Kommentar zur Grusel-Stimmung in Monaco Grusel-Stimmung in Monaco: Fußball ohne Fans - eine grausige Vision

Monaco - Stell Dir vor, es ist Champions League – und keiner geht hin. Hierzulande ist das unvorstellbar, im Fürstentum Monaco Realität.
Beim Endspiel um das Überwintern im Europapokal gegen RB Leipzig (4:1) wollten dem französischen Meister und Vorjahres-Halbfinalisten AS Monaco gerade einmal 9029 Menschen zusehen. Darunter gut 1200 aus Leipzig im ausverkauften Gästeblock, die die Atmosphäre wenigstens einigermaßen retteten.
Auf der anderen Stadionseite versuchten sich etwa 200 Monaco-„Ultras” daran, Stimmung zu machen. Weil sich das Spiel schnell gegen ihren Klub wendete, gaben sie auch diese zaghaften Bemühungen auf. Der Rest des Publikums – darunter Fürst Albert – war bis auf wenige Schiedsrichterentscheidungen nicht zu bemerken.
Das Stadion in Monaco ist der Champions League nicht würdig
Nichts gegen kleine Klubs oder betagtere Stadien mit Charme. Doch die Kulisse im ohnehin schon winzigen (18.500) und auch noch halbleeren Mini-Stadion in Monaco ist der Champions League nicht würdig. Eine Stimmung wie in Monaco kennt man sonst nur aus Trainingslagern in der Sommervorbereitung. In keinem Stadion im deutschen Profifußball ist die Stimmung so blutleer wie in Monaco.
Für die Leipziger, die sich teils in jeweils 16-stündigen Busfahrten auf den Weg an die Cote d’Azur und zurück gemacht hatten, musste diese Spukstimmung wirken wie Hohn. Mal ganz davon abgesehen, dass das modernisierungsbedürftige Rund aus dem Jahr 1985 wohl nirgends sonst vom europäischen Fußballverband UEFA für die Champions League zugelassen würde als in Monaco.
So wirkte das Gastspiel von RB Leipzig bei der Association Sportive de Monaco wie ein Feldversuch dafür, wie Champions-League-Fußball eigentlich ohne Heimfans wirkt. Das Untersuchungsergebnis: grauenhaft. Die Nicht-Kulisse im Mini-Staat der Superreichen verdeutlichte ähnlich wie bei einem Geisterspiel wieder einmal, dass Fußball ohne Fans nicht funktioniert.
AS Monaco: Fußball ohne Fans funktioniert einfach nicht
Wenn man sieht, wie sich ein Klub mit dem Geld der Grimaldi-Familie und vor allem des russischen Multimilliardärs Dmitri Rybolowlew wieder an die europäische Spitze zurückgekauft hat, muss man die Kritik der Fans an immer steigenden Ablösesummen und dem damit verbundenen Einstieg von immer mehr Investoren auch hierzulande ernst nehmen. Fußballveranstaltungen wie in Monaco sind eine grausige Vision.
Nicht nur, weil das grandiose 4:1 der Leipziger mehr Zuschauer im Stadion verdient gehabt hätte. Sondern vor allem, weil Champions League nicht auf einen Provinzsportplatz gehört, wo der Geldadel mit russischen Millionen Spitzenfußball zum Zeitvertreib und als Invest betreibt. Auch in Monaco und dem angrenzenden Frankreich lockt das offenbar nur die wenigstens aus ihrer Yacht oder der Spielbank raus ins Stadion.
Übrigens: Rein sportlich hat es RB wohl nicht geschadet. „Es war heute einfacher von draußen zu coachen, weil die Lautstärke im Stadion nicht so hoch war. Da konnte ich ein bisschen von außen eingreifen, das war ein Vorteil und für mich angenehmer”, sagte Trainer Ralph Hasenhüttl. „Anscheinend tun wir uns mit etwas leiserer Atmosphäre auswärts noch leichter. Es war phasenweise ein Heimspiel.”
Nur eben mit 1200 statt 42.000 Leipziger Fans. Mehr Karten hatte Monaco trotz der teils mit rotem Tuch abgedeckten Traversen nicht an Gäste vergeben.
(mz)