RB-Kicker Augustin und Konaté Jean-Kévin Augustin und Ibrahima Konaté von RB-Leipzig: Aus den Pariser Banlieues nach Leipzig
Seefeld - Jean-Kévin Augustin und Ibrahima Konaté sitzen schon in den schweren Ledersesseln der Raucher-Lounge des noblen Teamhotels, das RB Leipzig im Trainingslager in Tirol bezogen hat. Natürlich raucht hier in diesen Tagen keiner, der Raum wurde für den Aufenthalt des Vize-Meisters kurzerhand als Interviewzimmer umfunktioniert.
Kurz vor dem Sprachtraining, in dem sie wie jeden Tag zehn neue Vokabeln kennenlernen werden, nehmen sich Abwehrtalent Konaté, den sie „Ibu“ rufen, und Mittelstürmer Augustin, der im Team nur „JK“ heißt, Zeit für ein Gespräch mit der MZ – auch über die gemeinsame Herkunft, die beide prägt.
Ibrahima Konaté kam vom FC Sochaux, Jean-Kévin Augustin von Paris St. Germain
Innenverteidiger Konaté, 18 Jahre jung und 1,93 Meter groß, war vom französischen Zweitligist FC Sochaux ablösefrei nach Leipzig gekommen.
Sein zwei Jahre älterer Teamkollege Augustin bringt bereits Erfahrung von Topklub Paris St. Germain mit, wo er ausgebildet wurde und es zu 23 Einsätzen in der Ligue 1 und zwei Champions-League-Kurzauftritten brachte. Cool, mit rauer Stimme und nur so vielen Worten wie nötig, antwortet der 13-Millionen-Euro-Mann auf die Fragen. Konaté wirkt kindlicher.
Konaté und Augustin gehören zu den Top-Talenten Frankreichs
Das Duo gehört zu Frankreichs Toptalenten und hat sich wie ein halbes Jahr zuvor auch Dayot Upamecano für die Bundesliga und RB Leipzig entschieden. Warum? „Die deutsche Liga ist sehr interessant, gerade für junge Spieler“, sagt Augustin. Er glaubt, dass er hier mehr Einsatzzeiten und auf dem Spielfeld mehr Platz bekomme als anderswo. Der U-19-Europameister drängt sogar in die erste Elf. „Warum soll man nicht daran glauben oder wenigstens hart dafür arbeiten, um das selbst in die Hand zu nehmen?“, fragt er.
Auch für Konaté war die Aussicht auf Spielanteile ein zentraler Wechselfaktor. „Ralf Rangnick hat mir persönlich gesagt, dass man hier auf junge Spieler setzt“, sagt er. „Man braucht keine Angst zu haben, dass man nur zuschaut.“
RB-Coach Hasenhüttl über Konaté: „Ich traue ihm sehr viel zu“
Nach den starken Trainingseindrücken, die Konaté in Seefeld hinterlässt, ist Noch-Kapitän Dominik Kaiser „überrascht“ davon, wie immens sich „Ibu“ bereits gesteigert habe. „Er ist präsent, zeigt, dass er sich vor gar niemandem zu verstecken braucht“, staunt Kaiser. „Er geht seine Aufgabe sehr souverän an und lässt sich ganz, ganz schwer ausspielen.“
Trainer Ralph Hasenhüttl hat zwar noch technische Unsauberkeiten ausgemacht, lobt aber: „Er ist sofort ein Konkurrent für diejenigen, die schon gespielt haben. Ich traue ihm sehr viel zu.“
Konaté und Augustin haben keine Angst vor Konkurrenz
Und auch Augustin bekam ein Sonderlob vom Chefcoach: „JK agiert vor allem gegen den Ball sehr schnell und aggressiv und hat dieses Spiel in der Kürze der Zeit schon verinnerlicht.“
Ganz entscheidend: Sowohl Nachwuchs-Nationalspieler Konaté, als auch Augustin, der das Gegenpressing in der Rückwärtsbewegung aus Paris kennt, sind im Sinne des RB-Fußball gut vorgebildet. Nicht umsonst sagt Konaté selbstsicher: „Wir haben beide keine Angst vor Konkurrenz.“
Beide lernten das Fußballspielen auf den Bolzplätzen der Pariser Vororte
Und es gibt noch etwas, das beide Kicker eint: Beide stammen sie aus den Pariser Vororten, den Banlieues, wo die Arbeitslosenzahlen und der Migrantenanteil hoch sind und die Wut auf das Establishment groß. Auf den Bolzplätzen dort hat das Duo das Fußballspielen auf der Straße gelernt, bis ihre großen Brüder sie zu Vereinen schickten.
Vor allem von der „Geschwindigkeit“ des Spiels dort profitiere Augustin immer noch, sagt er. Und auch aus ihrer Herkunft aus sozial prekären Verhältnissen schöpfen beide Kraft. „Mein Vater hat mir das Temperament, den fighting spirit auf dem Spielfeld mitgegeben“, sagt Augustin. „Es immer hinzubekommen, dass man immer an und über seine Grenzen hinauszugehen, immer alles für die Mannschaft zu geben.“
Auch außerhalb des Spielfeldes wird bis zum Letzten gekämpft
Für „Ibu“ ist zudem wichtig, „außerhalb des Spielfeldes alles für meine Familie zu geben, bis zum Letzten zu kämpfen, so dass alle alles bekommen, was sie sich wünschen.“
Schon aufgrund dieser ungewöhnlichen Biografien, die sich von denen der meisten Internatskicker hierzulande unterscheiden, können beide noch sehr wertvoll für RB Leipzig werden. (mz)