das zuständige Amt für Bauordnung und Denkmalpflege die notwendige Bauvoranfrage zur Erweiterung des Stadions auf 57.000 Zuschauer positiv beantwortet.
Bauvoranfrage von RB Leipzig zur Arena: Noch keine Entscheidung der Stadt
„Es geht um bauordnungsrechtliche Fragen, inwieweit diese geplante Erweiterung unter Berücksichtigung statischer, infrastruktureller und technischer Regeln zulässig ist”, erklärt Rosenthal. Dafür sind Gutachten zu Statik und Entfluchtung sowie Verkehrsbelastung und Lärmpegel nötig. Zum Stand des Verfahrens sagt er: „Das wird weiter geprüft. Es gibt es noch keine abschließende Entscheidung durch die Stadt Leipzig.” Die Prüfung der von den Red-Bull-Architekten eingereichten Pläne soll bis Ende Februar beendet sein.
Experten wie der Stadionarchitekt Johannes Zech, der den Bau der Leipziger WM-Arena mit umgesetzt hat, bezweifeln, dass die statische Substanz des Stadions ohne größere Eingriffe für eine Erweiterung der Kapazität auf 57.000 Zuschauer ausgelegt. Sollte sich widererwartend herausstellen, dass die eingereichten Red Bull-Planungen für ein solches Fassungsvermögen nicht ausreichend sind, müssten Klub und Investor nachbessern.
Das einstige Zentralstadion wurde für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland umgebaut. Die Kosten betrugen damals 116 Millionen Euro. Ende 2000 war mit den Baumaßnahmen begonnen worden.
Zu DDR-Zeiten hatte das Zentralstadion seine Hoch-Zeit erlebt. Bis zu 100 000 Zuschauer kamen zu Länderspielen der DDR-Nationalmannschaft, 1956 war das Stadion eröffnet worden.
Die offizielle Einweihung als Red-Bull-Arena erfolgte im Juli 2010 mit einem Freundschaftsspiel gegen den FC Schalke 04 (2:1 für Schalke). Im August desselben Jahres bestritt RB sein erstes Pflichtspiel in der Red Bull Arena.
Mittlerweile sind es insgesamt 119 Partien, von denen RB 77 gewann. In ihrer ersten Bundesliga-Saison sind die Leipziger bisher zuhause ungeschlagen. Derzeit passen 42 558 Zuschauer in das Stadion.
Bürgermeister Rosenthal: „Nicht die Pistole auf die Brust gesetzt”
Doch RB-Boss Mintzlaff betonte bereits bei der Verkündung kurz vor Weihnachten, dass er keine „Deal-Breaker” erwarte. Alles andere als ein positiver Bescheid der Stadt wäre ein Eklat. Rosenthal betont jedoch abgeklärt: „Ich sehe es nicht so, dass man uns die Pistole auf die Brust gesetzt hat. Es gibt ein Interesse, das Stadion zu erweitern und es gibt die diesbezügliche infrastrukturelle Prüfung. Wir werden unsere Entscheidung treffen. Wenn wir so weit sind, können wir über die praktische Umsetzung der Stadionerweiterung sprechen.”
Hält die Stadt die Bauvorhaben des Klubs für machbar, muss im nächsten Schritt noch der Stadtrat der Eintragung des neuen Stadionbesitzers im Vertrag mit der Stadt zustimmen. Laut Rosenthal werde es keinen neuen Kontrakt zwischen RB und der Stadt geben, sondern: „RB tritt in das bestehende Vertragsverhältnis ein. Es wird keine Änderung der Verträge geben”, sagt der Sport-Bürgermeister. „Auch das, was nicht-öffentlich beschlossen wurde, gilt weiter, denn auch diese Verträge bedürfen der grundsätzlichen Zustimmung des Stadtrates.”
Stadiondeal zieht sich wohl bis Juni
Das ist insofern interessant, als dass es laut MZ-Informationen einen nicht-öffentlichen Vertragszusatz gibt, laut dem das Stadion nach Ablauf einer Frist – wohl 2040 – für einen symbolischen Euro zurück an die Stadt zurückfiele, sofern die ein sogenanntes „Wiederverkaufsverlangen” einreicht – eine Rückübertragungs-Option. Auch diese Klausel bleibt also zunächst bestehen. Eine Änderung des Stadionvertrages müsste die Landesdirektion prüfen, was den Kaufprozess in die Länge ziehen würde.
Läuft für RB und Stadt alles nach Wunsch, ist die Änderung des Vertragspartners innerhalb von sechs bis acht Wochen durch den Stadtrat gegangen. Bis Ende des zweiten Quartals, also im Mai oder Juni, könnte der Verkauf der Arena auch notariell besiegelt sein. Erst dann können die Umbauplanungen im Detail aufgenommen werden. Der Baubeginn ist für 2018 geplant. (mz)