RB gegen HSV RB Leipzig verliert 0:3 gegen HSV - Erste Bundesliga-Heimpleite für Hasenhüttl-Team
Leipzig - Das Spiel eins nach den Randalen von Dortmund war auf den Rängen emotional. Auf dem Spielfeld musste RB Leipzig am 20. Spieltag die erste Heimniederlage der Saison hinnehmen. Gegen den gut organisierten und effektiven HSV mussten die Leipziger ein 0:3 (0:2) hinnehmen. Papadopoulos und Walace trafen jeweils nach Ecken per Kopf. Der eingewechselte Yussuf Poulsen, der für die Wende sorgen sollte, musste nach zehn Minuten ausgewechselt werden. Hunt traf in der Schlussminute zum Endstand (90.+3).
Ausgangslage
Tabellarisch liegen Welten zwischen RB Leipzig und dem Hamburger SV. Doch das Dickschiff aus der Hansestadt ist dieser Tage besser in Schuss, als Tabellenplatz 16 vermuten ließe. In den vergangenen beiden Spielen gegen Leverkusen und im Pokal gegen den 1. FC Köln konnte man den Hamburgern förmlich dabei zusehen, wie sich die Mannschaft am eigenen Schopf aus dem Tabellensumpf zieht.
Vor der Partie in Leipzig äußerte Trainer Markus Gisdol zwar Dank und Respekt an seinen langjährigen Förderer Ralf Rangnick, brachte aber auch ein paar flotte Sprüche. Zur Geschwindigkeit der Leipziger Spieler sagte der 47-Jährige: „Du kannst dich schnell erkälten, wenn die Spieler so schnell an dir vorbeirennen.” Und auf die Frage, wie er das Leipziger Spiel stoppen wolle, sagte der Rangnick-Schüler: „Luft aus dem Ball ’raus wäre am Besten.”
Nichtsdestotrotz rechne sich Gisdol „richtig was aus. In Leipzig einen Punkt zu holen, ist auch schon richtig was." Dabei verwies der Schwabe darauf, dass RB zuletzt auswärts nicht so konstant gespielt habe. RB-Trainer Hasenhüttl warnte vor der schnellen Umschaltbewegung des „Dinos”, sieht die Hamburger im „Aufwind”: „Wir haben in den vergangenen Spielen gegen fünf Topteams gespielt. Wer jetzt glaubt, dass es gegen den HSV auch nur einen Millimeter einfacher wird, den muss ich enttäuschen. Ich finde, dass sich die Mannschaft gefunden hat und es deswegen eine ganz intensive Aufgabe für uns wird.”
Personalien
RB Leipzig kann nach der Notbesetzung der Vorwoche wieder auf alle Spieler zurückgreifen. Timo Werner und Dayot Upamecano hatten unter der Woche lediglich kleinere muskuläre Probleme. Auch die Sperre von Emil Forsberg ist abgesessen, sodass der Schwede wieder in die Startelf zurückkehrt. Für den Gelb-gesperrten Marvin Compper rückt erstmals Youngster Upamecano in der Innenverteidigung in die Startelf.
Dafür steht Yussuf Poulsen nach 13 Spielen ohne Torerfolg überraschend nicht in der Startformation. So stürmt der wiedergenesene Timo Werner neben Marcel Sabitzer. Beim HSV waren neben dem länger verletzten Gregoritsch unter der Woche auch Ekdal, Müller (muskuläre Probleme) und Holtby (Risswunde) angeschlagen. Müller und Holtby begannen dennoch, Ekdal saß zunächst nur auf der Bank. Dafür läuft Winter-Zugang Walace neben Jung im defensiven Mittelfeld auf.
Fans
Nach den Randalen von Dortmund demonstrierten die RB-Fans mit über 100 im gesamten Stadion verteilten Plakaten gegen Gewalt im Fußball und eine friedliche Fankultur. „Fußball für alle statt menschenverachtender Krawalle stand auf dem größten.” Zudem erhoben sich die RBL-Fans in der 9. Minute – Anspielung auf das RB-Gründungsjahr 2009 – und stimmten den Fangesang „Wir sind Leipzig, Rasenballsport Leipzig” an. Die 4300 Gäste aus Hamburg im ausverkauften Gästeblock machten durch starken Support auf sich aufmerksam, brannten vor Anpfiff jedoch auch jede Menge Pyro-Fackeln ab. Mit 42.558 Fans war das Stadion ausverkauft.
Spielverlauf und Analyse
Erste Hälfte:
Die erste Chance der Partie hatte Timo Werner, der RB Leipzig in der dritten Minute in Führung hätte bringen können. Doch der wiedergenesene Stürmer schoss die Hereingabe von Halstenberg in Bedrängnis über den Kasten des gebürtigen Leipzigers René Adler (3.). Danach fand der HSV mehr und mehr in die Partie. Immer wieder eroberten die Hamburger im Mittelfeld die Bälle und schalteten schnell, präzise und kombinationssicher um. Kaum zu glauben, dass da ein Abstiegskandidat auf dem Rasen stand. Die erste große Gelegenheit hatten die Gäste durch den Hawaiianer Bobby Wood, der sich gegen Debütant Upamecano durchsetzte und nur knapp an Keeper Peter Gulacsi scheiterte (18.).
