Hasenhüttl redet Klartext Pressekonferenz beim RB Leipzig : Hat Ralph Hasenhüttl Angst vor Schalke 04?
Leipzig - Es ist nicht so, dass Ralph Hasenhüttl Angst vor dem nächsten Gegner am Samstag in der Red Bull Arena hätte (18.30 Uhr). Aber der Respekt vor dem FC Schalke 04 war spürbar am Donnerstag auf der Pressekonferenz.
Der Österreicher hatte am Mittwoch das eigentlich öffentliche Training zur Geheimsache erklärt. „Wir haben schon gemerkt, dass wir ein paar Dinge doch mehr einüben müssen“, sagte Hasenhüttl, „deshalb brauchten wir diese Einheit auch noch für uns.“ Und er wies auf den Lauf der Schalker hin, die zuletzt in zwölf Pflichtspielen ohne Niederlage gewesen sind.
Hasenhüttl meinte, dass er deshalb glaube, die Partie gegen den Tabellenachten werde die wohl kompletteste Herausforderung aller Spiele bis dato für den Tabellenführer.
„Es wird bei uns auf alle Punkte ankommen, die uns stark machen. Auf das Spiel mit dem Ball, gegen den Ball, unser Gegenpressing, das Anlaufen des Gegners und die Ballkontrolle.“
Trotzdem wirkte Hasenhüttl entspannt. So wie immer eigentlich zuletzt. Schon in der jüngeren Vergangenheit hatte der Chefcoach der Leipziger gesagt, dass er mit angeblich steigendem Druck immer gelassener werde.
Dass er jetzt zum bereits zweiten Mal als Tabellenführer in eine Partie gehe, focht ihn als Gedanke deshalb kaum an. Er freue sich sehr auf Schalke, sagte er, und erwarte ein Fußballfest.
„Samstagabend, zwei solche Vereine - was willst du mehr?!“ Entsprechend nonchalant begegnete Hasenhüttl auch allen anderen Fragen, denen er sich am Donnerstag gegenüber sah.
Der Trainer von RB Leipzig über....
... das Gerücht, er sei als Trainer von Arsenal London im Gespräch
„Ich habe den Artikel gelesen. War gut recherchiert, stimmte alles, was drin stand. (Lacht) Ich habe schon von schlimmeren Schicksalen gehört, als als Nachfolger des dienstältesten Trainers in England gehandelt zu werden. Es war jetzt nicht unbedingt Rufschädigend. Aber es ist jetzt auch nicht so, dass ich morgens aufstehe und mich darüber ärgere, dass ich am Vorabend den Kühlschrank nicht abgetaut habe, weil die Müllmänner vor der Tür stehen. Deshalb müssen wir uns darüber keine Gedanken machen. Ich habe hier mein Glück gefunden.
... die Langzeitverletzten:
„Marvin Compper trainiert noch nicht wieder. Kyriakos Papadopoulos auch nicht. Deswegen sind wir in der Defensive nicht gerade mit Alternativen gesegnet.“
... das Spiel gegen Schalke:
„Ich sehe Schalke als eine Mannschaft, die durch ihren Lauf und ihre Erfolgserlebnisse zuletzt eine gewisse Entwicklung genommen hat. Sie funktionieren als Team und die Automatismen greifen jetzt. Deshalb sehe ich das Spiel gegen Schalke vielleicht sogar als die kompletteste Aufgabe, die uns erwartet. Weil die Mannschaft einfach in vielerlei Hinsicht sehr stabil wirkt. Es wird daher in unserem Spiel auf alle Punkte ankommen, die uns stark machen. Mit dem Ball, gegen den Ball, Gegenpressing, Anlaufen, den Gegner kontrollieren.“
... Schalkes Trainer Markus Weinzierl:
„Wir kennen uns aus vergangenen Zeiten sehr gut. Wir haben ja einen ähnlichen Weg als Trainer genommen und sind uns schon in der 3. Liga begegnet. Ich weiß um seine hervorragende Arbeit und schätze ihn sehr als Trainer. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass er es nicht schnell schafft, aus Schalkes Kader eine Spitzenmannschaft zu formen.“
... Weinzierl als ehemaligen Trainer-Kandidaten bei RB Leipzig:
„Ich kann mich erinnern, wir haben uns im Sommer auf einer Fortbildung getroffen. Und da waren wir beide noch in der Schwebephase. Aber ich denke, wir haben beide unser Glück gefunden. Er auf Schalke, ich hier in Leipzig. Das ist das einzig entscheidende. Er ist bei einem tollen Verein. (Lacht) Und ich bei einem sehr tollen Verein.
