UEFA-Cup in Leipzig Europapokal in Leipzig: Olaf Marschall und Heiko Scholz erinnern sich an Diego Maradona und den UEFA-Cup 1988
Leipzig - Das letzte Europapokalspiel in Leipzig liegt lange zurück. Es war am 26. Oktober 1988. Die Partie der 2. Runde des UEFA-Pokals hieß 1. FC Lok Leipzig gegen den SSC Neapel. Die Italiener wurden angeführt von Argentiniens Weltmeister Diego Maradona und holten später auch den Pokal.
Im Hinspiel im damaligen Zentralstadion erkämpften sich die Leipziger ein 1:1. Das Rückspiel verloren sie in Neapel mit 0:2. Olaf Marschall, derzeit Scout beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern und Heiko Scholz, aktuell Trainer bei Lok, äußern sich in Gesprächen mit der Deutschen Presse-Agentur zur Rückkehr des internationalen Fußballs nach Leipzig durch die sichere Europapokal-Qualifikation und wahrscheinliche Champions-League-Teilnahme von RB Leipzig.
Olaf Marschall über ...
... die Bedeutung für einen Verein wie Leipzig, international zu spielen: «Wenn man Champions League spielt, ist das für jeden Fußballer einfach etwas ganz Großes. Du spielst gegen Mannschaften, gegen die du sonst nicht spielen würdest. Dasselbe trifft auf Spieler zu. Ansonsten ist es natürlich auch ein finanzieller Anreiz.»
... die Erinnerungen an die Europapokal-Zeit mit Leipzig: «Das waren teilweise schöne Zeiten mit großen Spielen. Ob es Ajax, Neapel, Mailand oder Bordeaux waren. Diese Erinnerungen bleiben. Wenn das Stadion auch noch ausverkauft ist, sind das Erlebnisse, die man nicht jeden Tag hat.»
... die Doppelbelastung: «Die größte Belastung ist aus meiner Erfahrung vor allem das ständige Hin und Her. Du bist kaum an einem Ort und musst schon wieder weg. Samstag spielst du Bundesliga in Hamburg, Mittwoch international in Amsterdam, den nächsten Samstag wieder Bundesliga in Leipzig. Wenn du dann noch Nationalspieler bist, kommen weitere Reisen hinzu. Das schlaucht vor allem im Kopf. Du kriegst keine Ruhe rein.»
Heiko Scholz über ...
... das Spiel gegen Neapel: «Das Spiel ist noch sehr präsent. Immerhin ging es gegen eine mit Top-Spielern besetzte, richtig geil aufgestellte Mannschaft und ich musste leider gegen Diego Maradona spielen. Gegen den Weltstar schlechthin. Es war schon immer schön, wenn man ihn mal gesehen hat, aber direkt auf dem Platz gegen ihn zu spielen, war etwas Besonderes. Das ging schon damit los, dass er erst auf das Spielfeld kam, als alle anderen schon da waren und dann umringt von einem riesigen Fotografenpulk. Da hatte er sich noch nicht mal die Schuhe zugebunden. Eben ein totaler Star, für viele ein Gott. Und zweimal vor 80.000 Zuschauern zu spielen, war auch einprägsam und sehr geil.»
... die Bedeutung von internationalen Spielen für Verein und Spieler: «Das ist für alle überragend. Immerhin bedeutet es, dass du zu den besten Mannschaften deiner Liga gehörst. Und dann vertrittst du dein Land, bist ein Repräsentant. Um solche Momente zu erleben, dafür treibt man Sport.»
... die Doppelbelastung: «Die wird sich schon bemerkbar machen. Vor allem bei den vielen jungen Spielern. Da kommen auch mal Leistungsdellen und man sieht es auch in dieser Saison, dass es dann sofort Probleme gibt, wenn die Leistungsträger mal nicht alle zur Verfügung stehen. RB wird personell einiges tun müssen, sonst merken sie den Substanzverlust, gerade wenn sie Champions League spielen sollten. Aber auch da haben sie einen Plan, glaube ich.»
... die Bedeutung internationaler Spiele für eine Stadt wie Leipzig: «Für Leipzig ist schon der Bundesliga-Fußball eine Hausnummer. Da ist das Stadion fast immer voll und die Leute kommen von sonst wo. Die Sucht nach großem Fußball ist einfach da. Das wird bei den internationalen Spielen nicht anders. Höherklassiger Fußball ist immer eine Marke.»
... die Entwicklung von RB Leipzig: «Die ist schon beachtlich. Man sieht, der Verein hat einen Plan und die richtigen Leute, die ihn umsetzen. Und das nötige Geld dazu. Aber damit muss man auch erstmal umgehen können. Das war auch für RB in den ersten Jahren ein Lernprozess, da gab es einige Rückschläge. Jetzt haben sie ihren Weg gefunden.»
... die Auswirkungen auf andere Clubs in Leipzig: «Das hat auf keinen anderen Verein Auswirkungen. Mit RB braucht sich niemand messen. Lok oder Chemie hatten die Chance, selbst so einen Weg zu gehen, das ist nicht passiert. Lok hat ein Sympathiesanten-Kreis von etwa 15.000 Leuten. Die würden auch sofort wieder ins Stadion kommen, wenn höherklassig gespielt wird. Daran arbeiten wir. Wir sind aber erstmal froh, dass es uns als Lok überhaupt noch gibt. Wenn wir weiter hart arbeiten - sowohl sportlich als auch wirtschaftlich und im gesamten Umfeld - könnte es vielleicht mal mit der 3. Liga klappen. Und dann wäre auch unser Stadion wieder voll. Die Leute wollen einfach Fußball sehen.»