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ServusTV RB Leipzig: Welche Auswirkungen das Sender-Aus von Servus TV auf den Fußballverein hat

Von Ullrich Kroemer 04.05.2016, 11:30
Servus TV wurde - wie RB Leipzig - im Jahr 2009 gegründet. Der Sender übertrug unter anderem Fußballspiele in Österreich.
Servus TV wurde - wie RB Leipzig - im Jahr 2009 gegründet. Der Sender übertrug unter anderem Fußballspiele in Österreich. imago sportfotodienst

Leipzig/Salzburg - Ein freier Salzburger Radiosender brachte es bei Twitter auf den Punkt. Unter dem Hashtag #ServusTV, der an diesem Dienstag in Deutschland und Österreich zu den meist aufgerufenen zählte, schrieben die Radiomacher: „Die Dose gibt es, die Dose nimmt es.”

Gemeint ist die plötzliche Einstellung des Red-Bull-Haussenders Servus-TV: Der von dem Energy-Drink-Giganten betriebene Kanal geht Ende Juni vom Netz; 246 Mitarbeitern wurde bereits gekündigt. Eine Nachricht, die weit über die österreichische Medienlandschaft hinaus für Irritationen sorgt.

Sechs Milliarden Dosen – Umsatz bei Red Bull steigt

„Obwohl wir Jahr für Jahr einen nahezu dreistelligen Millionenbetrag in Servus-TV investiert haben, lässt die aktuelle Markt- und Wettbewerbssituation keine wirklich positive Entwicklung erwarten”, teilte der Sender am Dienstag mit. „Der Sender ist daher für unser Unternehmen wirtschaftlich untragbar geworden. Wir haben uns der Sorgfaltspflicht eines ordentlichen Geschäftsmannes entsprechend entschlossen, den Betrieb von Servus-TV einzustellen."

Dass Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz Projekte so plötzlich und unerwartet einstampft, ist neu. Bisher stand das Unternehmen für Nachhaltigkeit. Was einmal begonnen wurde, wurde auch konsequent weitergeführt. Laut aktuellem Geschäftsbericht steht Red Bull gut da, konnte die Zahl seiner Angestellten Ende 2015 um etwa 500 auf knapp 11.000 steigern. Ebenso wie den Umsatz, der 2015 um 6,1 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro gestiegen war – dank knapp sechs Milliarden verkaufter Dosen.

Betriebsrats-Gründung soll Grund für das Aus sein

Warum also die überraschende Einstellung? Wie die Salzburger Nachrichten berichten, soll neben überschaubaren Einschaltquoten (April 2016: 1,5 Prozent Marktanteil) auch der Grund, dass die Belegschaft von Servus-TV einen Betriebsrat gründen wollte, zum Aus des Kanals geführt haben.

Dietrich Mateschitz bestätigte das später in einer Nachricht an die Salzburger Nachrichten. „Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Unbeeinflussbarkeit insbesondere durch politische Parteien, egal welcher Richtung, war von Anfang an ein tragender Pfeiler von Servus TV”, ließ Mateschitz mitteilen. Und weiter: „Die Betriebsratsgründung hätte diese Werte insbesondere durch die Art und Weise ihres Zustandekommens - anonym, unterstützt von Gewerkschaft und Arbeiterkammer - nachhaltig beschädigt. Dass diese Vorgehensweise bei der Entscheidung in der aktuellen Situation des Senders nicht gerade dienlich war, ist evident.“ 

Über 200 Mitarbeiter von Servus-TV teilten indes in einem Offenen Brief mit, dass gar kein Betriebsrat notwendig sei. In dem Schreiben heißt es: „Wir wollen und brauchen keinen Betriebsrat. Die anonyme Umfrage über die mögliche Gründung eines Betriebsrates unterstützen wir - und das ist die überwältigende Mehrheit aller Mitarbeiter von ServusTV - ausdrücklich nicht.”

Doch egal, ob der harte Schnitt wegen finanzieller Schwierigkeiten oder wegen der Bemühungen der Belegschaft für demokratische Strukturen gemacht wurde – beides ist kein gutes Signal für RB Leipzig, wo Red Bull derzeit als Investor und Hauptsponsor mit 99 Prozent beteiligt ist.

RB Leipzig muss effizienter werden

Seit einer Budgetsitzung im September 2015 ist klar, dass auch der Red-Bull-Fußballklub sparen und effizienter werden muss. Im Januar hatte Vereinsvorstand und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff angekündigt, einen siebenstelligen Betrag bei RB Leipzig einsparen zu wollen. Transfers in Höhe von über 20 Millionen Euro scheinen aktuell trotz des fast sicheren Bundesliga-Aufstiegs für RB nicht umsetzbar. Der Etat des Kaders soll künftig in der ersten Liga auf etwa 40 Millionen Euro steigen. Aktuell wollte sich Mintzlaff auf MZ-Anfrage nicht äußern. Eine Anfrage bei Red Bull läuft.

Servus-TV war genau wie RB Leipzig 2009 gegründet worden. Der Geschäftsführer der Red Bull Media House GmbH, Christopher Reindl, ist einer der 17 stimmberechtigten des Leipziger Fußballklubs. Die größte Aufmerksamkeit erregte Servus-TV, als es 2012 den Sprung von Felix Baumgartner aus der Stratosphäre live sendete. Von 2012 bis zum Ende der gerade abgelaufenen Saison, hielt Servus-TV auch die Rechte an der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Mit der Übertragung solcher Spektakel auf dem hauseigenen Sender ist nun Schluss: „Die Dose gibt, es die Dose nimmt es.” (mz)