RB-Trainingslager RB Leipzig im Trainingslager 2017: Lukas Klostermann im Interview: "Es ist großartig bei der Mannschaft zu sein"

Lagos - Es ist Mittag. Eine Brise Atlantik weht über die Anlage des Cascade Wellness und Lifestyle Resorts, das Wasser im Pool gurgelt leise vor sich hin, und Lukas Klostermann könnte sich kaum wohler fühlen. Der Linksverteidiger ist kurzfristig ins Trainingslager-Aufgebot von RB Leipzig gerutscht. Nicht, weil er mitspielen könnte. Aber momentan ist dabei sein alles.
Klostermann riss vor Monaten nach dem zweiten Saisonspiel gegen Dortmund im Training das Kreuzband entzwei. Seitdem rekonvalesziert er. Mit deutlichem Fortschritt, aber noch weit davon entfernt, zu laufen, sprinten oder an einen Ball zu dürfen. Aber in der Nähe der Kollegen zu sein, allein das ist gut für die Seele. Den Rest macht die Sonne über Lagos und das Meer vor dem Hotelzimmer. Die MZ sprach mit dem 20-Jährigen über sein Comeback, Per Mertesacker in Donaustauf und einen Anruf von Bundestrainer Joachim Löw.
Herr Klostermann, was bedeutet es Ihnen, mit ins Trainingslager gefahren zu sein. Sie können ja noch nicht wirklich mittrainieren.
Klostermann: Es ist großartig, bei der Mannschaft zu sein und so tolle Bedingungen zu haben. Hier lässt es sich sehr gut arbeiten. Und es ist eine schöne Abwechslung für mich.
Es soll Sie vor allem motivieren.
Klostermann: Eigentlich brauche ich keine Motivation von außen. Das ist alles schon bei mir da, bzw. kommt aus mir selbst. Ich will Gas geben. Und ich will schnellstmöglich wieder spielen können.
Gibt es einen Termin für Ihre Rückkehr?
Klostermann: Nein, den gibt es nicht. Es bringt nichts, wenn ich jetzt ein Datum nenne. Sagen wir es so, ich möchte diese Saison schon noch ein paar Spiele machen.
In welcher Phase Ihres Comebacks sind Sie?
Klostermann: Ich werde bald anfangen mit der richtigen Belastung. Das heißt: ins Laufen kommen, mich an den Ball gewöhnen. Aber ich weiß auch, dass es noch ein bisschen dauern wird. Da mache ich mir keinen Druck.
Was trainieren Sie in Lagos, wenn Sie weder laufen noch an den Ball dürfen?
Klostermann: Es geht viel um Koordination, Krafttraining. Und das Laufen kommt auch schon bald. Aber von Spielübungen bin ich tatsächlich noch ein ganzes Stück entfernt.
Sehnsucht, wenn Sie zu Ihren Kollegen rüberschauen?
Klostermann: Klar. Aber auch das ist ein guter Motor für mich.
Wie ging es Ihnen nach Ihrer Verletzung? Sie hatten im Sommer ein fantastisches Olympia-Turnier gespielt und waren im Stammkader von RB – aber eben nur ein Spiel lang.
Klostermann: Ich hatte schon Tage, an denen ich nicht so gut drauf war. Aber es hielt sich in Grenzen. Und mittlerweile ist das eh kein Thema mehr. Es ist schon zu lange her, ich schaue nach vorne.
Haben Sie nach Ihrer Verletzung irgendjemanden um Rat gefragt, einen Kreuzbandriss-Veteranen zum Beispiel?
Klostermann: (lacht) Nein. So eine Verletzung verläuft bei jedem anders. Da kann man sich keinen Rat holen. Und Beistand brauche ich jetzt keinen mehr. Das war mein letzter Kreuzbandriss!
Per Mertesacker soll zur gleichen Zeit wie Sie in Donaustauf bei der Reha gewesen sein.
Klostermann: Ja, war er. Aber es war sowieso schön dort und eine gute Abwechslung. So ging die Zeit ein wenig schneller rum. Wir hatten eine Gruppe mit anderen Sportlern. Wir haben viel zusammen gemacht, sind Essen gegangen, haben aber vor allem viel miteinander gesprochen. Ich konnte in gewisser Weise also mal abschalten.
Haben Sie mit Mertesacker über die Nationalmannschaft gesprochen?
Klostermann: (lacht) Nein, nicht wirklich. Wir waren nur zwei Tage gleichzeitig dort.
Es hieß, Bundestrainer Joachim Löw hätte sie erstmals eingeladen, hätten Sie sich nicht so schwer verletzt. Hat er Sie kontaktiert?
Klostermann: Nein, persönlich nicht. (lacht)
Wie ist das mit der Nationalmannschaft und Ihnen?
Klostermann: Natürlich ist das ein absoluter Traum, für die A-Nationalmannschaft spielen zu können. Und ich hoffe, ich kann es nachholen, einer möglichen zukünftigen Einladung zu folgen. Jetzt aber geht es erst einmal darum, wieder spielen zu können.
Ein aktuelles Thema sind die Verletzungssorgen in der Abwehr. Sie haben den Anfang gemacht, dann fielen Bernardo, Marvin Compper, Benno Schmitz, Kyriakos Papadopoulos ebenfalls aus. Jetzt wird spekuliert, ob Verstärkung Not tut. Wie sehen Sie das?
Klostermann: Klar, wir mussten in den vergangenen Spielen immer mal andere Spieler ausprobieren und variieren. Aber ich fand, die haben das wirklich gut gemacht. Dominik Kaiser in dem einen Spiel als Rechtsverteidiger war überragend. Und wenn man die Begegnung in München mal weglässt, dann haben wir schon gezeigt, dass wir viele Ausfälle kompensieren konnten.
Wie viel von dem 0:3 gegen die Bayern steckt noch in den Köpfen des Kaders?
Klostermann: Es war nicht unser bestes Spiel. Man hat als Mannschaft einfach auch mal solche Tage, an denen es einfach nicht läuft. Wir waren auch nicht ganz so spritzig, fand ich. Aber es ist abgehakt, zumindest bekomme ich im Kontakt mit der Mannschaft davon nichts mehr mit. Ich glaube nicht, dass das die nächsten Spiele beeinflussen wird.
War Ehrfurcht im Spiel?
Klostermann: Nein, das denke ich nicht. Wir wollten schon mutig agieren. Aber wir haben es nicht auf den Platz bringen können. Und wenn du dann gegen so eine Top-Mannschaft eins, zwei Fehler machst, dann klingelt es hinten drin – und dann wird es schwierig, das Spiel zu drehen.
Was machen Sie in den nächsten Tagen, wenn Sie mal nicht trainieren. Die Sonne scheint, es sind 18 Grad.
Klostermann: (lacht) Mal sehen, ich bin noch nicht am Strand gewesen.
(mz)