Noch in der gleichen Minute war dann der wuchtige Kyriakos Papadopoulos nach einer Ecke per Kopf zur Stelle. Der im Winter aus Leipzig zum HSV gewechselte Grieche gewann sein Kopfballduell gegen Marcel Halstenberg und traf zur Führung (18). Der Heißsporn baute sich vor Bank auf, zog sein Trikot hoch und zeigte auf seine Muskeln. Derart angespornt machten es die Hamburger Minuten darauf noch einmal genauso. Der Brasilianer Walace behielt im Getümmel im Strafraum den Überblick und traf zum 2:0 für den HSV – wieder per Kopf, wieder nach einer Ecke (24.). Und um ein Haar hätte der nach einem Konter völlig freistehende Filip Kostic das dritte Tor für die Hanseaten erzielt. Doch sein Schuss strich knapp am Pfosten vorbei (25.). Vorausgegangen war ein Fehler von Upamecano.
RB wehrte sich in Form eines Distanzschusses von Marcel Sabitzer (27.); und Trainer Ralph Hasenhüttl reagierte ebenfalls, brach das Experiment mit Upamecano früh ab, brachte Yussuf Poulsen (31.) und stellte um. Der Däne hatte dann auch die große Chance zum Anschlusstreffer, doch sein Schuss von der Strafraumgrenze streifte nur den Pfosten (35.). Zuvor hatte Keita nach Hereingabe von Bernardo das Außennetz getroffen (29.). Zwar wehrte sich die Hasenhüttl-Elf mit viel Engagement. Doch derart in Bedrängnis waren die Leipziger in dieser Saison im eigenen Stadion noch nie geraten. Zu allem Überfluss verletzte sich Poulsen kurz vor dem Pausenpfiff und humpelte nach zehn Minuten im Spiel vom Platz. Davie Selke ersetzte den Unglücksraben.
Zweite Hälfte:
In den zweiten 45 Minuten begann der HSV präsenter, doch RB Leipzig war der Wille anzumerken, die Partie noch zu drehen. Ab der 55. Minute hatten die Gastgeber eine starke Phase. Naby Keita drängte mehrfach mit viel Geschwindigkeit in Richtung HSV-Strafraum. Und auch über Rechts spielten sich die Leipziger mehrfach gut bis in den Sechzehner der Gäste. Doch die letzten Pässe gerieten stets zu ungenau. Zudem unterliefen den Rot-Weißen ungewohnt viele Ballverluste im Mittelfeld. Der 0:2-Pausenrückstand hatte sichtlich für Verunsicherung gesorgt. So blieb Halstenbergs Distanzschuss lange die einzige Gelegenheit der zweiten Hälfte (62.).
Die Hamburger konzentrierten sich auf die Defensive und taten dementsprechend weniger nach vorn. Gelegentlich Konter unterband die mit Ilsanker im Abwehrzentrum besser sortiertere und sicherere Abwehr von Rasenballsport.
Doch im Angriff kreierte RB im Kontrast zu den bisherigen Auftritten auch in der Schlussphase keine zwingenden Gelegenheiten. Weder Rückkehrer Emil Forsberg, noch Sabitzer oder Werner konnten dem Spiel Genauigkeit verleihen. Für Aufregung sorgte ein Zusammenprall von Selke mit Adler, der den Stürmer im Strafraum durchaus strafstoßwürdig fällte (88.).
Der konternde HSV dagegen hatte in der Schlussphase durch den eingewechselten Dennis Diekmeier eine hundertprozentige Chance. Doch sein Schuss fiel auf die Latte (87.). In der letzten Minute der Nachspielzeit verwandelte der eingewechselte Aaront Hunt den letzten Konter des Spiels zum auch in dieser Höhe verdienten 3:0-Auswärtssieg des HSV (90.+3). Für RB geriet die vierte Saisonniederlage deftig.
Ausblick
Am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) gastiert RB Leipzig bei Borussia Mönchengladbach. Der HSV empfängt den SC Freiburg zum samstäglichen „Topspiel” (18.30 Uhr).
Statistik
RB Leipzig – Hamburger SV 0:3 (0:2)
RB Leipzig: Gulacsi – Bernardo (71. Schmitz), Orban, Upamecano (31. Poulsen, 43. Selke), Halstenberg – Ilsanker, Demme – Keita, Forsberg – Sabitzer, Werner.
Hamburger SV: Adler – G. Sakai, K. Papadopoulos, Mavraj, Ostrzolek – Walace, Jung – Müller, Holtby (90.+1 Ekdal), Kostic (83. Diekmeier) – Wood (90.+2 Hunt).
Tor(e): 0:1 Papadopoulos (18.), 0:2 Walace (24.), 0:3 Hunt (90.+3); Torchancen: 4:4; besondere Vorkommnisse: -; Eckenverhältnis: 2:5; Schiedsrichter: Sascha Stegemann (Niederkassel); Gelbe Karten: Werner (9.), Orban (82.) / Papadopoulos (55.), Jung (86.); Zuschauer: 42.588 Zuschauer in der Red-Bull-Arena Leipzig