"Gefangenendilemma" "Gefangenendilemma": Das sagt Stadionbesitzer Kölmel über Verhandlungen mit RB Leipzig
Leipzig - Diskussionsrunden über die wirtschaftlichen Chancen, die sich durch RB Leipzig und die Fußball-Bundesliga für Stadt und Region bieten, hat es in den vergangenen Jahren nicht wenige gegeben. Am Dienstagabend reihte sich die Friedrich-Ebert-Stiftung ein. Neben Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, Wirtschaftswissenschaftler Hennig Vöpel und IHK-Präsident Kristian Kirpal war vor allem ein Gast in der Runde spannend: Filmunternehmer, Honorarprofessor – und Stadionbesitzer – Michael Kölmel.
Nachdem sich die Diskutanten über eine Stunde hinweg bescheinigt hatten, welch ungeheure wirtschaftliche Strahlkraft ein Fußball-Bundesligist in alle Welt habe, wurde es ganz zum Schluss doch noch interessant und zumindest ansatzweise konkret: bei der Stadionfrage.
Kölmel: „Bundesliga ist wie WM aller zwei Wochen”
Schließlich denkt RB Leipzig seit Monaten auch öffentlich darüber nach, einen neuen Fußballtempel für 70.000 Zuschauer im Norden Leipzigs zu errichten. Die Alternative ist ein Umbau des Zentralstadions auf eine Kapazität von maximal 57.000 Plätzen. Eine Entscheidung soll bereits im Herbst fallen; zahlreiche Fans von RBL haben sich in der Initiative 60plus zusammengeschlossen und demonstrieren mit Aktionen und Gesprächen für den Verbleib in der aktuellen Spielstätte.
Kölmel hat als Besitzer des Stadions freilich Interesse daran, dass RB in der Innenstadt bleibt. „Unterhaltung sollte zentrumsnah sein”, sagte er. „Die Bundesliga ist doch für Leipzig wie eine Weltmeisterschaft aller zwei Wochen.” Zum Stand der Verhandlungen mochte sich Kölmel zwar nicht konkret äußern, berichtete aber gleichnishaft von der offenbar derzeit schwierigen Geschäftsbeziehung zwischen ihm und dem Klub.
Kölmel zur Stadionfrage: „Töricht so zu spielen, dass alle verlieren”
Dafür bemühte der studierte Mathematiker Kölmel das sogenannte Gefangenendilemma aus der Spieltheorie. „Wenn beide Parteien in diesem Zweierspiel zusammenarbeiten, gibt es die bessere Lösung”, sagte Kölmel. „Wenn sie nicht zusammenarbeiten, ist das die schlechtere Variante für beide.” Und: „Man wäre töricht, wenn man so spielt, dass am Ende alle verlieren.” Ein Aufruf in Richtung Klubspitze, sich kooperativer in den derzeit laufenden Verhandlungen zu zeigen.
Kölmel fügte noch verschmitzt hinzu: „Ich bin etwas erstaunt, dass wir uns schon nach drei Bundesligaspielen mit dieser Spieltheorie befassen”, und gab sich selbstbewusst: „Wer in Leipzig ein Stadion gebaut hat, wird auch diese Spieltheorie managen können.”
Leipzigs OB Jung: „Hoffe nicht, dass wir es wie München machen”
Wissenschaft und Politik – ein Vereinsvertreter von RB Leipzig war bis auf die beiden Fanbeauftragten nicht anwesend – stimmten Unternehmer Kölmel freilich zu. Der Oberbürgermeister betonte den „hochmodernen Ansatz” in Leipzig: „In 20 Minuten ist man vom Hauptbahnhof zu Fuß am Stadion”, sagte er und schob hinterher: „Ich hoffe, wir machen es nicht wie die Münchner, die mit dem Stadion an den Rand der Stadt gezogen sind. Ich hoffe, dass wir das Stadion weiter im vorhandenen Geflecht der Stadt verankern.”
Auch der objektive Wissenschaftler Vöpel, Chef des renommierten Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitutes, sprach sich ganz am Ende des Abends im Leipziger Zentrum für den derzeitigen Stadion-Standort aus: „Stadien, die in das Stadtleben integriert sind, funktionieren wunderbar, sagte der Professor. Zum einen, weil sich um das Stadion herum Dienstleister ansiedelten. Ein Stadion in der Stadt sei aber auch „ein echter Wert” für die Stadtgemeinschaft. „Das erzeugt Lebendigkeit, zieht Leute an”, sagt der HSV-Anhänger. „Man braucht Zentren in der Stadt, in der sich gesellschaftliche Aktivität entfaltet. Mein Plädoyer lautet daher: Möge das Stadion in der Stadt bleiben.” (mz)