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RBL lässt Embalo-Transfer platzen RBL lässt Embalo-Transfer platzen: Immer höherer Preise für immer jüngere Talente

Von Martin Henkel 01.02.2018, 10:19
Top-Talent Umaro Embalo (r.) wurde am Ende zu teuer für RB Leipzig.
Top-Talent Umaro Embalo (r.) wurde am Ende zu teuer für RB Leipzig. imago sportfotodienst

Leipzig - Nun doch nicht. Wie am Dienstag bekannt wurde, hat RB Leipzig die Verhandlungen mit Umaro Embalo ergebnislos beendet. Was am letzten Tag des Wintertransfermarktes doch einigermaßen erstaunte, weil der Deal mit dem 16 Jahre alten Portugiesen eigentlich als fix galt.

Fünf Tage lang war der Teenager in der Stadt gewesen, hatte sich das 1:1 gegen den Hamburger SV angeschaut, die Stadt, die Akademie und war sogar bei den Medizinern des Vereins gewesen. Check bestanden, ein paar Details noch regeln, dann Unterschrift unter den Fünfjahresvertrag.

Zu hohe Forderungen

So galt es als abgemacht, aber nicht selten steckt der Teufel im Detail – und im Fall von Embalo hinter den gescheiterten Verhandlungen die Familie und Berater Catio Baldé. Wie aus Vereinskreisen zu hören ist, sollen Mutter und Manager ihren und den Anteil des Spielers an dem Deal zu hoch angesetzt haben, der ja für sich genommen schon eine Gratwanderung zwischen Vernunft und leichtem Irrsinn gewesen wäre, weshalb der Verein das fertige Arbeitspapier wieder vom Tisch nahm.

Was nämlich, wenn auf die kolportierten 15 Millionen Euro Ablöse und vielfältigen Bonus-Vereinbarungen auch noch Extrasummen für das Umfeld des Kindes gekommen wären? So etwas spricht sich in der Branche schnell herum.

Immer teurere Transfers bei jungen Spielern

Die Aktivitäten auf dem Markt für minderjährige Spieler laufen ja ohnehin schon leicht aus dem Ruder, da muss man der Entwicklung nicht auch noch Vorschub leisten. Die Summe hätte Embalos Wechsel nämlich weit nach vorn auf der Liste der teuersten Transfers für Spieler unter 17 Jahren katapultiert.

Da liegt der Italiener Pietro Pellegri vorn, den sich der AS Monaco zu Wochenbeginn 25 Millionen Euro hatte kosten lassen. Zuvor führte der Engländer Theo Walcott  (10,5 Millionen Euro), gefolgt von Slobodan Rajkovic (5,8 Millionen Euro) und Anderson (fünf Millionen Euro).

Dass diese Transfers über zehn Jahre zurückliegen, heißt nicht, dass RB gegen den Trend gekauft hätte. Im Gegenteil. René Vom Bruch, der mit seinem Vater Gerd Vom Bruch die Agentur Coaches & More leitet, bestätigt, dass mittlerweile auch auf dem Teenagermarkt das Gedränge groß ist. „Das wird sogar noch weiter zunehmen“, glaubt Vom Bruch, der unter anderem den deutschen Nationaltorhüter vom FC Barcelona, Marc-André ter Stegen, berät und betreut.

Gestützt wir die Aussage des Spielerberaters durch die jüngsten Transferzahlen der Fifa. In der vergangenen Saison hat der Weltverband 3.312 der zustimmungspflichtigen Wechsel von minderjährigen Spielern abgesegnet. Das sind knapp 400 Spieler mehr als im Vorjahr und fast doppelt so viele wie noch im Jahr 2005.

Was die Toptalente unter den Nachwuchsspielern gerade hierzulande so begehrt macht, hat vor vor allem einen Grund: Geld. Sämtliche deutsche Vereine leiden momentan unter den explodierten Preisen selbst für mittelmäßige Profis. Gute Nachwuchsarbeit ist deshalb gefragt, und wenn das nicht hinhaut wie bei RB Leipzig, dann eben ein Auge für Talente. „Wer bei den Senioren-Spielern nicht mitbieten will oder kann“, bestätigt Vom Bruch, „der muss sich eben bei den Jüngeren umschauen.“

Transfers von Minderjährigen: BVB mit guten Beispielen

Bestes Beispiel dafür ist Borussia Dortmund. Der BVB musste in den vergangenen Jahren immer wieder Schlüsselspieler wie Mario Götze, Robert Lewandowski, Mats Hummels, Ousmane Dembélé und am Mittwoch auch Pierre-Emerick Aubameyang abgeben. Nicht, dass die Transfers sich nicht gelohnt hätten: 105 Millionen Euro etwa bekam der BVB für Dembélés Wechsel vorigen Sommer nach Barcelona. Nur wer momentan viel einnimmt, der muss auch viel wieder ausgeben, will er gleichwertigen Ersatz verpflichten.

Oder aber, er bildet selber aus. BVB-Profi Mario Götze war 17, als er für den BVB debütierte, sein Kollege Christian Pulisic auch, Jadon Sancho ebenso und vielleicht wird das auch bei Sergio Gomez so sein. Der ebenfalls erst 17 Jahre alte Spanier heuerte am Montag in Dortmund an und entspringt der Nachwuchsschule des FC Barcelona.

Dass Gomez nur drei Millionen Euro kostet, es bei Sancho 7,8 Millionen Euro waren und Pulisic ablösefrei kam, zeigt, dass es keine 15 Millionen Euro braucht, um vernunftbegleitet einzukaufen. Schließlich ist das Risiko nicht klein, dass ein 16-Jähriger die Investitionen nicht amortisiert.

Bei Dayot Upamecano ging der Plan von RB Leipzig auf

Es kann freilich auch ganz anders kommen. Bei Walcott hat es sich gerechnet, der Marktwert des 28-Jährigen, der heute für den FC Everton spielt, wird mit 20 Millionen Euro taxiert. Das gleiche gilt für RB-Stammspieler Dayot Upamecano, den Red Bull Salzburg 16-jährig für 2,3 Millionen Euro aus Valenciennes holte und vorigen Winter an die deutsche Schwester weiterreichte.

Rajkovic (28) und Anderson (29) allerdings bilden die Schattenseite des Geschäfts ab. Der Serbe ist mittlerweile beim italienischen Zweitligist US Palermo gelandet, sein letztes Spiel hat er vor anderthalb Jahren bestritten. Anderson ist vereinslos.

(mz)