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Kommentar zu RB Leipzig Kommentar zu RB Leipzig: Eine Niederlage am Verhandlungstisch

Von Ullrich Kroemer 01.02.2018, 13:30
RBL-Sportdirektor Ralf Rangnick hat auf Transfers in der Winterpause nahezu verzichtet.
RBL-Sportdirektor Ralf Rangnick hat auf Transfers in der Winterpause nahezu verzichtet. imago sportfotodienst

Leipzig - Knapper geht’s nicht. Es war am Mittwochabend bereits 20.30 Uhr, als RB Leipzig als letzter deutscher Klub doch noch einen Wintertransfer vermeldete: Der Offensivspieler Ademola Lookman kommt vor allem als Verstärkung für die linke Spielmacherposition vom Premier-League-Klub FC Everton zu RB Leipzig.

Ein talentierter 20-jähriger Dribbler mit viel Potenzial, der mit dem linken ebenso wie mit dem rechten Fuß Tore erzielen kann und Zug zum Tor hat. Doch da RB für Lookman wohl keine Kaufoption besitzt, ist der Brite nicht der Spieler, den Trainer Ralph Hasenhüttl aktuell braucht. Aus mehreren Gründen:

RB Leipzig: Warum Ademola Lookman die Probleme nicht löst

Erstens: Lookmann hilft nicht sofort weiter, da er zunächst das RB-System kennenlernen muss und mit 15 Premier-League-(Kurz-)Einsätzen kaum Erfahrung auf höchstem Niveau mitbringt.

Zweitens: Viel Zeit in Lookman zu investieren, macht für das Trainerteam wenig Sinn, da er wohl nach 14 Bundesliga-Spielen wieder zurück in der Premier League ist; in der Europa League ist er wegen seiner Einsätze für Everton in dieser Saison wohl nicht startberechtigt. So ist die viel beschworene Langfristigkeit der Zusammenarbeit, eines der Transfergrundgesetze bei RB, bei diesem Wechsel zumindest aktuell nicht absehbar.

Drittens: Zwar stopft Lookman vorn links ein Loch im Kader. Doch auf den Außenverteidigerpositionen, wo Verstärkung dringender nötig gewesen wäre, bekommt das Team kein frisches Personal.

Eine sehr ungewöhnliche Transferperiode für RB Leipzig

So ist der Lookman-Last-Minute-Deal – sonst sind solch kurzfristige Transfers ganz und gar nicht nach dem Geschmack von Sportdirektor Ralf Rangnick – eine nette Ergänzung für den Kader, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Transferperiode eine Niederlage für RB Leipzig am Verhandlungstisch war. Struktur, Plan, Ideenreichtum und Hartnäckigkeit der viel gerühmten Transferpolitik – Teil der DNA von RB – waren in dieser Wechselphase nicht zu erkennen.

Die eigentliche Aufregermeldung am sogenannten Transfer-Deadline-Day war eh die Absage an Úmaro Embaló. Wegen immer neuer finanziellen Nachforderungen, wie es heißt, haben die Leipziger den geplanten Transfer des erst 16 Jahre alten Talents geräuschvoll platzen lassen.

Eine Ablöse von bis zu 20 Millionen Euro wäre Rasenballsport wohl bereit gewesen zu bezahlen. Nicht aber Handgelder und Beteiligungen für Embalós Familie und seinen Berater Catio Baldé.

RB will nicht jeden Preis zahlen, den anderen Klubs aufrufen

Der Klub mache sich nicht zum Spielball von Beraterinteressen, sondern bewege sich vielmehr nur innerhalb klar gesetzter finanzieller Leitplanken, heißt es aus dem Klub. Tenor am Cottaweg: „Wir lassen uns nicht erpressen!” Das ist einerseits konsequent von RB; bereits eine Ablöse von über 15 Millionen Euro für einen Nachwuchsspieler wäre abenteuerlich, wenn auch mittlerweile im Transfertrend, gewesen.

Das Motto „Wir lassen uns nicht erpressen” habe übrigens auch bei der Suche nach einem Außenverteidiger gegolten. Auch hier riefen wohl Berater und Klubs bei RB-Anfragen zu hohe Summen auf oder winkten gleich ab. Entgegen der landläufigen Meinung hat der Red-Bull-Klub eben nicht unbegrenzte Transfermittel zur Verfügung, sondern muss sich peinlich genau an die Financial-Fairplay-Vorgaben der Uefa halten.

Ralph Hasenhüttl muss ohne die geforderten Verstärkungen auskommen

RB stellt es nun als Stärke dar, konsequent geblieben und nicht übermäßig ins Risiko gegangen zu sein. Doch andererseits müssen die personell und finanziell gut ausgestattete Scoutingabteilung und Chefplaner Rangnick auch eingestehen, dass sie weder den heiß begehrten Spieler der Zukunft, noch den zu diesem Zeitpunkt richtigen Mann für das Team haben finden können.

Und das, obwohl Trainer Hasenhüttl die „Flickschusterei” auf den Außenverteidiger-Positionen mehr als deutlich betont hat. Da nun jedoch kein neuer Abwehrspieler verpflichtet wurde, muss er nun mit den vorhandenen, zuvor jedoch weder stark aufgetretenen, noch stark geredeten Spielern weiterarbeiten.

Das ist insofern bedenklich, als dass einige Spieler bereits in der Hinrunde überbelastet und außer Form waren und nun in der Rückrunde mit Europa-League-Partien und dem Rennen um die Champions-League-Plätze wieder ein intensiver Frühling ansteht. Zwar haben sie beim Red-Bull-Klub intern wenig Lust auf die Euro League und rechnen eher mit einem Aus gegen Neapel, denn mit einem Weiterkommen. Doch gewappnet sollte der Klub auch für diesen Fall sein.

RB Leipzig: Kein Signal zum Angriff auf die Champions League

Und auch für die interne Motivation sowie die Außendarstellung wäre ein Transfer eines passenden Spielers in der aktuellen Flautephase ein geeignetes Signal zum Aufbruch gewesen.

So geht RB nun mit dem kleinsten Feldspieler-Kader aller Bundesligisten (gemeinsam mit Leverkusen) in den Bundesliga-Endspurt; Spieler wie Jean-Kévin Augustin und Bruma in der Offensive; Bernardo, Konrad Laimer und Lukas Klostermann in der Defensive sind durch die geplatzten Transferwünsche nun noch mehr in der Pflicht als ohnehin, sich zu steigern und konstant zu spielen.

Geschieht das nicht und kommen noch weitere Verletzte hinzu, kann die Kaderplanung mit aktuell 17 einsatzfähigen Feldspielern (abzüglich der Verletzten und dem offenbar nicht konkurrenzfähigen Benno Schmitz) Sportdirektor Ralf Rangnick auch auf die Füße fallen. Nicht auszuschließen also, dass sich in dieser Transferperiode nicht nur Úmaro Embaló und seine Berater verpokert haben, sondern auch Rangnick und RB Leipzig. Die kommenden Wochen werden es zeigen. (mz)

Den Autor erreichen Sie unter [email protected]

(mz)