... Schalke als Verein:
„Da kommt jede Menge Tradition zu uns. Wir freuen uns riesig, vor allem auf ein ausverkauftes Stadion, in das keine Maus mehr passt. Der Gästeblock ist auch voll. Ich heiße alle herzlich Willkommen. Ich würde mich freuen, wenn es eine ähnliche Stimmung geben wird, wie nach dem Spiel gegen Dortmund, als die Fans in der Stadt zusammen gefeiert haben. Es ist alles angerichtet. Samstagabend, 18.30 Uhr – was kann es Schöneres geben?!“
... das möglicherweise dritte Spiel in derselben Grundformation:
„Es sieht tatsächlich so aus, als hätten wir unsere Stammformation gefunden. Das hat weniger damit zu tun, dass wir keine Alternativen hätten. Ganz im Gegenteil, für die Jungs aus der zweiten Reihe ist es gerade sehr schwer, reinzukommen in die Startelf. Es funktioniert einfach gerade sehr gut. Wir haben nicht das Gefühl, dass einer eine Pause bräuchte. Wir haben keine englischen Wochen, wir können gut regenerieren. Aber es kann trotzdem alles ganz schnell gehen und man ist drin in der ersten Elf. Wir haben jetzt zum Beispiel schon einige Spieler mit vier Gelben Karten.“
... die Aussage des Bayern-Trainers Carlo Ancelottis, RB Leipzig werde bis zum Schluss ein Titelkandidat bleiben:
„Die Bayern haben ein Spiel in Mainz und sprechen über RB – das ist Ehre genug. Man darf allerdings auch nicht vergessen, es gibt momentan in unserem Windschatten eine Menge Mannschaften, die es richtig gut machen: Hoffenheim, Frankfurt, Berlin, Köln. Es freut mich für die Bundesliga, mit diesen Mannschaften zusammen die Liga ein bisschen spannender zu machen.“
... Gerüchte, dass RB sich in der Winterpause verstärken werde:
„Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich von Winterzugängen eigentlich nicht so viel halte. Im Winter nachlegen muss man dann, wenn man im Sommer viel falsch gemacht haben. Wir haben das, denke ich, nicht. Im Moment ist es aber so, dass wir in der Defensive durch die lange Verletzung von Lukas Klostermann praktisch einen Mann weniger haben. Klosti wird aber im März wieder zu uns stoßen. Wir werden die Augen offen halten, aber wir müssen nichts tun.“
... die Rolle des früheren Schalker Trainers Ralf Rangnick am Erfolg von RB Leipzig
„Er hat den kompletten Anteil. Ralf mit seiner Akribie und seiner Art zu arbeiten ist ein Glücksfall für jeden Verein. Weil er nichts dem Zufall überlässt. Ich glaube, viele Dinge, die hier in Gang gesetzt worden sind, wären ohne Ralf Rangnick nie passiert. Deshalb ist dieser Erfolg einzig und allein auf ihn zurückzuführen. Er hilft uns allen hier, so zu arbeiten, wie wir das möchten.“
... seine eigenen Anteil am Erfolg, vor allem als Trainer vieler sehr junger Spieler:
„Ich habe mir in der Vergangenheit schon auch Gedanken darüber gemacht, ob es mir hilft als zweifacher Vater von Söhnen im Alter meiner Spieler, sie zu verstehen. Aber ich arbeite nicht allein hier. Ich habe ein Team, das entscheidend hilft, die Atmosphäre zu erzeugen, die wir gerade haben. Diejenigen, die für den Erfolg zuständig sind, das sind die Spieler. Deswegen ist es unsere Aufgabe, ein Umfeld zu schaffen, in der Erfolg und Entwicklung möglich ist. Die Jungs müssen gern hierher kommen. Sie müssen wissen, wann Spaß und wann Ernst angesagt ist. Und da muss ich sagen, ich habe eine Mannschaft, mit der macht es jeden Tag so einen Spaß zu arbeiten. Gerade, weil sie noch so jung ist, ist sie auch leichter zu führen. Kein Tag vergeht, wo man nicht das Gefühl hat, sie saugen alles auf, was geht.“
... Gerüchte, wonach die Bayern bereits an Spielern von RB interessiert seien:
„Dass jetzt Gerüchte kommen, ist die nächste Stufe. Wenn man gute Leistung bringt, kommt die Aufmerksamkeit. Ich sehe der ganzen Sache entspannt entgegen. Denn ich glaube, dass die Spieler wissen, was sie an RB haben. Im Moment gibt es nicht so viele Mannschaften, in denen es mehr Spaß macht, zu spielen als bei uns. Und wenn es dann irgendwann passiert, dass einer geht, dann werden wir bei RB trotzdem unseren Weg weitergehen und Spieler holen, die vielleicht nicht so viele kennen. Wo die Hardware passt und wir spielen dann die Software drauf.“
(mz)