Mittelfeld-Arbeiter nach Zahn-Verlust Diego Demme: So wichtig ist er für RB Leipzig
Leipzig - Diego Demme hat in dieser Woche ein paar Mal von seinem unfreiwilligen und spektakulären Tausch berichten müssen: „Schneidezahn gegen erstes Tor im Profifußball“. Dass RB Leipzigs kleiner Mittelfeldkämpfer bislang in seiner Profilaufbahn von Ober- bis Bundesliga noch nie ein Tor erzielt hatte und dann bei seinen Premierentreffer durch den Tritt des Freiburgers Nicolas Höfler einen Zahn einbüßte, war die Geschichte des 29. Spieltags.
Die Heldengeschichte passte hervorragend zu Diego Demme, der sich seine Karriere ähnlich hart erarbeiten musste wie seinen ersten Treffer. Fast wirkt es, als musste er erst einen Zahn verlieren, um überregionale Wertschätzung zu bekommen.
Nur FC Bayerns Thiago ist öfter am Ball als Diego Demme
Der 25-Jährige durfte im Fachmagazin Kicker ausgiebig über seinen Werdegang erzählen. Dabei beschreibt Demme, dem bei seinem Wechsel 2014 aus Paderborn nur die wenigsten eine große Bundesligakarriere zugetraut hätten, auch seinen Initialmoment bei RB. „Meine schwerste Phase waren 2015 die ersten Zweitligaspiele unter Ralf Rangnick als Trainer. Da war ich anfangs nicht einmal im Kader“, erinnert sich Demme. „Da habe ich mir einige Gedanken gemacht und beschlossen, im Training so Gas zu geben, dass der Trainer nicht mehr an mir vorbeikommt.“ Mit Erfolg: Demme spielte sich nicht nur bei Rangnick, sondern in dieser Saison auch noch eine Liga höher bei Ralph Hasenhüttl in die erste Elf. Und mehr noch: In gleich mehreren Rankings liegt er ligaweit ganz vorn.
Was die Laufwerte angeht, rangiert er mit 323,4 Kilometern auf Rang zwei. Nur der Ingolstädter Pascal Groß, bis Ende der vergangenen Saison ebenfalls ein Schüler von Hasenhüttl, ist knapp drei Kilometer mehr gelaufen. „Spieler, die viel laufen, haben bei mir einen hohen Stellenwert“, sagt Hasenhüttl.
Darüber hinaus belegt der Deutsch-Italiener Demme mit durchschnittlich 85 Ballkontakten pro Spiel – insgesamt 2 305 in dieser Spielzeit – auch in dieser Statistik den zweiten Platz hinter Bayern Münchens Tiago (Ø 111,92 Kontakte pro Spiel).
Dass der 1,70 Meter kleine „Sechser“ mit 59 Fouls (2,2 pro Spiel) auch in der Foul-Statistik den zweiten Platz belegt – hinter Hoffenheims Stürmer Sandro Wagner (63) – unterstreicht seine Galligkeit auf dem Platz. Noch häufiger wird Demme übrigens selbst gefoult – durchschnittlich 2,5 mal pro Partie – am fünfhäufigsten in der Bundesliga.
Angesichts dieser Werte ist es kein Wunder, dass Demme den italienischen Ex-Star Gennaro Gattuso verehrt. „Ich habe es geliebt, ihm zuzuschauen“, schwärmte er im Kicker. „Er ist immer vorangegangen, war mit seiner Mentalität ein Vorbild. Er hat Andrea Pirlo den Rücken freigehalten und die Gegner in den Zweikämpfen fast aufgefressen.“ So ähnlich versucht es Demme nun mit Nebenmann Naby Keita.
Doch Trainer Ralph Hasenhüttl betont, dass sein defensiver Mittelfeldspieler keineswegs der eindimensionale Kicker sei, als der er medial oft dargestellt werde. „Diego hat auch fußballerisch eine sensationelle Entwicklung genommen“, lobt der Trainer. „Ich sehe für ihn keine Limits. Er lernt, sich besser mit Ball zu positionieren, ins Spiel zu bringen, kann gute Pässe spielen. Wenn er jetzt noch anfängt, Tore zu machen, habe ich auch nichts dagegen – auch wenn er dabei Zähne verliert“, sagt der Chefcoach lachend.
Demme spielt mit Zahnschutz
Demmes Tugenden wird RB auch am Sonntag (17.30 Uhr) auf Schalke benötigen, wo die Fans RB Leipzig zum einen nicht sonderlich mögen – nicht nur wegen Timo Werners Schwalbe im Hinspiel – und zum anderen das Team nach dem bitteren Europapokal-Aus gegen Ajax Amsterdam nur noch kämpferischer auftreten wird.
Diego Demme wird dann erstmals mit einer Schiene auflaufen, die das Zahn-Provisorium schützt. In seiner Kampfkraft wird das den Mann, der nach Maradona benannt ist, nicht beeinträchtigen: „Ich werde so in die Zweikämpfe gehen wie bisher.“
(mz )