Auftaktpleite in der Bundesliga RB Leipzig mit Auftaktpleite:: Was RBL gegen Schalke 04 gefehlt hat
Leipzig - Man brauchte am Samstagabend auf Schalke nur einige Schlagworte der Spieler und Trainer zu hören, um zu wissen wie diese Partie ausgegangen war – und vor allem warum.
RB Leipzig hatte gleich im ersten Spiel die erste Niederlage hinnehmen müssen – in der Vorsaison war Rasenballsport noch 13 Partien ungeschlagen geblieben. Die Schalker hingegen hatten durch den 2:0 (1:0)-Erfolg gleich auf Anhieb das geschafft, wofür sie in der vergangenen Spielzeit noch sechs Anläufe gebraucht hatten.
So war nun bei den Gastgebern von „leidenschaftlicher und tiefer” Abwehrarbeit (Trainer Domenico Tedesco) die Rede; Torhüter Ralf Fährmann lobte die mannschaftliche Geschlossenheit und den Geist des Teams. „Keiner war sich zu schade, für den anderen in den Zweikampf zu gehen, auch zum Schluss die letzten Meter zu machen, als gefühlt jeder kurz vor einem Krampf war.” Maloche, Zusammenhalt und Leidenschaft – das lieben und honorieren sie hier auf Schalke.
Bei RB Leipzig fehlte die Genauigkeit
Bei den geknickten Leipziger Kickern hingegen war immer wieder das Substantiv „Präzision” zu hören. Die fehlende Genauigkeit war der Haupterklärungsansatz der Protagonisten dafür, weshalb RB kaum Torchancen kreierte. Nur zwei wirkliche Gelegenheiten hatte sich der Vize-Meister erspielen können: Yussuf Poulsen stand bei seinem vermeintlichen Ausgleich eine Fußspitze im Abseits (62.).
Und als Naby Keita der Ball in der Schlussphase wie im Flipper-Automat vor die Füße sprang, traf er aus der Nahdistanz nur den Kopf von S04-Keeper Ralf Fährmann. Beide Szenen waren übrigens vorbereitet von Emil Forsberg, der wegen seiner eitrigen Angina nur Kraft für die zweite Hälfte hatte und dessen Absenz deutlich zu spüren war. Mehr brachte RB bis auf ein paar eher harmlose Distanzschüsse nicht zustande.
So musste Trainer Ralph Hasenhüttl gewohnt prägnant die Überschrift formulieren, die für RB nun über dieser Partie steht: „viel versucht, aber nicht belohnt”. Der Trainer sagte: „Wir hatten so viel Ballbesitz wie eine Heimmannschaft. Entscheidend ist aber, dass man den letzten Pass bringt – und der kam heute nicht.”
RB Leipzig: Naby Keita erwischte gegen Schalke keinen guten Tag
Kapitän Willi Orban, der sich neben Poulsen und Zugang Konrad Laimer den Fragen stellte, sagte: „Uns hat die Präzision aus dem Mittelfeld gefehlt.” (Da war es wieder, das P-Wort.) „Das brauchen wir in unserem Spiel, um die klaren Torchancen zu haben. Generell haben uns heute immer ein paar Zentimeter gefehlt.”
Für chirurgische Akkuratesse aus dem Mittelfeld ist normalerweise Naby Keita zuständig, doch der Guineer erwischte keinen guten Tag. Zwar ackerte Keita und gewann die meisten Zweikämpfe im RB-Team (22). Doch mit nur 31 angekommenen Pässen belegte Leipzigs Genius nur einen Mittelfeldplatz im Team, mit 15 Fehlpässen lag er an der Spitze – ungewöhnlich viel für den Jungstar.
