Neuer Rechtsverteidiger bei RB Leipzig Neuer Rechtsverteidiger bei RB Leipzig: Ken Gipson: Erst Abi, dann 2. Liga
Bad Saarow - Kurz bevor RB Leipzig Anfang Juli ins Trainingslager ins österreichische Leogang fährt, hat Ken Gipson noch einen wichtigen Termin. Am 2. Juli absolviert der 19 Jahre alte Neuzugang des Zweitligisten aus Sachsen seine letzte Abiturprüfung. Bis dahin wandelt Gipson zwischen der Vorbereitung mit seinem neuen Klub und dem Abi-Lernstress in zwei verschiedenen Welten. Erst danach kann sich der Rechtsverteidiger voll auf seinen neuen Job bei Rasenballsport konzentrieren.
Zwar lag dem Talent auch ein Angebot seines Ausbildungsvereins VfB Stuttgart vor. Doch Gipson fiel die Entscheidung für RB Leipzig nicht schwer, als Ralf Rangnicks Scouts im Winter ihre Fühler nach ihm ausstreckten. „Es waren fünf tolle Jahre beim VfB”, sagt Gipson, „aber ich wollte einen Tapetenwechsel.”
Auf seiner Position rechtsaußen in der Viererkette bekommt es das Talent mit dem pfeilschnellen Österreicher Georg Teigl zu tun. Seine Geschwindigkeit ist auch die große Stärke von Gipson. Doch der gebürtige Ludwigsburger ist noch nicht in der Position, Ansprüche zu stellen. Sein erstes Jahr bei RB Leipzig begreift er wohl vor als Lehrjahr. Und der schüchterne Blondschopf ist auch nicht der Typ für selbstbewusste Ansagen. Bei seinem ersten Mediengespräch in Diensten des Red-Bull-Klubs im Lauftrainingslager in Bad Saarow gibt sich der Abiturient gut erzogen und brav. Wie ein Roter Bulle wirkt er noch nicht, eher wie ein rotes Kälbchen. Kein Vergleich mit dem nur ein Jahr älteren Kollegen Davie Selke, der aus Bremen nach Leipzig kam, und bereits wie ein Star auftritt.
Doch der 1,78 Meter große Defensivspieler hat schon mehr erlebt, als es sein harmloses Auftreten vermuten lässt. Denn dass Gipson heute als Rechtsverteidiger-Hoffnung von RBL gilt, ist trotz des Talents des Schwaben nicht selbstverständlich. Bei einem B-Jugend-Spiel des VfB Stuttgart gegen Mainz 05 prallte er 2012 so heftig mit dem eigenen Torwart zusammen, dass er einen offenen Schien- und Wadenbeinbruch davontrug. In den Medien war von einer „Horror-Verletzung” die Rede, seine Mit- und Gegenspieler standen dermaßen unter Schock, dass die Partie abgebrochen wurde.
Gipson musste ein langes Jahr pausieren Monate pausieren. Anfangs quälten ihn Zweifel, ob er überhaupt weiter Leistungssport betreiben können. Doch auch mithilfe seiner Mitspieler überstand der Sohn eines Amerikaners und einer Deutschen die lange Leidenszeit. Bis auf die fünf Zentimeter langen Narben hat er keine Langzeitschäden davon getragen. Gipson biss sich durch die Reha und kam direkt in seinem ersten Jahr nach der Verletzung beeindruckend stark zurück. So stark, dass Rangnicks Scouts auf ihn aufmerksam wurden. Nun muss Ken Gipson nur noch sein Abitur machen, dann beginnt das Abenteuer Profifußball bei RB Leipzig für ihn so richtig.