Viel Trost für Fehlschützen RB Leipzig gegen Bayern München: Warum Timo Werner zum fünften Elfmeter antrat
Leipzig - Während Sven Ulreich und seine Kollegen vom FC Bayern München vor Freude ausrasteten, fuhr sich Timo Werner mit der Hand über den Kopf und ging zielstrebig in Richtung Spielertunnel.
Werner war beim 5:6 (0:0, 1:1)-Pokalfight zwischen RB Leipzig und dem Rekordpokalsieger als fünfter Schütze angetreten und war mit seinem zu unplatziertem Schuss an Ulreich gescheitert. Obwohl das Spiel bereits 120 Minuten plus Elfmeterschießen gedauert hatte und die Uhr bereits auf 23.45 zuging, war diese denkwürdige Partie damit irgendwie abrupt beendet. „Dann waren wir weg”, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl trocken.
RB Leipzig: Es war nicht der Abend des Timo Werner
Nach seiner Einwechslung (80.) hatte der noch immer nicht wieder zu 100 Prozent Werner fitte Nationalstürmer wenig zwingende Szenen gehabt. Und doch war er für Sekundenbruchteile der Held des Abends, als er in der Nachspielzeit einen Konter zum vermeintlichen 2:1 verwandelte. Doch Referee Felix Zwayer pfiff die Szene zu Recht wegen Abseits ab. Wenige Minuten später dann avancierte Werner zum tragischen Helden.
Auf dem Weg in die Kabine nahm Emil Forsberg den 21-Jährigen in die Arme, auch Marcel Sabitzer und andere tätschelten dem Pechvogel den Kopf. Werner ließ das Haupt zwar hängen, brach aber nicht etwa auf dem Boden zusammen und blieb beim bitteren Gang in die Kabine gefasst. Vereinzelte „Timo Werner”-Sprechchöre trösteten den Shootingstar der Liga.
RBL-Trainer Hasenhüttl: „Timo steckt das weg, er ist stark genug“
„Auch die Jungs sind sofort zu ihm hin und haben ihn getröstet”, sagte Hasenhüttl. Marcel Sabitzer sagte: „Timo steckt das weg, er ist stark genug, das passiert jedem Mal. Beim Elfmeterschießen kann man als Schütze immer alles verlieren. Ich mache Timo keinen Vorwurf, er ist angetreten und wollte das Ding reinhauen.”
Und Rechtsverteidiger Bernardo – wichtiger Faktor im Teamgefüge – sagte: „Ich habe mit Timo gesprochen: Nur derjenige kann das Elfmeterschießen verlieren, der sich auch getraut hat, zu schießen. Er hat viel Persönlichkeit, weil er angetreten ist. Dass er verschossen hat, kann passieren.”
Und Sturmkollege Yussuf Poulsen sagte noch immer emotionalisiert von der Partie: „Timo hat schon so vieles durchgestanden, er wird auch das aushalten. Vor einem Jahr war er der meistgehasste Mensch Deutschlands. Einen Elfmeter zu verschießen, ist nix dagegen.”
RB Leipzig: Timo Werner hat sich freiwillig für den fünften Elfmeter gemeldet
Warum jedoch gerade Werner, auf den in den vergangenen Monaten so viel eingeprasselt war und der zuletzt stressbedingt mental und körperlich angeschlagen war, den fünften und entscheidenden Elfmeter schießen sollte, beantwortete Hasenhüttl. „Weil er sich dazu gemeldet hat”, erklärte der Chefcoach.
0:1 Lewandowski trifft halbhoch rechts*
1:1 Bernardo trifft flach links
1:2 Alaba trifft halbhoch rechts
2:2 Kampl trifft flach rechts
2:3 Hummels trifft hoch links
3:3 Halstenberg trifft halbhoch in die Mitte
3:4 Rudy trifft halbhoch links
4:4 Orban trifft flach in die Mitte
4:5 Robben schießt flach links
Werner scheitert flach rechts an Ulreich
*Ecke jeweils vom Schützen aus gesehen
Da die besten Elfmeterschützen Forsberg, Sabitzer, Augustin, Poulsen und Keita nicht mehr auf dem Platz standen, hätten die Freiwilligen „nicht gerade Schlange gestanden”, so Hasenhüttl. „Wir mussten schauen, dass wir fünf Schützen zusammenbekommen.” Die Alternativen zu Werner wären Lukas Kostermann, Diego Demme, Peter Gulacsi, Konrad Laimer und Dayot Upamecano gewesen.
Doch der Chefcoach betonte: „Wir haben heute auch viel an Anerkennung gewonnen für das, was wir geleistet haben. Deswegen braucht keiner den Kopf hängen zu lassen. Jeder kann erhobenen Hauptes das Stadion verlassen.” Auch und insbesondere Timo Werner.
(mz)