0:4 in Hoffenheim RB Leipzig verliert 0:4 in Hoffenheim: Hasenhüttl verliert Taktikduell gegen Nagelsmann
Leipzig/Sinsheim - Die Bewertung des 0:4 (0:1) durch die Spieler von RB Leipzig unterschied sich nur in Nuancen. Der Tag firmierte wahlweise als „gebraucht” (Timo Werner), „rabenschwarz” (Kevin Kampl) oder einfach nur als „Scheiß-Tag”(Diego Demme). Und auch Trainer Ralph Hasenhüttl verwies in allen Interviews darauf, dass es eben Tage wie diese gebe.
Doch die höchste Bundesliga-Niederlage der Leipziger und höchste Auswärtspleite der Klubgeschichte lässt sich nicht nur an der schwachen Tagesform festmachen. Vor allem hat Hoffenheim taktisch äußerst klug agiert, während RBL regelrecht ins offene Messer gelaufen ist. Das Trainer-Duell gegen den beinahe 20 Jahre jüngeren Julian Nagelsmann hat Ralph Hasenhüttl an diesem schwarzen Samstag klar verloren.
Hoffenheim überraschte Leipzig mit einer defensiveren Einstellung als zuletzt
Ganz offensichtlich überraschte Hoffenheim die Gäste mit einer defensiveren Einstellung als zuletzt. Die Kraichgauer ließen sich mit einer Fünfer-Abwehrkette tief in die eigene Hälfte fallen – ganz bewusst, wie Nagelsmann nach dem Spiel verriet. Leipzigs Innenverteidiger Dayot Upamecano und Ibrahima Konaté hingegen agierten teilweise auf Höhe der Mittellinie.
So hatte RB zwar häufig den Ball (Ballbesitz: 62,22 Prozent), wusste aber nichts damit anzufangen. Wie auch, wenn Diego Demme die Kugel immer wieder tief in der Hoffenheimer Hälfte versuchte zu verteilen, aber kaum Räume da waren. Timo Werner und Jean-Kévin Augustin konnten so überhaupt nicht in Szene gesetzt werden. „Hoffenheim hat genau das gemacht, was wir machen wollten, nämlich schnell umschalten”, wunderte sich der Nationalstürmer im ZDF-Sportstudio. „Dass Hoffenheim genau unser Spiel durchzieht, haben wir vor dem Spiel auch nicht gedacht.”
Hoffenheim presste gegen RB Leipzig konsequent und aggressiv
Die Gastgeber pressten konsequent und aggressiv und hatten nach Balleroberungen oft die gesamte verwaiste Hälfte von RB vor sich. Ein funktionierender Plan B, mit dem auch RB einmal in ein solches Auswärtsspiel gehen können, um die Hoffenheimer kommen zu lassen. Doch auf die Anweisung von der Trainerbank, die Pressinglinie etwas weiter nach hinten zu verschieben, um die kompakten Hoffenheimer herauszulocken und Räume zu schaffen, wartete der Beobachter vergebens.
Zum Debakel in Hälfte zwei trug freilich auch bei, dass sich in Dayot Upamecano und Willi Orban gleich beide Stamm-Innnverteidiger am Oberschenkel verletzten und so die Ordnung in den zweiten 45 Minuten komplett flöten ging.
Hasenhüttl hatte seinen Anteil an der Verunsicherung
Doch Hasenhüttl hatte seinen Anteil an der Verunsicherung, indem er Lukas Klostermann aus dem Spiel nahm und praktisch den rechten Außenverteidiger auflöste. Kevin Kampl sollte den Part bekleiden, um mehr Offensivkraft zu sorgen und agierte seinen Fähigkeiten entsprechend wie ein Mittelfeldspieler. Die ohnehin durcheinandergewürfelte Abwehrkette mit Konaté, dem nach sieben Wochen Verletzungspause eingewechselten Stefan Ilsanker und Marcel Halstenberg geriet so in der zweiten Hälfte völlig ins Schwimmen.
Bernardo zu bringen, der im vergangenen Spiel gegen Bremen glänzend agierte, und Kampl stattdessen auf die Sechs zu verschieben, wo er das Spiel vor sich hat, wäre eine Option gewesen, die für weniger Konfusion gesorgt hätte. Doch so agierte Rasenballsport taktisch und personell zu naiv, um in Sinsheim bestehen zu können. (mz)