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Dresden gegen RBL Dynamo gegen RB Leipzig: Ralf Rangnick wettert vor DFB-Pokal-Spiel gegen Dresden

Von Martin Henkel 19.08.2016, 06:00
Die Dynamo-Fans mit einer klaren Botschaft in Richtung RB Leipzig.
Die Dynamo-Fans mit einer klaren Botschaft in Richtung RB Leipzig. imago sportfotodienst

Leipzig - Eigentlich ist diese Partie ein ganz normales Fußballspiel. Beinahe jedenfalls. DFB-Pokal, erste Runde, der RasenBallsport Leipzig e.V. trifft in Dresden auf die Sportgemeinschaft Dynamo. Eine innersächsische Angelegenheit also. Rivalität, die Tribünen gefüllt, das Spiel aufgeladen, das Bundesland für 90 Minuten gespalten und gebannt.

Hätte man alles meinen können, als die Auslosung feststand und eingetreten war, wovon RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick vor einem Jahr in der „Zeit“ träumte: „Dresden gegen Leipzig, das wäre ein fantastisches Derby. Da wären richtig Emotionen drin.“ Doch dann ließ sich Dynamos Sportdirektor Ralf Minge anderntags nach dieser Paarung befragen, und der frühere Stürmer antwortete: „Das ist kein Derby!“ Die Frage, was dieses Spiel dann sein soll, ließ Minge damals unbeantwortet im Raum stehen.

Ritter: "Wir spielen Fußball gegen RB Leipzig"

Dort durfte sie in den vergangenen Wochen vor sich hin reifen, um vor zwei Tagen noch einmal von Andreas Ritter aufgegriffen zu werden. Ritter ist Präsident von Dynamo Dresden. Er hat versucht, der Partie ein paar Gärstoffe zu entziehen, denn mittlerweile hat das Sachsen-Duell die Dimension eines „Pokal-Krachers“ leicht überschritten. RB gegen Dynamo, das ist nicht mehr Derby-Folklore, das bedeutet vor allem Abneigung. Und Abneigung in Verbindung mit Dynamo, das ist so eine Sache für sich. Weil nicht selten eine für Polizisten und Krankenhauspersonal. „Wir spielen gegen RB Fußball. Punkt!“, sagte Ritter, mehr sei da nicht.

Ritter versucht seit Jahren, das Krawallproblem im Umfeld seines Vereins zu lösen. Und doch war es mit dem Punkt nicht vorbei. Beim Thema Derby konnte der DRK-Kreisstellenleiter dann auch nicht anders als Minge: „Dafür braucht es Tradition. Und die kann ich bei Rasenballsport nicht erkennen. Dazu müssten sie schon ein alteingesessener sächsischer Verein sein. Das sind sie aber nicht.“

Erfolg! Koste es, was es wolle?

Keine Frage: RB hätte es gern gehabt, wenn Dynamo gesagt hätte: Nu klar, spielen wir ein Derby. Das nämlich hätte bedeutet: Wir erkennen euch an. Stattdessen aber bleibt die Erzählung stehen, mit der sämtliche Traditionsvereine das angebliche Kunstprodukt aus Leipzig ablehnen. In dieser Erzählung ist RB ein Fußballklub aus der Retorte, der gerade mal sieben Jahre alt ist, der eigentlich dem österreichischen Getränkehersteller Red Bull gehört, der schwerreich ist, der mit seinem bizarren Vereinsnamen die Statuten des deutschen Fußballs verlacht, der auf Tradition und Mitgliedschaft pfeift und nur ein Prinzip kennt: maximalen Erfolg. Natürlich koste es, was es wolle.

Ist alles nicht neu. Und bringt RB nicht mehr wirklich auf die Palme, auch wenn die Vorwürfe schmerzen. Hin und wieder haben die Leipziger in der Vergangenheit versucht, mit Argumenten dagegen zu halten. Nach außen hin geben sie sich nun aber gelassen. Dass Dynamo ihr Logo nicht zeigt - was soll’s? Dass Dynamo einen Paragrafen in einer Fancharta stehen hat, der freiwillige Spiele gegen RB ablehnt - na und?

Rangnick: "Liegt nich an RB, dass die Partie ein Hochsicherheitsspiel ist"

Unter der Woche haben sie sich am Cottaweg in Leipzig deshalb allein zu sportlichen Inhalten der Partie geäußert, zumindest haben sie es versucht, so wie Trainer Ralph Hasenhüttl und Kapitän Dominik Kaiser am Donnerstag: tolle Partie, spannend, Charaktertest, Standortbestimmung für den Ligaauftakt in einer Woche. Und trotzdem: So wirklich entspannt sind sie bei RB nicht.

Ralf Rangnick saß ebenfalls auf der PK-Tribüne und verlor dann doch Worte zu den kaum verhohlenen Animositäten aus Dresden. Derby oder nicht: „Mich interessieren keine etymologischen Spitzfindigkeiten. Für uns ist es eines.“ Keine Testspiele gegen RB: „Wenn das einer bei uns vorschlagen würde, dann würde ich den fragen, an welchem Gewürz er gerochen hat.“ Das fehlende Logo? Das alles sei einer friedlichen Stimmung kaum förderlich: „Wir müssen festhalten, dass es nicht an RB liegt, dass die Partie ein Hochsicherheitsspiel ist.“

RB Leipzig lehnt Dynamo-Vorschläge ab - und umgekehrt

Die Spannungen nehmen also doch zu, auch wenn RB einiges unternommen hat, dem entgegen zu wirken. Doch bei dem Versuch, Dynamo für eine gemeinsame Pressekonferenz zu gewinnen, fanden die Unternehmungen gleich wieder ihr Ende. Dresden sagte Nein. Stattdessen schlugen die Gastgeber Deeskalationsmaßnahmen vor, die RB wiederum ablehnte.

Eine Anreise erst am Spieltag? Kommt nicht in Frage! RB reist wie immer einen Tag früher an. Also Hotel in Dresden. Die Fahrt zum Stadion in einem neutralen Bus? Niemals! RB wird den Kader in sein wuchtiges „Bullen“-Gefährt setzen. Und eine Route über Umwege zu einem Hintereingang des Stadions? Von wegen! RB wird am Haupteingang vorfahren.

Vermutlich wird dieses Spiel deshalb wohl aus dem Pokal-Rahmen fallen. Sittsam jedenfalls kann es kaum mehr zugehen. Ritter unternahm noch einen Versuch, die längst schon explosive Partie zu entschärfen, der Ausgang allerdings bleibt offen: „Wir tragen die Rivalität auf dem Rasen aus, und nicht auf den Rängen.“