Marcel Sabitzer im Interview RB Leipzig-Spieler Marcel Sabitzer im Interview: "Es wird definitiv schwieriger als letztes Jahr"
Leipzig - Vorbei, die Zeit des Urlaubs ist rum. Sechs Wochen waren die meisten Spieler von RB Leipzig ohne gezielte Beschäftigung. Jetzt aber – der Vorjahreszweite der Bundesliga ist am Montag in die Vorbereitung einer Saison gestartet, die es in sich hat. Es ist das zweite schwere Jahr für einen Aufsteiger ohnehin, dazu kommen Pokal und Champions League. Die Trainingsphase wird also eine andere sein, als im Vorjahr. „Körperlich und mental“, sagt Marcel Sabitzer im Gespräch mit der Mitteldeutschen Zeitung.
Den Österreicher freut’s. Für ihn waren sechs freie Wochen mindestens eine zuviel. „Ich hätte schon früher wieder anfangen können“, meinte er und gab am ersten Trainingstag im Gespräch mit Martin Henkel Einblicke in die Vorfälle rund um seinen Glastisch-Unfall, der ihn zu Beginn seines Urlaubs ins Krankenhaus beförderte. Und darüber, was er danach so getrieben hat, was ihm die Europapokalspiele in der neuen Saison bedeuten, und warum er sich mit Fußball in den vergangenen Wochen trotzdem nicht groß beschäftigt hat.
Herr Sabitzer, wie ist das nach sechs Wochen, wieder ins Training einzusteigen. Routine? Oder ein bisschen wie nach Hause kommen?
Marcel Sabitzer: Ich würde sagen: Back to work. Fühlt sich gut an, dass es wieder losgeht. So lange habe ich noch nie Pause gehabt. Für mich hätte es auch vor einer Woche schon wieder losgehen können.
Also Routine?
Marcel Sabitzer: Na ja, nicht ganz. Klar, es ist angenehm, wenn du nach einem Jahr mal wegkommst. Und es ist schön, wieder da zu sein. Die alten Jungs zu sehen, die neuen. Das macht dann schon Spaß. Wenn du ein Jahr immer mit den gleichen Menschen zu tun hast, und dann plötzlich nicht mehr, geht dir das im Urlaub auch ein Stück weit ab. Das ist absolut positiv, alle wieder zu sehen und mit ihnen zusammen zu arbeiten.
Was haben sie getrieben sechs Wochen lang?
Marcel Sabitzer: Die ersten zwei Wochen war ich zu Hause in Graz. Dann war ich eine Woche in Dubai, danach zehn Tage in den Los Angeles. Ich war jetzt schon drei Mal da. Dieses Mal mit ein paar Freunden. Wir hatten eine Menge Spaß.
Die ersten zwei sollten Sie eigentlich bei der Nationalmannschaft sein. Plötzlich hieß es, Sie seien in einen Glastisch gefallen. Arm aufgeschnitten, Notarzt, Krankenhaus, der Saisonstart war gefährdet. Wie fällt man daheim in einen Glastisch?
Marcel Sabitzer: (lacht) Man stolpert.
Sie mussten operiert werden.
Marcel Sabitzer: Ja. Im ersten Moment war ich ziemlich erschrocken, weil mein Arm stark geblutet hat. Ich war ja alleine zu Hause. Ich habe dann einen Freund angerufen, der sollte den Notarzt holen, derweil habe ich im Bad die Blutung versucht zu stoppen. Der Muskel war zu 40 Prozent durch, die Sehne war auch betroffen. Ich wurde ein paar Stunden später schon operiert, danach war ich zwei Tage im Krankenhaus, anschließend lag mein Arm zehn Tage auf einer Schiene.
Kein guter Start in die freie Zeit.
Marcel Sabitzer: Nicht wirklich. Anfangs war es nicht einfach. Ich wusste ja nicht, wie lange das jetzt heilen muss. Nach ein paar Tagen habe ich aber schon gemerkt, dass es wieder besser geht. Nach zwei Wochen kamen dann die Nähte raus, die Ärzte haben gesagt, dass der Saisonstart nicht gefährdet ist. Zwischendurch bin ich dann mal drei Tage in Leipzig beim Physiotherapeuten und den Ärzten gewesen, damit die alles abchecken, bevor ich in den Urlaub fahre.
