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RB-Stürmer RB Leipzig: Timo Werner: "Wir wollen uns nicht als Bayern-Jäger betiteln"

Von Ullrich Kroemer und Martin Henkel 21.07.2017, 15:07
Zurück bei RB Leipzig: Timo Werner ist nach seinem Urlaub im Trainingslager in Seefeld dabei.
Zurück bei RB Leipzig: Timo Werner ist nach seinem Urlaub im Trainingslager in Seefeld dabei. dpa

Seefeld - Sein Urlaub nach dem Confed-Cup-Sieg war kurz: Doch Timo Werner ist gut erholt zurück aus den Ferien gekommen. Seit Mittwoch bereitet sich der 21-jährige Nationalspieler mit RB Leipzig im Trainingslager in Seefeld auf die neue Saison vor.

Nach dem Mittagessen im Teamhotel beantwortete Werner den Journalisten über 20 Minuten lang klar und aufgeräumt alle Fragen: nach dem Confed Cup und dem Aufeinandertreffen mit Diego Maradona, nach den Zielen mit RB Leipzig für die neue Saison und seine Vertragssituation. 

Timo Werner über...

... seinen Urlaub: „Ich habe den Urlaub genossen. Ich war ein paar Tage in Berlin, in Stuttgart und habe eine weitere Reise nach Thailand gemacht und dort entspannt. Das war ganz schön, aber am Ende habe ich mich doch wieder gefreut, in Leipzig zu sein. Ich habe den Ball mal ganz beiseite gelegt. Umso schwerer ist es, jetzt wieder anzufangen. Aber in zwei Wochen habe ich nicht so viel verloren.”

... die (zu) kurze Erholungspause: „Klar, hätte ich mir eine Woche mehr gewünscht, ein paar freie Tage mehr wären hilfreich gewesen. Aber das geht einfach nicht, weil wir mit der Weltmeisterschaft im nächsten Jahr und der Champions League einen engen Terminplan haben.

Aber ich habe mich auch nach den zwei Wochen wieder gefreut, hierher kommen zu dürfen. Das ist nicht nur so dahergesagt. Ich bin noch so jung und kann das doch besser wegstecken als manch anderer.”

... den Confed Cup: „Beim Confed Cup ging es um weltweite Präsenz. Das war nochmal ein hohes Niveau, das mich auf diese Saison eingestimmt hat. Das wird in der Champions League nicht anders sein. Da werden wir genau auf solche Brocken treffen. Es hat riesigen Spaß gemacht, dort zu spielen. Am Ende Stammspieler zu sein – in Anführungszeichen – hat mich gefreut.“

... seine Begegnung mit Maradona: „Er hat mir nicht nur zum goldenen Schuh gratuliert, sondern zum Titel. Er hat gemerkt, dass ich ein bisschen schüchtern und demütig war und hat mich schnell weitergehen lassen, sodass ich das Podium verlassen konnte. Aber Ronaldo und Maradona die Hand zu schütteln, war ein kleines Highlight dieses Confed Cups.”

... seinen WM-Traum:  „Wenn es mir scheißegal wäre, ob ich am Ende der Saison bei der WM dabei bin oder nicht, wäre das die falsche Einstellung. Jeder, der beim Confed Cup dabei war, will zur WM. Natürlich steht erst einmal im Vordergrund, wie wir mit RB abschneiden. Aber natürlich spielt man in den Spielen mit RB auch für die WM vor. Da will ich mich zeigen, ich hoffe, es gelingt mir so wie in der letzten Saison.”

... seine bewegte Saison: „Das mit dem Pfiffen undsoweiter habe ich schon lange weggesteckt. Ich glaube, man merkt es mir auch nicht an auf dem Spielfeld. Dann bin ich so drin im Spiel, dass man sein Ding eh immer durchzieht.

Im Urlaub habe ich mal darüber nachgedacht, welch eine verrückte Saison das war. Wenn man überlegt, wo ich herkam: mit dem VfB Stuttgart abzusteigen, und in der nächsten Saison Vize-Meister zu werden und mit RB Tore zu schießen und den goldener Schuh beim Confed Cup zu gewinnen, ist schon ein Traum, der in Erfüllung geht – ein wenig wie ein Märchen. Aber das war monatelange Arbeit nicht nur von mir, sondern der gesamten Mannschaft – wir haben dieses Märchen wahr werden lassen.”

... den Vergleich mit Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang: „Ich will mich mit denen nicht vergleichen. Das sind internationale Weltklassestürmer. Es war schön, da in der vergangenen Saison mal ranzuschnuppern und natürlich muss es mein Ziel sein, das annähernd zu wiederholen. Aber ich spüre nicht die Verpflichtung, dass ich jetzt wieder 20 Tore schießen muss.

Es kann auch in diesem Jahr mal der Fall eintreten, dass es nicht so läuft – nicht nur auf die Mannschaft bezogen, sondern auf jeden einzelnen. Wenn ich mal zwei, drei Spiele nicht treffe, mache ich mich nicht verrückt. Nichtsdestotrotz wollen wir uns an der vergangenen Saison messen lassen und das bestätigen.”

... den Kampf um die Meisterschaft: „Wir sind vielleicht nicht mehr unbedingt der Verfolger Nummer eins. Vielleicht wird das wieder Dortmund sein oder ein anderer Klub. Dortmund hat gut aufgerüstet, wir auch. Aber wir wollen uns nicht als Bayern-Jäger betiteln. Es ist schwer zu sagen, wohin unser Weg führen wird – gerade wegen der zusätzlichen Belastung in der Champions League.” 

... die Spielweise in der neuen Saison: „Unsere vergangene Saison war einzigartig. Es werden sicher nicht mehr viele Mannschaften darauf hereinfallen, hoch zu stehen und Gegenpressing gegen uns zu spielen, sondern viele werden sich hinten reinstellen. Es wird schwer, dagegen anzukämpfen. Das ist eine neue Aufgabe für uns, aber ich glaube, auch dafür haben wir genügend Spieler, die das lösen können, um nicht nur daheim, sondern auch auswärts zu gewinnen.

Wir sind gut gewappnet mit unserer Spielidee. Das ist jetzt nichts Neues mehr, aber wir haben gegen Ende der vergangenen Spielzeit gezeigt – auch gegen Bayern –, dass diese Spielweise nicht zu verteidigen ist.”

... die Abwanderungsgedanken von Naby Keita und Emil Forsberg und seine eigene Zukunft: „Niemand ist hier ungern. Da ging es einfach darum, den nächsten Schritt zu einem internationalen Topverein zu machen. Der sind wir noch nicht, können wir aber einmal werden. Ich fühle mich wirklich wohl hier, habe hier die Freude am Fußball wiedergefunden und versuche mein Bestes für RB zu geben. Mann kann nie in die Zukunft schauen und sagen, was in zwei, drei Jahren ist. Aber in der Zeit, in der ich hier bin, werde ich alles für RB geben.”

... den Wunschgegner für die Champions League: „Wir spielen jetzt das erste Mal Champions League, da wäre es nicht so verkehrt, mal im Camp Nou, im Bernabéu-Stadion oder im Old Trafford zu spielen. Das wären Reisen, die man sein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen würde. Aber wir sind da alle in der Mannschaft im Zwiespalt: Auf der einen Seite wollen wir schöne Reisen und gute Gegner, aber auf der anderen Seite wollen wir auch weiterkommen.”

... eine vorzeitige Vertragsverlängerung über 2020 hinaus: „Ich habe noch drei Jahre Vertrag. Aber hierzubleiben wäre auf jeden Fall eine Option. Es gefällt mir hier.”

(mz)