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RB Leipzig in Darmstadt RB Leipzig beim SV Darmstadt 98: Rückkehr zum Lieblingsgegner vom Böllenfalltor

Von Ullrich Kroemer 27.10.2016, 18:00
Drin! Fabio Coltorti trifft am 30. Spieltag der Saison 2014/2015 zum 2:1 gegen Darmstadt in der letzten Sekunde.
Drin! Fabio Coltorti trifft am 30. Spieltag der Saison 2014/2015 zum 2:1 gegen Darmstadt in der letzten Sekunde. imago sportfotodienst

Leipzig - Fabio Coltorti kann den wohl kuriosesten Moment seiner langen Karriere noch immer lebhaft schildern. In den Tagen vor dem Spiel beim SV Darmstadt 98 (Sa, 15.30 Uhr) ist der historische Treffer des Torhüters von RB Leipzig gegen die „Lilien” im Frühjahr 2015 wieder präsent. „Wir mussten gewinnen, um unsere Aufstiegschancen zu wahren”, erinnert sich der Schweizer im Gespräch mit der MZ.

„Der größte Konkurrent kommt ins Stadion, das Haus ist ausverkauft, es steht 1:1, es läuft bereits die Nachspielzeit. Ecke für RB – und dann stehst du da, wo du eigentlich nicht hingehörst und der Ball fällt dir auf den Fuß. Du machst das Tor, Abpfiff, 2:1 gewonnen. Das war schon ein Glücksmoment in meiner Karriere”, erzählt der Torschütze von damals.

 Auch Coltortis Kollegen berichten noch immer staunend von der Szene, die um die Welt ging. Stürmer Yussuf Poulsen sagt: „Ich glaube, der Treffer ist weltweit getwittert worden. Das war ein wahnsinniger Tag damals. Alle Spieler, auch die Reservespieler, die Trainer und Physios sind auf das Feld gesprintet. Deswegen spielt man Fußball. Für diese Erlebnisse.”

Poulsen: „Darmstadt – das ist ein Stück Vergangenheit”

Dass es nun in dieser Saison wie bereits in Liga drei und zwei erneut zu den Duellen der beiden Klubs kommt, empfinden sie bei RB Leipzig wie das Wiedersehen mit einem „alten Bekannten”. So drückte sich Pressesprecher Benjamin Ippoliti zumindest in der Pressekonferenz vor der Partie aus. Poulsen bestätigt: „Darmstadt – das ist ein Stück Vergangenheit. Wir haben vier Mal gegeneinander gespielt.” Alle Vergleiche seien „immer sehr eng” gewesen. Dreimal endeten die Begegnungen 1:0, einmal wie beschrieben 2:1. Nur einmal, im Herbst 2014, mussten sich die Leipziger geschlagen geben.

Dass beide Klubs beinahe im Gleichschritt von der dritten Liga in die Bundesliga marschierten, gehört zu den Kuriositäten des Fußballs hierzulande. Mit gerade einmal 15 Millionen Euro Etat und dem maroden Stadion am Böllenfalltor ging Darmstadt 2015 das Abenteuer im Oberhaus an. RB Leipzig zog mit einem Vielfachen dieses Budgets – konkrete Zahlen sind bei Rasenballsport tabu – einem 43.000-Zuschauer-Stadion und hochmodernem Trainingskomplex, der allein 35 Millionen Euro gekostet hat, nach. Unterschiedlicher könnten die Voraussetzungen für Erfolgsgeschichten im Fußball kaum sein.

Was beide Klubs eint, ist die kluge Personalpolitik, ein klares Konzept und die Leidenschaft, mit der beide Vereine im Rahmen ihrer ganz unterschiedlichen Möglichkeiten agieren.

Hasenhüttl warnt: „Sie leben von ihrer Mentalität und Euphorie”

RB-Trainer Ralph Hasenhüttl hat übrigens seine ganz eigene Historie mit den Blau-Weißen. Mit seinem Ex-Klub FC Ingolstadt war der Fußballehrer gemeinsam mit Darmstadt in die Bundesliga aufgestiegen. „Ich habe damals bereits vor der Saison gesagt, dass wir es beide schaffen werden, in der Klasse zu bleiben.” Genau dieses Kunststück gelang beiden Vereinen überraschend souverän. „Mir war das recht schnell klar, weil beide Teams sehr gefestigt waren und aus ihren Möglichkeiten das Optimale herausgeholt haben”, sagt Hasenhüttl heute.

Die Leipziger wissen also ganz genau, welch schwere Aufgabe sie am Samstag gegen die daheim noch ungeschlagenen Gastgeber erwartet. „Sie sind zu Hause sehr schwer zu bespielen, leben von ihrer Mentalität und der Euphorie”, warnt der RB-Coach. Abwehrchef Willi Orban, der auch schon seine Schlachten mit Darmstadt geschlagen hat, sprach unter der Woche von einem der „schwersten Saisonspiele”. Und Poulsen zog den Vergleich zur vergangenen Partie. „Das wird wie gegen Werder, die zu Anfang auch tief standen und wir so unsere Probleme hatten.”

Auf Fabio Coltorti kann RB diesmal nicht hoffen. Der Torheld von einst wechselt sich derzeit mit seinem Keeper-Kollegen Marius Müller als Nummer zwei auf der Bank ab und ist wohl gegen Darmstadt gar nicht im Kader. (mz)