Früher war Urlaub auch für Profifußballer Urlaub, Nichtstun also. Wie ist das heute?
Marcel Sabitzer: Zwei, drei Wochen komplett frei sind schon drin. Aber wir haben unsere Pläne dabei, wann wir wieder starten müssen. Dann geht’s halt los mit Laufen, Stabilitätsprogramm. Aber bei uns sind die ganzen Jungs eh alle so drauf, dass sie sofort wieder trainieren wollen. Da macht jeder im Urlaub ohne große Überwindung das, was er machen muss.
Wie ist das mit Fußballgucken?
Marcel Sabitzer: Mach ich nicht. Wenn Urlaub ist, ist Urlaub.
Also auch keinen Confed-Cup?
Marcel Sabitzer: Auch den nicht.
Demnach auch nicht ihren Kumpel Timo Werner.
Marcel Sabitzer: Wir hatten immer mal Kontakt. Aber zugeschaut habe ich ihm nicht.
Wie war er drauf?
Marcel Sabitzer: Wie immer. Timo ist cool. Der ist trotz seiner 21 schon so lange dabei, der ist abgeklärt. Ich freu mich für ihn, dass er da so gut gespielt hat. Und ich freu mich drauf, ihn wiederzusehen.
Ein großes Themen der vergangenen Wochen war das Werben andere Klubs um Emil Forsberg und Naby Keita. Bei Forsberg hatte sein Berater daran keinen unwesentlichen Anteil. Vermutlich ist Ihnen das auch entgangen?
Marcel Sabitzer: (lacht). Das ist es. Von Emil hat mir mal ein Freund erzählt, aber ich kann nicht sagen, was da wirklich dran ist. Wenn er wieder da ist, sprechen wir vielleicht mal drüber. Ich weiß aber, dass er sich bei uns sehr wohlfühlt.
Beide Namen sind unmittelbar mit den Ambitionen des Vereins vor allem für die Champions League verbunden. Als die Qualifikation dafür fix war, haben viele Ihrer Kollegen gemeint, sie bräuchten Zeit, das zu realisieren. Vielleicht ja in der freien Zeit. Sie auch?
Marcel Sabitzer: Nein, eigentlich nicht. Bei mir ging das ziemlich schnell. Ich hab’ ja schon unter dem Jahr gedacht: Hey, wir können das vielleicht wirklich schaffen. Ich habe also nicht ein paar Wochen gebraucht, um zu verstehen, dass das jetzt wirklich so ist. Und wie gesagt, im Urlaub denke ich über Fußball nicht so viel nach. Klar, haben mich Leute angesprochen. Aber ich habe meine Standardantworten gegeben (lacht), dann war das Thema erledigt.
Was bedeutet das für Sie, Champions League zu spielen?
Marcel Sabitzer: Alles. Es gibt keinen Profifußballer, der nicht als kleines Kind Europapokal geschaut hat und dachte: Das will ich auch! Jetzt wollen wir da auch mitspielen. Und nicht nur dabei sein.
Wen hätten Sie gern als Gegner?
Marcel Sabitzer: Das ist mir egal.
Kein Kindertraumverein dabei?
Marcel Sabitzer: Nein. Wir werden sehen, wer kommt. Ein Spiel dauert 90 Minuten. Es gibt einen Ball, 22 Spieler, zwei Tore, vier Eckfahnen – viel mehr ist das auch nicht als in der Bundesliga. Aber dass wir heiß sind, ist ganz klar.
Die kommende Saison ist die zweite in der Bundesliga, bekanntermaßen die schwerste für Aufsteiger. Es ist das Jahr der Konsolidierung oder des Abstiegs. Hinzu kommen Pokal und Europa. Wie wird das die Vorbereitung prägen?
Marcel Sabitzer: Das wird jetzt schon anders. Es wird definitiv schwieriger als letztes Jahr. Die Gegner kennen uns besser, dazu kommt die Dreifachbelastung. Dafür heißt es jetzt, die Grundlagen zu schaffen – körperlich und mental. (mz)