Ralph Hasenhüttl RB Leipzig: Ralph Hasenhüttl mit gutem Einstand

Leipzig - Beim donnerstäglichen Training von RB Leipzig hatte sich die (teils graue) Fußball-Eminenz des Klubs komplett versammelt. Sportdirektor Ralf Rangnick, dessen engster Fußball-Berater Helmut Groß und Nachwuchsleiter Frieder Schrof standen auf der Tribüne des Trainingsplatzes am Cottaweg, beobachteten ihren neuen leitenden Angestellten Ralph Hasenhüttl und diskutierten angeregt.
Was die Herren gesehen und gehört haben, dürfte ihnen Freude bereitet haben. Denn der neue Chefcoach von RB Leipzig macht in den ersten Tagen seit seinem Amtsantritt am 11. Juli nicht nur einen sehr sympathischen, sondern auch einen fachlich äußerst kompetenten Eindruck.
Akribischer Taktiker, guter Motivator
In den ersten Tagen der Vorbereitung studierte der 48-Jährige mit seinem Team systematische Spielzüge und das taktische Verhalten in der präferierten 4-2-2-2 Grundordnung ein. Gemeinsam mit seinem Co-Trainer Zsolt Löw verschob er die Spieler auf dem Rasen wie Schachfiguren und wies auf den Zentimeter genau auf Winkel, Abstände und Räume hin. Das Duo wirkt dabei bereits so eingespielt, als würden sie schon länger zusammenarbeiten.
Immer wieder war Hasenhüttls weicher österreichischer Akzent auf dem Trainingsplatz hören. Darunter war neben präzisen Anweisungen vor allem Bestärkendes: „Gut so. Genau so. Dös schaut gut aus”, lobte er seine Kicker. Wenn allzu viele Torschüsse über den Kasten flogen, baute der Österreicher Yussuf Poulsen, Emil Forsberg & Co. wieder auf: „Genau dafür mach mer dös, um die Quote zu steigern!”
Selke: „Er ist ein sehr sympathischer Typ”
Hasenhüttl, so scheint es nach den ersten Tagen im neuen Amt, hat sich bei RBL bereits bestens eingefunden. Ein weiterer starker Charakter wie er tut dem Verein gut, der in der vergangenen Saison hauptsächlich über Ralf Rangnick wahrgenommen wurde. Als die Trainersuche lief, vermuteten viele, dass es für Nachfolger schwer werde, in Rangnicks Schatten seinen Platz zu finden. Doch Ralph Hasenhüttl wirft nicht nur wegen seiner Körpergröße von 1,91 Metern selbst einen ordentlichen Schatten. Mit seiner diplomatischen, aber doch bestimmten Art scheint er ideal zu Rangnick zu passen. Beide bekundeten bereits mehrfach ihre Sympathien füreinander.
Und auch bei den Spielern hat Hasenhüttl bereits ein starkes Standing. Stürmer Davie Selke sagte regelrecht euphorisch: „Er ist ein sehr, sehr sympathischer Typ, der viele Gespräche mit uns führt. Wir freuen uns alle, dass er da ist und mit ihm zusammenzuarbeiten.” Die Umstellung von Vorgänger Ralf Rangnick sei nicht besonders groß gewesen: „Das war ein flüssiger Übergang”, bewertete Selke, „weil Ralph Hasenhüttl das gleiche System spielen lässt wie wir es bisher kannten, mit Pressing und aggressivem Anlaufen, Bälle-Erobern und schnellem Umschalten”.
Angenehm klare Kritik
Hasenhüttl selbst ist zufrieden mit seinem Start in Leipzig und der Arbeit seines Teams. „Ich habe im Training schon viele Eindrücke von jedem Spieler bekommen, die mir dann ein Gesamtbild vermitteln. Ich will jedem Spieler die Chance geben, sich zu zeigen, mir etwas anzubieten.”
Doch er scheut sich auch nicht vor klaren Worten. Angenehm direkt kritisierte er nach der schwachen ersten Hälfte beim Testspiel in Markranstädt: „Es war zu wenig Bewegung, da hat vieles nicht gepasst. Es ist auch eine Einstellungssache, wie viele Laufwege ich anbiete, vor allem ohne Ball. Das war Krampf, das war zu wenig Tiefgang, viel zu kompliziert. Das ist für jeden Gegner einfach zu verteidigen.” Und: „Das war ein sehr anschaulicher Unterricht, wie es gehen kann und wie es nicht gehen soll.” Es deutet vieles darauf hin, dass der Fußballlehrer Ralph Hasenhüttl seinen Schülern bis zu Saisonbeginn die richtigen Dinge mit den richtigen Methoden und dazu noch die nötige Portion Lockerheit vermitteln kann.