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Marcel Sabitzer  Marcel Sabitzer: Die Allzweckwaffe von RB Leipzig und Ralph Hasenhüttl mit gutem Heilfleisch

Von Martin Henkel 29.12.2016, 06:00
Marcel Sabitzer mit Turban - trotzdem gewann RB in Freiburg mit 4:1.
Marcel Sabitzer mit Turban - trotzdem gewann RB in Freiburg mit 4:1. imago sportfotodienst

Leipzig - Marcel Sabitzer hat sich verzogen. Nicht, wie man von einem aus der Steiermark annehmen würde, zum Skifahren in die Berge. Nein, Marcel Sabitzer ist in die Sonne verschwunden. „Wo’s warm ist“, sagt er. Wohin genau, sagt er natürlich nicht. Sabitzer ist Profifußballer. Einer von RB Leipzig, was die Sache mit dem Urlaubsort noch heikler macht.

Gut möglich, dass man ihn erkennt dort, wo die Sonne scheint und der 24-Jährige seinen Jahresendurlaub verbringt. Zuletzt galten die Partien der Sachsen als Topspiele. Primtime also, auch im Ausland. Deshalb Schweigen.
Freie Tage. Endlich. 

Marcel Sabitzer: Einfach mal abschalten

Sabitzer hat eine Hinrunde im deutschen Fußball-Oberhaus erlebt, die ist so rasant für den Aufsteiger gewesen, dass keine Zeit blieb, durchzuatmen. Nicht zwei, drei Tage am Stück. Es ging mit der Pokalpleite in Dresden am 20. August los und hörte am 21. Dezember mit dem Pleitespiel in München auf. Dazwischen lagen unzählige Trainingstage und furiose 16 Spiele, von denen die Liganeulinge elf gewannen, zwei verloren und drei remis gespielt haben. Und wenn Länderspielpause war, dann lief Sabitzer für Österreich in der WM-Quali auf. Also auch keine freie Zeit.

“Wenn man jedes Wochenende am Leistungslimit spielt“, so Sabitzer, „dann ist es schon wichtig, dass wir jetzt auch mal abschalten können. Und dass wir auch die Zeit haben, um darüber nachzudenken, was da in dem letzten halben Jahr passiert ist.“

Marcel Sabitzer und die Erfolgsgründe von RB Leipzig

Einfach ist das nicht. Könnte man meinen, schließlich ist das keine Allerweltsgeschichte, dass eine Mannschaft ohne Erstligaerfahrung zur deutschen Fußballelite stößt. Und dann so ziemlich jede Mannschaft vor nahezu unlösbare Aufgaben stellt und mit 36 Punkten einen exzellenten Start hinlegt. Aber bei Marcel Sabitzer gibt es nichts, was kompliziert wäre.

Sabitzer sagt, dass man eingespielt gewesen sei aus dem Vorjahr, sei einer der Gründe für den Erfolg. Ein zweiter, dritter, vierter harte Arbeit, Lernbereitschaft und individuelle Klasse. Und ein fünfter, dass mit dem Niveau der Gegner auch das eigene gestiegen sei. Mehr sei nicht gewesen.

Marcel Sabitzer hat "gutes Heilfleisch"

Der Verein vom Cottaweg hat viele Gesichter präsentiert in den vergangenen vier Monaten. Das von Stürmer Timo Werner zum Beispiel und seinen acht Toren. Oder das von Emil Forsberg mit seinen fünf Treffern und neun Vorlagen. Und eben das von Marcel Sabitzer. Der 15 Mal auf dem Platz stand, vier Mal traf, in nur in einem davon eingewechselt wurde und eines, das achte Spiel, auslassen musste, weil er verletzt war.

An den Bändern im Knöchel übrigens. Sein Trainer Ralph Hasenhüttl ging damals von einer langwierigen Rekonvaleszenz aus. Zehn Tage später war der Österreicher wieder fit.

Er habe sehr gutes Heilfleisch, sagte Sportdirektor Ralph Rangnick. Sabitzer muss bei dem Begriff lächeln. „Das ist sein Begriff“, sagt er, „ich weiß nicht, was er damit meint.“ Trotzdem: Rekordheilung. „Insofern habe ich vielleicht tatsächlich gutes Heilfleisch. Allerdings ich ordne dem Fußball auch vieles unter. Ich lebe sehr professionell, ernähre mich gut, gehe früh schlafen. Ich will immer kicken. Daneben gibt es nicht so viel anderes.“

Marcel Sabitzer, die Allzeweckwaffe von Ralph Hasenhüttl

So ist sie die neue Generation von Fußballern. Der Beruf ist alles. Und verlangt alles ab, vor allem Professionalität. Und so ist Marcel Sabitzer. Die Ruhe in Person, wenn man mit ihm spricht. Und ein Derwisch, wenn er auf dem Platz ist. Der immer gewinnen will. „Meine Allzweckwaffe“, hat Hasenhüttl mal gesagt. Und der alles dafür von sich verlangt. Einsatz vor allem anderen.

Auch von seinen Mitspielern, die seinen Zorn, wenn es nicht so läuft, hin und wieder zu spüren bekommen. „Im Spiel geht’s für mich um alles“, sagt Sabitzer. „ Dann kann es auch schon mal sein, dass ich emotional gegen den Mitspieler, den Gegner oder den Schiedsrichter werde.“ Aber: „Es nimmt mir keiner übel. Die Jungs kennen mich und wissen, dass ich immer alles gebe für den Erfolg der Mannschaft.“

Wieso Marcel Sabitzer keinen Psychologen braucht

Wenn es einen Idealtypus bei RB gibt, dann ist es Sabitzer. Die Leipziger wollen zwar strebsame Spieler, aber keine Zinnsoldaten, sondern mündige Spieler, die mitdenken, die austeilen können und einstecken. So wie Sabitzer im Spiel gegen Bayer, als ihn Wendell mit einer Kopfnuss nieder streckte und er am Spielfeldrand getackert werden musste. Ging’s weiter? Natürlich doch. Sabitzer spielte mit Turban und Schmerzen darunter durch.

Gegen den Branchenführer FC Bayern hat es im letzten Saisonspiel vor der Winterpause ein herbes 0:3 gegeben. Die Frage ist deshalb, was das bei der jüngsten Truppe der Liga anrichten kann. Wie wird die Rückrunde deshalb laufen nach so einer Demontage. Ob’s Hilfe braucht? Einen Coach? Sie haben ja einen mit mirakulösen Fähigkeiten. Sascha Lense, ein Fachmann erster Güte. Er und Sabitzer sind eng befreundet. Gehen zusammen essen, schauen zusammen Fußball. „Da ist natürlich ein Austausch da“, sagt Marcel Sabitzer. Und der sei auch sehr wichtig für ihn. „Aber die Not eines speziellen Coachings spüre ich nicht.“