Und der wendige, ball- und passsichere Diego Demme war nach über drei Wochen Pause noch nicht wieder einsatzfähig. So hingen die Stürmer Yussuf Poulsen und vor allem Timo Werner völlig in der Luft, der 90 Minuten lang ausgepfiffen und mit ebenso wie seine Mutter beleidigt wurde – wegen einer Schwalbe, die ein dreiviertel Jahr her ist. Auch das ist Schalke.
Upamecanos Rempler bringt RB Leipzig auf die Verliererstraße
Und auch in der Defensive ließ Leipzig die notwendige Genauigkeit bisweilen vermissen, was die Schalker zweimal ausnutzten. Der ungestüme Rempler von Dayot Upamecano gegen Schalkes Stürmer Franco di Santo, der berechtigte Elfmeterpfiff und der wuchtige Treffer vom Punkt durch Nabil Bentaleb (44.) brach RB in dieser Partie das Genick.
„Spätestens mit dem Elfmeter ist das Spiel dann gekippt”, sagte Orban. „So rennen wir dem Rückstand hinterher und haben es nicht mehr geschafft, das auszubügeln.”
RB Leipzig: Trainer-Kritik für Youngster Upamecano
Hasenhüttl kritisierte nicht nur wegen Upamecanos Elfmeter-Vergehen: „Er verlässt sich auf seine Jugend, auf seinen Körper und auf seine Schnelligkeit, die hat er auch, aber da muss er einfach cleverer sein. Ich reiße keinem Spieler den Kopf ab, wenn er sowas macht, auch wenn es heute deswegen sehr schwer für die Mannschaft wurde.”
Nach dem 2:0 der Schalker durch Yevhen Konoplyanka (73.), dem ein Fehlpass von Konrad Laimer auf Keita vorausging und bei dem die Schalke RB klassisch auskonterten, war die Partie dann entschieden.
RB Leipzig in fast allen Statistiken überlegen
So blieb die Erkenntnis, dass die Gäste zwar in fast allen Statistiken überlegen oder zumindest ebenbürtig waren: egal ob Ballbesitz (60:40 Prozent), gelaufene Kilometer (14,7:115,9), Zweikämpfe (49,5:50,5) oder selbst Torschüsse (11:12).
Doch das, woran sie in der Vorbereitung am meisten geübt hatten – am Ballbesitzspiel gegen tiefstehende Gegner, Kreieren von Ideen und Automatismen gegen Malocher-Teams wie die Schalke an diesem Abend – mangelte es.
RB Leipzig: Fehlende Zentimeter und Fehler
Orban konnte nach Abpfiff nur konstatieren: „Ganz hundert Prozent RB-Fußball war das heute noch nicht. Wir müssen als Mannschaft noch geschlossener agieren, dass wir die Situationen erzwingen, dass es irgendwann so sein muss, dass wir durchkommen, dass wir uns die Zentimeter erarbeiten, die heute gefehlt haben.”
Im Auftaktspiel erzwangen die cleveren Schalker die notwendigen Zentimeter und Situationen. Poulsen sagte: „Sie haben es uns überlassen, Fehler zu machen.”
Spielstatistik: FC Schalke 04 – RB Leipzig 2:0 (1:0)
FC Schalke 04: Fährmann – Kehrer, Naldo, Nastasic – Caligiuri, Bentaleb, Goretzka, Oczipka – Harit (McKennie, 78.), Konoplyanka (M. Meyer, 89.) – di Santo (Reese, 62.)
RB Leipzig: Gulacsi – Klostermann, Orban, Upamecano, Halstenberg (Forsberg, 46.) – Laimer (Bruma, 76.), Ilsanker – Sabitzer, Keita – Poulsen (Augustin, 76.), Werner
Tore: 1:0 Bentaleb (43., Foulelfmeter), 2:0 Konoplyanka (73.)
Torchancen: 4:2
Ecken: 4:5
Gelbe Karten: Halstenberg (33.), Keita (47.), McKennie (86.), Kehrer (90+3.)
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)
Zuschauer: 61.435 Zuschauer in der Veltins Arena
(mz)